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Die Erneuerbaren waren 2020 die einzige Energiequelle, bei der die Nachfrage trotz Pandemie angestiegen ist. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur (IEA).
Die Menge der zugebauten erneuerbaren Stromkapazitäten stieg im vergangenen Jahr weltweit um 45 % auf 280.000 MW. Wie die IEA in ihrem "Renewable Energy Market Update" aufführt, handelt es sich dabei um den größten Anstieg im Jahresvergleich seit 1999. Diese zusätzliche Leistung entspricht laut den Marktforscherinnen und Marktforschern, in etwa der gesamten installierten Kapazität der ASEAN-Länder, dem Verband von zehn südostasiatischen Nationen.
Das aktuelle Update des weltweiten Erneuerbaren-Zubaus sieht mit Blick auf die Jahre 2021 und 2022 noch viel Ausbaupotenzial nach oben. "Der Anstieg im Jahr 2020 wird zur neuen Normalität", heißt es in der Mitteilung der IEA. Erneuerbare Stromquellen würden in den kommenden Jahren deutlich schneller wachsen als vor der Pandemie. So gehen die Marktbeobachter für 2021 von einer Verdopplung der erneuerbaren Kapazität aus: an die 270.000 MW sollen demnach in diesem Jahr dazukommen, im kommenden Jahr sollen es dann noch einmal 280.000 MW sein.
Nach oben korrigierte Prognosen
Damit hat die IEA ihre Prognosen gegenüber bisherigen Schätzungen um 25 % nach oben korrigiert. Als Grund macht sie die weltweite Regierungspolitik ausfindig. Weltweit seien seitens der Regierungen erneuerbare Kapazitäten in Rekordhöhe versteigert worden. Selbst als die Pandemie makroökonomische Unsicherheiten auslöste und die Nachfrage unterdrückte, hätten Unternehmen langjährige Stromabnahmeverträge in Rekordhöhe unterschrieben, heißt es seitens der Agentur.
"Wind- und Solarenergie geben uns mehr Gründe, optimistisch zu sein, was unsere Klimaziele angeht, da sie einen Rekord nach dem anderen brechen", erklärt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Im vergangenen Jahr hätte der Anstieg an erneuerbaren Kapazitäten 90 % des gesamten Zuwaches im globalen Stromsektor ausgemacht. Regierungen müssten auf dieser vielversprechenden Dynamik aufbauen − durch politische Maßnahmen, die größere Investitionen in Erneuerbare fördern und in die dafür nötige zusätzliche Netzinfrastruktur. "Ein massiver Ausbau von sauberem Strom ist unerlässlich, um der Welt eine Chance zu geben, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen", so Birol.
Entwicklungen bei Solar- und Windkraft
2020 hat sich der weltweite Zubau von Windkraftanlagen auf 114.000 MW nahezu verdoppelt. Die IEA geht davon aus, dass sich dieses Wachstum in den Jahren 2021 und 2022 etwas verlangsamen wird. Die Zuwächse werden jedoch immer noch um 50 % über dem Ausbau der Jahre 2017 bis 2019 liegen.
Bei den Solar-Installationen gehen die Marktforscher von weiteren Rekordwerten aus. Ihrer Prognose nach wird der jährliche Solar-Zubau bis 2022 voraussichtlich bei über 160.000 MW liegen. Das wäre fast 50 % höher als das Niveau, das 2019 vor der Pandemie erreicht worden ist.
Blick auf China, USA und Indien
Im Zentrum der globalen Nachfrage und des globalen Angebots an erneuerbaren Energien sieht die IEA weiterhin die Volksrepublik China. Seit mehreren Jahren sei sie für rund 40 % des globalen Wachstums der erneuerbaren Kapazität verantwortlich. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil Chinas laut IEA erstmalig sogar auf 50 %. Die Agentur begründet dies mit in aller Eile fertiggestellten Projekten, bevor die staatlichen Subventionen ausliefen.
Für 2021 und 2022 geht die IEA davon aus, dass sich das Erneuerbaren-Wachstum in China auf einem Niveau stabilisieren wird, das mehr als 50 % über dem Wert des Zeitraums 2017 bis 2019 liegen wird. "Jede Verlangsamung in China in den kommenden Jahren wird durch ein starkes Wachstum in Europa, den USA, Indien und Lateinamerika kompensiert, wo staatliche Unterstützung und fallende Preise für Photovoltaik und Windkraft die Installation weiter vorantreiben", schreiben die Analysten.
Als Grund für das Kapazitätswachstum der Erneuerbaren in den USA in diesem und im kommenden Jahr macht die IEA insbesondere die Verlängerung der Steuergutschriften auf Bundesebene verantwortlich. Weder die neuen Emissionsreduktionsziele der US-Regierung noch das Infrastrukturgesetz sind in dieser Prognose berücksichtigt. Sollte das Gesetz in Kraft treten, würde es den Ausbau der erneuerbaren Energien nach 2022 deutlich stärker vorantreiben.
In Indien registriert die IEA im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 einen Rückgang des Kapazitätszubaus um fast 50 %. Die Analysten gehen jedoch davon aus, dass sich dort das Wachstum wieder erholen und 2022 auf ein neues Hoch klettern wird. Durch die Pandemie verzögerte Inbetriebnahmen würden dann zum Tragen kommen, heißt es.
Dienstag, 11.05.2021, 12:29 Uhr
Davina Spohn
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