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Russland hat 2023 mehr Flüssigerdgas (LNG) nach Europa exportiert als 2022. Dabei war die Verflüssigungsmenge dort um 2 Prozent auf rund 32 Millionen Tonnen gesunken.
Europa hat 2023 Asien als größten Importeur von russischem LNG abgelöst. Wie die Wirtschaftszeitung Kommersant im Januar berichtete, umfassten die russischen LNG-Exporte nach Europa und in die Türkei laut Marktdaten-Analyseunternehmen Kpler 2023 insgesamt 16,4 Millionen Tonnen LNG und übertrafen damit die Zahlen vom Vorjahr (16,3 Millionen Tonnen). Asien verzeichnete dagegen zeitgleich einen Rückgang der LNG-Schiffstransporte aus Russland von 16,5 auf 15,5 Millionen Tonnen.
Das meiste LNG aus Russland kam 2023 in spanischen und belgischen Häfen an. Dies waren jeweils 5 Millionen Tonnen LNG. Spanien hat sich für Russland im Verlauf des Krieges in der Ukraine zum größten LNG-Abnehmer in Europa entwickelt. Nachdem Belgien die LNG-Importe im letzten Jahr gedrosselt hatte, versechsfachten sich diese im Oktober plötzlich, sodass der Anteil der Importe aus Russland dort bei 37 Prozent liegt.
Auch die Niederlande nahmen den Import von russischem LNG wieder auf. Ebenso bezogen Portugal und Griechenland nach einer Pause wieder LNG aus Russland.
Sergej Kondratjew vom Institut für Energie und Finanzen erwartet laut Kommersant - abgesehen von einem Anstieg der LNG-Produktion in Russland auf 36 Millionen Tonnen -, dass die Lieferungen nach Europa in diesem Jahr auf 12 bis 13 Millionen Tonnen LNG sinken könnten. Grund dafür seien Veränderungen auf dem europäischen Markt, die Stabilisierung der Gaspreise auf einem relativ niedrigen Niveau und erhöhter Sanktionsdruck. Besonders die Sanktionen der USA gegen das zweite große Werk Arctic LNG 2 von Novatek auf der nordsibirischen Halbinsel Gydan hat er offenbar im Sinn. Obgleich die erste Produktionslinie von Arctic LNG 2 im Dezember 2023 mit der Gasverflüssigung startete, ist von Transport-Engpässen und Lieferverzögerungen die Rede, weil Spezialtanker der Eisklasse zum Abtransport fehlen.
Belgien tut sich mit Sanktionen schwer
Deweil scheint der Vorstoß von Rat und Parlament der Europäischen Union, Mitgliedsstaaten den Ausstieg aus russischen Langfristverträgen rechtlich zu ermöglichen, auf Hindernisse zu stoßen. „Wir sind in der Tat auch in Belgien mit spezifischen Verträgen konfrontiert, die lange vor dem Krieg unterzeichnet wurden, und es ist immer noch der Punkt offen, wie wir damit umgehen sollen“, erklärte die belgische Energieministerin Tinne Van der Straeten (Grüne) Medienberichten zufolge am 22. Januar auf einer Sitzung des Energieausschusses im EU-Parlament. Mit Verweis auf eine Bestimmung im bevorstehenden EU-Gasmarktgesetz, die es den Ländern ermöglichen würde, die Einfuhr von russischem LNG einzuschränken, sagte sie, es sei nicht ganz klar, ob dies praktikabel sei.
Jede Maßnahme würde zunächst Konsultationen mit Nachbarländern erfordern. Schließlich bleibt ein großer Teil der betreffenden LNG-Lieferungen, die im Hafen Zeebrugge anlanden, nicht in Belgien, sondern geht per Pipeline in Nachbarländer. „Das können wir nicht einseitig angehen“, so die Ministerin.
Neues Terminal in Griechenland nützt Russland
In Griechenland öffnet derweil ein neues LNG-Terminal die Pforten, um mehr Gas von Süden über Bulgarien nach Zentral- und Osteuropa bis in die Slowakei und Ukraine bringen zu können. Griechische Medien berichteten, am 20. Januar sei ein Tanker mit der ersten LNG-Ladung an der neuen schwimmenden Speicher- und Regasifizierungsanlage (FSRU) in Alexandroupolis in Nordgriechenland eingetroffen. Das regasifizierte Gas soll über eine 28 Kilometer lange Pipeline, die zum größten Teil unter Wasser liegt, ins nationale Gasnetz eingespeist werden. Der Probebetrieb sei auf sechs bis sieben Wochen veranschlagt, um den kommerziellen Betrieb im März aufzunehmen.
In der ersten Phase soll das Projekt zunächst das griechische Netz mit Gas versorgen. Die restlichen 4 Milliarden Kubikmeter pro Jahr sollen zur Griechisch-Bulgarischen Verbindungsgasleitung IGB durchgeleitet werden. 70 Prozent soll das neue LNG-Terminal für die IGB liefern. Für Russland ist das ein weiteres Tor, um LNG aus dem hohen Norden nach Europa zu bringen.
Wer in der EU für LNG-Sanktionen ist
Zugleich setzen sich Polen und die baltischen Länder dafür ein, dass im 13. Sanktionspaket der EU ein Importverbot für LNG aus Russland enthalten ist. Weder gasförmiges noch verflüssigtes Erdgas aus Russland ist bisher von Sanktionen belegt. Es gibt lediglich einen Preisdeckel sowie Sanktionen auf bestimmte Abwicklungsbanken und Währungsumtausch-Forderungen. Russland hatte die Lieferungen per Gaspipelines an Deutschland im August 2022 von sich aus eingestellt.
Mittwoch, 24.01.2024, 11:24 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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