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Energie & Management > Gas - Polen nimmt Baltic Pipe in Betrieb
Quelle: Pixabay / Magnascan
Gas

Polen nimmt Baltic Pipe in Betrieb

Pünktlich zum Beginn der Heizsaison nimmt die Ostseegasleitung Baltic Pipe den Transportbetrieb auf. Sie schließt Polen an norwegische Gasvorkommen in der Nordsee an.
Die feierliche Eröffnung der Baltic Pipe fand in Goleniow im Nordwesten Polens statt. An der Feier nahmen der polnische Präsident Andrzej Duda, die Ministerpräsidenten Polens und Dänemarks Mateusz Morawiecki und Mette Frederiksen teil. Das symbolische Ventil der Gaspipeline öffneten sie gemeinsam.

Die 900 km lange Leitungstrasse zweigt von der Gasleitung Europipe II, die in der Nordsee Norwegen mit Deutschland verbindet, ab und führt nach Osten an die Küste. Von dort geht es auf dem Festland nach Dänemark und rund 300 Kilometer durch die Ostsee an das polnische Festland. Die neue Gasleitung kann nach Polen 10 Mrd. m3 Gas im Jahr transportieren und in die umgekehrte Richtung nach Dänemark 3 Mrd. m3 Gas im Jahr.

„Von hier aus kann Gas überall dorthin gelangen, wo es gebraucht wird“
Andrzej Duda


Präsident Duda erklärte bei der Eröffnungsfeier, dass durch diese Gaspipeline nicht nur Gas von Norwegen nach Polen, sondern auch in andere Länder geliefert werden könne. „Von hier aus kann Gas überall dorthin gelangen, wo es gebraucht wird“, so der polnische Präsident. Mit dem Transportvolumen will die polnische Öl- und Gasgesellschaft Gasimporteur PGNiG den Gasliefervertrag mit Gazprom, der zum Jahresende offiziell ausläuft, kompensieren, zumal der russische Gaskonzern die Lieferungen nach der geforderten Zahlungspflicht in Rubel im April längst eingestellt hat.

Wunsch nach Unabhängigkeit von Russland geht in Erfüllung

Für Polen geht mit der Aufnahme des Transportbetriebs am 1. Oktober der lang gehegte Wunsch, endlich unabhängig von russischen Gaslieferungen zu sein, in Erfüllung. Den Bau der Pipeline haben größtenteils der polnische Transportnetzbetreibers Gaz-System und der dänischen Fernleitungsnetzbetreibers Energinet je zur Hälfte finanziert. Zu den 1,6 Mrd. Euro Baukosten haben sie 250 Mio. Euro aus EU-Mitteln erhalten.

Die PGNiG brachte vor der Eröffnungsfeier am 23. September mit Equinor, ehemals Statoil, einen Zehnjahresvertrag zur Lieferung von Gas vom norwegischen Kontentalschelf unter Dach und Fach. Das Vertragsvolumen liegt nach Unternehmensangaben im Jahr bei 2,4 m3 Gas. In den vergangenen vier Monaten hat die PGNiG Verträge mit einem Gesamtvolumen von rund 4 Mrd. Kubikmeter abgeschlossen. Hierzu gehört der Liefervertag mit Equinor und auch ein Vertrag mit Total Energies.

Ein großer Teil des Gases für die neue Leitung soll indes aus der eignen Produktion kommen. Demnach plant die PGNiG, am norwegischen Kontentalschelf in diesem Jahr geschätzt 3 Mrd. m3 zu fördern und die Menge bis 2027 auf 4 Mrd. m3 zu erhöhen. Equinor und die PGNiG arbeiten zudem bereits bei der Erschließung und Produktion von Öl und Gas zusammen und sind Lizenzpartner in den Offshore-Feldern Skarv und Gina Krog. Im Jahr 2023 will die PGNiG über die Baltic Pipe mindestens 6,5 m3 von Norwegen nach Polen zu importieren.

Bis zum letzten Jahr ist der Gasverbrauch in Polen sukzessive auf 23,2 Mrd. m3 angestiegen, während Dänemark lediglich ein Zehntel davon verbrauchte. Um den Bedarf zu decken, förderte die PGNiG fast 6 Mrd. m3 Gas und importierte über 16 Mrd. m3 Gas. Die Importe kamen zur Hälfte aus Russland. Die andere Hälfte entfiel auf Importe über das LNG-Terminal in Swinemünde und per Pipeline aus Deutschland. Dazu versorgt der Oldenburger Energiekonzern EWE rund 23.000 Bestandskunden in Polen mit Erdgas.

„Weg von der Kohle, hin zu Erdgas“
 Daniel Waschow

Zur aktuellen Situation sagt Daniel Waschow, Geschäftsführer von EWE Polska: „Der polnische Wärmemarkt befindet sich in einer anhaltenden, grundlegenden Transformation. Kurz gesagt heißt das: weg von Kohle hin zu Erdgas. Und dies betrifft sowohl private wie auch gewerbliche und industrielle Verbraucher.“ Daraus ergebe sich ein wachsender Bedarf an Erdgas, der sich auch in den stetig steigenden Transportmengen in den Netzen widerspiegele. „Dieser Trend hält nach unserer Einschätzung auch angesichts deutlich gestiegener Gaspreise und Diskussionen um Versorgungssicherheit an.“

Betreiber und Eigentümer des inzwischen mehr als 1800 km langen Leitungsnetzes ist EWE Energia. Beim Aufbau des Netzes im Westen von Polen war ein Anschluss an das deutsche Netz einfacher und kostengünstiger zu realisieren, als eine Verbindung zum polnischen Netz, das zum damaligen Zeitpunkt noch weniger ausgebaut war. Hierzu gehört auch der Düker, eine Gasleitung unter der Oder, die das deutsche und polnische Gasnetz verbindet. Auf diesem Weg erhalten polnische Haushalte und Geschäftskunden einen Teil ihres Gases aus Deutschland, das nicht bei der PGNIG als Import ausgewiesen ist.

Mittwoch, 28.09.2022, 10:39 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gas - Polen nimmt Baltic Pipe in Betrieb
Quelle: Pixabay / Magnascan
Gas
Polen nimmt Baltic Pipe in Betrieb
Pünktlich zum Beginn der Heizsaison nimmt die Ostseegasleitung Baltic Pipe den Transportbetrieb auf. Sie schließt Polen an norwegische Gasvorkommen in der Nordsee an.
Die feierliche Eröffnung der Baltic Pipe fand in Goleniow im Nordwesten Polens statt. An der Feier nahmen der polnische Präsident Andrzej Duda, die Ministerpräsidenten Polens und Dänemarks Mateusz Morawiecki und Mette Frederiksen teil. Das symbolische Ventil der Gaspipeline öffneten sie gemeinsam.

Die 900 km lange Leitungstrasse zweigt von der Gasleitung Europipe II, die in der Nordsee Norwegen mit Deutschland verbindet, ab und führt nach Osten an die Küste. Von dort geht es auf dem Festland nach Dänemark und rund 300 Kilometer durch die Ostsee an das polnische Festland. Die neue Gasleitung kann nach Polen 10 Mrd. m3 Gas im Jahr transportieren und in die umgekehrte Richtung nach Dänemark 3 Mrd. m3 Gas im Jahr.

„Von hier aus kann Gas überall dorthin gelangen, wo es gebraucht wird“
Andrzej Duda


Präsident Duda erklärte bei der Eröffnungsfeier, dass durch diese Gaspipeline nicht nur Gas von Norwegen nach Polen, sondern auch in andere Länder geliefert werden könne. „Von hier aus kann Gas überall dorthin gelangen, wo es gebraucht wird“, so der polnische Präsident. Mit dem Transportvolumen will die polnische Öl- und Gasgesellschaft Gasimporteur PGNiG den Gasliefervertrag mit Gazprom, der zum Jahresende offiziell ausläuft, kompensieren, zumal der russische Gaskonzern die Lieferungen nach der geforderten Zahlungspflicht in Rubel im April längst eingestellt hat.

Wunsch nach Unabhängigkeit von Russland geht in Erfüllung

Für Polen geht mit der Aufnahme des Transportbetriebs am 1. Oktober der lang gehegte Wunsch, endlich unabhängig von russischen Gaslieferungen zu sein, in Erfüllung. Den Bau der Pipeline haben größtenteils der polnische Transportnetzbetreibers Gaz-System und der dänischen Fernleitungsnetzbetreibers Energinet je zur Hälfte finanziert. Zu den 1,6 Mrd. Euro Baukosten haben sie 250 Mio. Euro aus EU-Mitteln erhalten.

Die PGNiG brachte vor der Eröffnungsfeier am 23. September mit Equinor, ehemals Statoil, einen Zehnjahresvertrag zur Lieferung von Gas vom norwegischen Kontentalschelf unter Dach und Fach. Das Vertragsvolumen liegt nach Unternehmensangaben im Jahr bei 2,4 m3 Gas. In den vergangenen vier Monaten hat die PGNiG Verträge mit einem Gesamtvolumen von rund 4 Mrd. Kubikmeter abgeschlossen. Hierzu gehört der Liefervertag mit Equinor und auch ein Vertrag mit Total Energies.

Ein großer Teil des Gases für die neue Leitung soll indes aus der eignen Produktion kommen. Demnach plant die PGNiG, am norwegischen Kontentalschelf in diesem Jahr geschätzt 3 Mrd. m3 zu fördern und die Menge bis 2027 auf 4 Mrd. m3 zu erhöhen. Equinor und die PGNiG arbeiten zudem bereits bei der Erschließung und Produktion von Öl und Gas zusammen und sind Lizenzpartner in den Offshore-Feldern Skarv und Gina Krog. Im Jahr 2023 will die PGNiG über die Baltic Pipe mindestens 6,5 m3 von Norwegen nach Polen zu importieren.

Bis zum letzten Jahr ist der Gasverbrauch in Polen sukzessive auf 23,2 Mrd. m3 angestiegen, während Dänemark lediglich ein Zehntel davon verbrauchte. Um den Bedarf zu decken, förderte die PGNiG fast 6 Mrd. m3 Gas und importierte über 16 Mrd. m3 Gas. Die Importe kamen zur Hälfte aus Russland. Die andere Hälfte entfiel auf Importe über das LNG-Terminal in Swinemünde und per Pipeline aus Deutschland. Dazu versorgt der Oldenburger Energiekonzern EWE rund 23.000 Bestandskunden in Polen mit Erdgas.

„Weg von der Kohle, hin zu Erdgas“
 Daniel Waschow

Zur aktuellen Situation sagt Daniel Waschow, Geschäftsführer von EWE Polska: „Der polnische Wärmemarkt befindet sich in einer anhaltenden, grundlegenden Transformation. Kurz gesagt heißt das: weg von Kohle hin zu Erdgas. Und dies betrifft sowohl private wie auch gewerbliche und industrielle Verbraucher.“ Daraus ergebe sich ein wachsender Bedarf an Erdgas, der sich auch in den stetig steigenden Transportmengen in den Netzen widerspiegele. „Dieser Trend hält nach unserer Einschätzung auch angesichts deutlich gestiegener Gaspreise und Diskussionen um Versorgungssicherheit an.“

Betreiber und Eigentümer des inzwischen mehr als 1800 km langen Leitungsnetzes ist EWE Energia. Beim Aufbau des Netzes im Westen von Polen war ein Anschluss an das deutsche Netz einfacher und kostengünstiger zu realisieren, als eine Verbindung zum polnischen Netz, das zum damaligen Zeitpunkt noch weniger ausgebaut war. Hierzu gehört auch der Düker, eine Gasleitung unter der Oder, die das deutsche und polnische Gasnetz verbindet. Auf diesem Weg erhalten polnische Haushalte und Geschäftskunden einen Teil ihres Gases aus Deutschland, das nicht bei der PGNIG als Import ausgewiesen ist.

Mittwoch, 28.09.2022, 10:39 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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