Finanzvorstand Jörg Jacoby. Quelle: DSW 21
Jörg Jacoby, als unbelastet geltender Finanzvorstand der Kommunalholding DSW
21, soll über kurz oder lang Chef des Unternehmens werden, berichten die
Ruhr Nachrichten. Sie zitieren ihn sogar mit seiner Bereitschaft, Vorstandschef zu werden. Es gebe nur zwischen den Ratsfraktionen unterschiedliche Vorstellungen von der Geschwindigkeit, mit der er befördert werden soll.
Die Grünen und ihr Juniorpartner CDU, die im Stadtrat koalieren und daher den SPD-Oberbürgermeister Thomas Westphal nicht in Watte packen müssen, der dem Aufsichtsrat der DSW
21 vorsteht, bevorzugen demnach eine Bestellung Jacobys erst im Oktober. Zuvor müssten die Affären um die Energie-Einkaufspolitik der fristlos entlassenen Vorstandsvorsitzenden Heike Heim (53) und den angeblichen Betrug an Endkunden durch die digitale Energievertriebsgesellschaft Stadtenergie aufgearbeitet werden (wir berichteten).
SPD, Linke und FDP/Bürgerliste wiederum neigen dem Bericht zufolge dazu, Jacoby schon in der Aufsichtsrats-Sitzung vom 22.
Juli auf den Schild zu heben. Als Kompromisslinie könne die Vergabe eines Titels wie „kommissarischer Vorstandsvorsitzender“ oder „Vorstandssprecher“ Erfolg haben, die herausstellt, dass Jacoby gegenüber Verkehrsvorstand Ulrich Jäger und Arbeitsdirektor Harald Kraus wenigstens Primus inter pares geworden ist.
Die Dortmunder Stadtwerke
AG wollten zu dem Bericht am 19.
Juli nicht Stellung nehmen.
Was der Aufsichtsrat angeblich Heim vorwirftDer Aufsichtsrat begründet die fristlose Entlassung von Heike Heim laut dem Bericht und anderen Quellen damit, dass sie in ihrer vorigen Position bei der Tochter Dortmunder Energieversorgung
AG (DEW
21) während der Energiekrise im Herbst 2021 überteuerte langfristige Strom- und Gasbezugsverträge abgeschlossen habe, am Aufsichtsrat und den Gesellschaftern Stadt und Westenergie vorbei.
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Heike Heim Quelle: DEW21 |
Allerdings könnte der Vorgang auch den OB unangenehm tangieren, der auch DEW-21-Aufsichtsratschef ist und stets beteuert hatte, von den Vorgängen nichts gewusst zu haben. Im März 2023 bat er allerdings den Rat um eine Bürgschaft von bis zu 272
Millionen Euro für eine außergewöhnlich hohe Kreditlinie von 340
Millionen Euro, den die Mutter DSW
21 der DEW
21 unter dieser Bedingung einräumte. Der ausdrückliche Zweck: die Absicherung von Energiegeschäften.
Der Schaden für DEW21 beläuft sich laut
Ruhr Nachrichten, die sich auf ein PWC-Gutachten berufen, zwischen 40
und 100
Millionen Euro.
Die Stadtenergie GmbH wiederum − eine angeblich von Heike Heim geförderte bundesweiten Digital- und Discountvertriebs-Tochter der DEW
21 − soll 40.000 Kunden überhöhte Energierechnungen gestellt haben, die sie jetzt erstatten muss.
Hier soll der Schaden 74 Millionen Euro betragen.
Bisher keine Klage anhängigUngeachtet der fristlosen Entlassung Heims wird nach älteren Angaben über einen Aufhebungsvertrag verhandelt. Bis 17.
Juli war jedenfalls keine Kündigungsschutz-Klage beim Arbeitsgericht Dortmund eingegangen. Das Arbeitsgericht und das Landgericht äußerten sich am 19.
Juli nicht auf eine neuerliche Anfrage. Heim war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Freitag, 19.07.2024, 17:00 Uhr
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