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Energie & Management > Wärme - Zu teuer: Wiesmoor legt Fernwärme-Pläne zu den Akten
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme

Zu teuer: Wiesmoor legt Fernwärme-Pläne zu den Akten

In Ostfriesland haben sich Fernwärme-Pläne vorerst zerschlagen. Die Stadt Wiesmoor stellt Überlegungen ein, Abwärme aus einem Biomasse-Heizkraftwerk in einzelne Quartiere zu leiten.
Der Weg fort vom Gas ist zuweilen lang und beschwerlich. In Wiesmoor, einer Stadt im ostfriesischen Teil Niedersachsens, sind jahrelange Planungen für ein erstes Fernwärmenetz zunächst ad acta gelegt. Die Kommune im Landkreis Aurich hält die ins Auge gefasste Wärmeversorgung nicht für bezahlbar.

Die Idee besaß ihren Reiz. In der mit gut 13.000 Menschen zweitkleinsten Kommune Ostfrieslands befindet sich ein Biomasse-Kraftwerk. Es gehört dem Erneuerbaren-Ableger des international agierenden Papierunternehmens Koehler aus dem baden-württembergischen Oberkirch. Das offiziell von der Wiesmoorer Bioenergie GmbH, Teil der 2012 gegründeten Koehler Renewable Energy, betriebene Kraftwerk speist Strom ins öffentliche Netz ein und verteilt Wärme an umliegende Gartenbaubetriebe.

Zugleich blase das Biomasse-Heizkraftwerk im Jahr etwa 40 Millionen kWh Wärme „in die Luft“, so die Stadt Wiesmoor in einer Mitteilung. Um diese Menge nutzbar zu machen, schmiedete die Kommune, die nicht über eigene Stadtwerke verfügt, Pläne für eine Fernwärme-Versorgung von bis zu vier Quartieren.

Konzept und Machbarkeitsstudie von der Bremer SWB

In die Überlegungen bezog Wiesmoor die Bremer SWB mit ein. Die Tochter des Oldenburger Konzerns EWE hatte im Frühjahr das gewünschte Konzept zur „CO2-neutralen Wärmeversorgung Wiesmoors“ fertiggestellt. Ende Mai 2022 erging der Auftrag für eine Machbarkeitsstudie an die SWB Services AG. Auch bei der Präsentation dieses Papiers ein Jahr später herrschte allgemeiner Optimismus.

Die Ernüchterung folgte auf die europaweite Ausschreibung für den Bau und Betrieb der Fernwärme- und Anschlussleitungen. Exakt ein Angebot erreichte die Kommune, von wem, sagt sie nicht. Der kalkulierte Gesamtwärmepreis sei allerdings „nicht zufriedenstellend“ gewesen. Auch missfiel Wiesmoor, dass ein Ölbrennwertkessel die Wartungs- und Reinigungsintervalle des Biomasseheizkraftwerks überbrücken sollte.

Es folgte die Intervention der Wiesmoorer Verwaltung, ein neues Angebot einzureichen und darin auf Gas statt Öl als Ersatzbrennstoff zu setzen. Ergebnis: Der Preis für eine kWh lag nun noch einmal höher. Aus der Ernüchterung wurde „große Enttäuschung“. Es sei der Stadt in der Folge nichts anderes übrig geblieben, als die Ausschreibung wegen Unwirtschaftlichkeit aufzuheben.

Damit bleibt eine kommunal gesteuerte Wärme-Alternative zu Öl und Gas in Wiesmoor zunächst Wunschdenken. Der Versorger EWE hatte angekündigt, 2023 letztmals Gasleitungen bei Neubauvorhaben zu verlegen. Nun ist in Wiesmoor bei der kommunalen Wärmeplanung guter, aber weniger teurer Rat gefragt.

Donnerstag, 12.09.2024, 14:10 Uhr
Volker Stephan
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Zu teuer: Wiesmoor legt Fernwärme-Pläne zu den Akten
In Ostfriesland haben sich Fernwärme-Pläne vorerst zerschlagen. Die Stadt Wiesmoor stellt Überlegungen ein, Abwärme aus einem Biomasse-Heizkraftwerk in einzelne Quartiere zu leiten.
Der Weg fort vom Gas ist zuweilen lang und beschwerlich. In Wiesmoor, einer Stadt im ostfriesischen Teil Niedersachsens, sind jahrelange Planungen für ein erstes Fernwärmenetz zunächst ad acta gelegt. Die Kommune im Landkreis Aurich hält die ins Auge gefasste Wärmeversorgung nicht für bezahlbar.

Die Idee besaß ihren Reiz. In der mit gut 13.000 Menschen zweitkleinsten Kommune Ostfrieslands befindet sich ein Biomasse-Kraftwerk. Es gehört dem Erneuerbaren-Ableger des international agierenden Papierunternehmens Koehler aus dem baden-württembergischen Oberkirch. Das offiziell von der Wiesmoorer Bioenergie GmbH, Teil der 2012 gegründeten Koehler Renewable Energy, betriebene Kraftwerk speist Strom ins öffentliche Netz ein und verteilt Wärme an umliegende Gartenbaubetriebe.

Zugleich blase das Biomasse-Heizkraftwerk im Jahr etwa 40 Millionen kWh Wärme „in die Luft“, so die Stadt Wiesmoor in einer Mitteilung. Um diese Menge nutzbar zu machen, schmiedete die Kommune, die nicht über eigene Stadtwerke verfügt, Pläne für eine Fernwärme-Versorgung von bis zu vier Quartieren.

Konzept und Machbarkeitsstudie von der Bremer SWB

In die Überlegungen bezog Wiesmoor die Bremer SWB mit ein. Die Tochter des Oldenburger Konzerns EWE hatte im Frühjahr das gewünschte Konzept zur „CO2-neutralen Wärmeversorgung Wiesmoors“ fertiggestellt. Ende Mai 2022 erging der Auftrag für eine Machbarkeitsstudie an die SWB Services AG. Auch bei der Präsentation dieses Papiers ein Jahr später herrschte allgemeiner Optimismus.

Die Ernüchterung folgte auf die europaweite Ausschreibung für den Bau und Betrieb der Fernwärme- und Anschlussleitungen. Exakt ein Angebot erreichte die Kommune, von wem, sagt sie nicht. Der kalkulierte Gesamtwärmepreis sei allerdings „nicht zufriedenstellend“ gewesen. Auch missfiel Wiesmoor, dass ein Ölbrennwertkessel die Wartungs- und Reinigungsintervalle des Biomasseheizkraftwerks überbrücken sollte.

Es folgte die Intervention der Wiesmoorer Verwaltung, ein neues Angebot einzureichen und darin auf Gas statt Öl als Ersatzbrennstoff zu setzen. Ergebnis: Der Preis für eine kWh lag nun noch einmal höher. Aus der Ernüchterung wurde „große Enttäuschung“. Es sei der Stadt in der Folge nichts anderes übrig geblieben, als die Ausschreibung wegen Unwirtschaftlichkeit aufzuheben.

Damit bleibt eine kommunal gesteuerte Wärme-Alternative zu Öl und Gas in Wiesmoor zunächst Wunschdenken. Der Versorger EWE hatte angekündigt, 2023 letztmals Gasleitungen bei Neubauvorhaben zu verlegen. Nun ist in Wiesmoor bei der kommunalen Wärmeplanung guter, aber weniger teurer Rat gefragt.

Donnerstag, 12.09.2024, 14:10 Uhr
Volker Stephan

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