Die Wärme-Fachmesse "Heatexpo" feiert in Dortmund Premiere. Quelle: Volker Stephan
Die kommunale Wärmeplanung kann eine Leitfunktion auch für den Aus- und Umbau von Strom- und Gasnetzen haben. Das sagte Dena-Experte Andreas Koch auf der „Heatexpo“ in Dortmund.
Die Messe-Regie des neuen Branchentreffs „Heatexpo“ in Dortmund bewies beim Vortragsprogramm des ersten Tages am 21. November ein gewisses dramaturgisches Gespür. Während ein Großteil der Vorträge und Debatten das hierzulande ab 1. Januar 2024 geltende Wärmeplanungsgesetz zum Inhalt hatte, kamen die Vorreiter auf diesem Fachgebiet ganz zum Schluss zu Wort. Dänemark hatte sein erstes Wärmeplanungsgesetz bereits 1979 verabschiedet.
Ein Blick zu den Nachbarn und ihren Erfahrungen lohnt also. Deutschland, noch ganz am Anfang der Wärmewende, kann davon profitieren. Passend dazu stellte Andreas Koch für die Deutsche Energie-Agentur GmbH (Dena) einen im März 2023 abgeschlossenen Praxisdialog zur integrierten Energieinfrastrukturplanung vor. Der Teamleiter „Quartier & Stadt“rief die Ergebnisse gemeinsamer Gespräche mit EWE Netz, der Rheinischen Netzgesellschaft (RNG), den Stadtwerken München und Stromnetz Hamburg in Erinnerung (wir berichteten).
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Andreas Koch (Dena) warb auf der „Heatexpo“ in Dortmund für die integrierte Netzplanung. Quelle: Volker Stephan |
Integrierte Netzplanung führe im Idealfall dazu, so Andreas Koch, dass Versorger und Netzentwickler parallele Infrastrukturen vermeiden. Parallele Netze können beispielsweise entstehen, wenn ein Fernwärmeversorger Quartiere oder Stadtteile anschließt, für die ein Stromnetzbetreiber gleichzeitig Leitungen verstärkt, weil er den Hochlauf von Wärmepumpen unterstützen will. Eine Abstimmung dieser Netzpläne sei natürlich leichter, so Andreas Koch, wenn ein Energiekonzern Verteilnetze für Gas, Strom und Wärme unter einem Dach betreibt und plant.
Wo konkurrierende Unternehmen Verantwortung für die verschiedenen Netze tragen, sollte es frühzeitig eine Abstimmung der Akteure geben, um „friedliche“ Lösungen für die Sicherstellung der Versorgung und das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Der Praxisdialog mit den vier Unternehmen habe viele gute Ergebnisse erbracht. So sei allen die Dringlichkeit bewusst, Prozesse aufeinander abzustimmen.
Wärmeplanung kann Leitfunktion für den Netzausbau habenVon der Wärmeplanung in den Kommunen, für die ab Januar 2024 ein gesetzlicher Rahmen gilt, verspricht Andreas Koch sich wirkungsvolle Impulse auch für Gebiete, in denen die Infrastruktur noch nicht weit entwickelt ist. Die Wärmeplanung könne hier eine gute Leitplanung darstellen, um zu klären, welche Energieträger künftig an welche Stellen zu liefern seien. Die Netzplanungen für Gas beziehungsweise das Nachfolgemolekül Wasserstoff, für Strom und Wärme sollten die Verantwortlichen nun zeitlich synchron vornehmen. Nur so ließen sich Maßnahmen mit langem Vorlauf rechtzeitig umsetzen, etwa der Hochlauf von Wärmepumpen oder Elektrolyseuren.
Als konkreter Vorschlag ging aus dem Praxisdialog hervor, dass es eine zentrale Energiekoordinationsstelle in den Kommunen geben solle. Sie könne die umfassende Energieleitplanung bündeln und der zentrale Anlaufpunkt für die Infrastrukturbetreiber sein. Mit dieser Hilfe ließen sich gemeinsam die Transformationspläne für die Netze entwickeln. Kommunen sollten auch regional denken und damit über die Gemeindegrenzen hinaus Energieszenarien in größerem Zusammenhang entwickeln, wovon wiederum Netzbetreiber profitieren.
Die „Heatexpo“ in Dortmund ist die erste Wärme-Fachmesse ihrer Art in Deutschland. Noch bis zum 23. November zeigen mehr als 100 Aussteller in der Westfalenhalle 4 ihre Produkte und Dienstleistungen für die klimafreundliche Wärmeversorgung der Zukunft. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat laut Hauptgeschäftsführer Ingert Liebing „gerne die ideelle Partnerschaft“ für die Veranstaltung übernommen. Sie „hat das Zeug zur künftigen Leitmesse der Wärmewirtschaft“.
Dienstag, 21.11.2023, 16:55 Uhr
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