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Der Flächenstreit um eine Konverterproduktion in Rostock-Warnemünde ist gelöst.
Auf einem Teil der Marinearsenalwerft in Rostocks Stadtteil Warnemünde können künftig private Unternehmen angesiedelt werden. Es geht um den Bau von Konverterplattformen. Die Nachfrage ist hoch.
Nach monatelangen Gesprächen ist nun der Weg für den Bau von Konverterplattformen auf einem Teil der Marinearsenalwerft in Rostock-Warnemünde frei. Verteidigungsminister Boris Pistorius gab am 21. August grünes Licht für die privatwirtschaftliche Nutzung der Teilflächen. In Konverterplattformen wird der Strom von Windrädern auf See gebündelt und für den verlustarmen Weitertransport zur Küste in Gleichstrom umgewandelt.
Bis Ende Oktober müssten noch Feinheiten geklärt werden. Da sei aber nichts dabei, was eine verbindliche Vereinbarung aufhalten könne, sagte der SPD-Politiker. Es sei ein guter Tag für die Bundeswehr, die Warnowwerft, die Energiepolitik und Mecklenburg-Vorpommern.
Der Bund hatte die Anlage nach der Insolvenz der MV-Werften im vergangenen Jahr übernommen. Das Arsenal setzt mit seinem knapp 500 Beschäftigten dort planmäßig vier Marineschiffe im Jahr instand. Es werden aber nur rund zwei Drittel der Fläche voll genutzt.
Pistorius betonte, die Entscheidung, den Standort zu übernehmen, sei "goldrichtig" gewesen. Durch die eigene Werft der Marine zeige die Bundeswehr auch, dass sie in der Lage sei, die Wartung der eigenen Systeme selbst zu übernehmen und zu organisieren. Die Warnowwerft habe ein großes Potenzial. "Wir sind noch lange nicht am Ende des Weges, bestenfalls am Anfang", sagte Pistorius.
Hoffnung auf Hunderte Arbeitsplätze
Mit der nun möglichen Ansiedlung privater Unternehmen ist die Hoffnung auf mehrere Hundert Arbeitsplätze verbunden. Neben dem belgischen Stahlbauunternehmen Smulders meldete nach Angaben des Schweriner Wirtschaftsministeriums auch die deutsche Meyer-Gruppe, die in Warnemünde in der Neptun-Werft unter anderem Flusskreuzfahrtschiffe baut, Interesse an der Nutzung dieser Flächen an.
Nach Angaben der Bundesregierung wird erwartet, dass von 2026 bis 2045 allein für den deutschen Markt 33 Konverterplattformen benötigt werden, die jeweils bis zu 2 Milliarden Euro kosten. Bundeswirtschaftsministerium, die Landesregierung und Gewerkschaften hatten sich für die privatwirtschaftliche Teilnutzung starkgemacht.
ÜNB: Mehr Auswahl, effizientere Umsetzung
Für den Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, der für die Ostsee zuständig ist, ergibt sich mit der Entscheidung eine weitere Option, den Stahlbau für Konverterplattformen innerhalb Europas vergeben zu können, heißt es in einer Mitteilung. „Das stärkt die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der europäischen Industrie und führt zu mehr Effizienz in der Umsetzung solcher, aus vielen technischen Komponenten bestehender, komplexer Projekte“, erklärte 50-Hertz-Chef Stefan Kapferer.
Konverterplattformen werden benötigt, um den Strom von Windparks auf dem Meer zu bündeln, auf ein höheres Spannungsniveau anzuheben und von Wechsel- in Gleichstrom umzuwandeln.
Um den Bau der Konverterplattformen zu vereinheitlichen und dadurch zu beschleunigen, haben sich die deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion und Tennet auf den sogenannten 2-GW-Standard bei allen neuen Projekten in Verbindung mit der Spannungsebene 525 kV für die Gleichstromkabel verständigt. In dieser Kombination lassen sich große Mengen Strom über weite Entfernungen annähernd verlustfrei transportieren.
50 Hertz plant eine Netzanbindung mit diesem Standard für das Projekt Ostwind 4 nordöstlich von Rügen sowie für zunächst zwei Projekte in der Nordsee, Lanwin 3 und Lanwin 6.
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sprach davon, je nach Konfiguration sei mit 300 bis 500 Arbeitsplätzen zu rechnen. Auch die IG Metall begrüßte die Entscheidung. "Die monatelange Hängepartie ist vorbei", so Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Die Marine teilte am Rande des Besuchs auch mit, dass am 22. September die Fregatte "Hessen" für einen kurzen Instandsetzungsaufenthalt im Marinearsenal Rostock festmachen wird. Der Zwischenstopp wird voraussichtlich nachmittags beendet sein.
Donnerstag, 21.09.2023, 11:03 Uhr
Georg Eble und dpa
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