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Für 2030 reichen die 10.000 MW wasserstofffähige Gaskraftwerke, die das Wirtschaftsministerium im Rahmen der Kraftwerks-Strategie ausschreiben möchte. Das meint ein Aurora-Analyst.
Das Analysehaus Aurora Energy Research hält den vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) geplanten Neuzubau von 10.000
MW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken für ausreichend, um einen Kohleausstieg bis 2030 zu vollziehen. „Das gilt selbst unter konservativen Bedingungen einer Dunkelflaute“, so Hanns Koenig, Energieexperte von Aurora, im Gespräch mit
MBI TradeNews Energy. Allerdings müsse nach diesem Datum weiter zugebaut werden, da ein weiterer Nachfrageanstieg zu erwarten sei und auch ältere Gaskraftwerke den Markt verlassen würden.
Ursprünglich war von 23.000
MW Bedarf an Back-up-Kraftwerken für die Energiewende die Rede gewesen, seit Februar stehen viermal 2.500
MW in den Eckpunkten der Kraftwerks-Strategie, auf die sich BMWK, Kanzleramt und Finanzministerium (BMF) geeinigt hatten. Verschiedene
Verbände halten die 10.000 MW für zu niedrig angesetzt.
Eine der Ursachen für die optimistische Prognose ist die Nachfrageentwicklung bei Strom. Für 2024 erwartet Aurora einen Stromverbrauch von 515
Milliarden kWh. Bis 2030 rechnet das BMWK mit einem Anstieg auf 750
Milliarden kWh. Die Analysten gehen jedoch nur von einem Wachstum auf rund 640
Milliarden kWh aus.
„Der Umstieg auf Elektrizität als Energieträger verläuft langsamer als geplant“, so Koenig. Das gelte für den Einbau von Wärmepumpen ebenso wie für den Ausbau der E-Mobilität und die Errichtung von
Elektrolyseuren. Zudem sei die Stromnachfrage der Industrie - bedingt durch die hohen Energiepreise und die konjunkturelle Schwäche - um 5 bis 10
Prozent zurückgegangen.
Für Koenig ist Deutschland deswegen noch nicht auf dem Weg, seine Klimaziele zu erreichen, auch wenn die Ampel in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel getan habe, um die bestehende Lücke zu vermindern.
Während der Ausbau der E-Mobility dank der absehbaren Verbilligung von elektrisch betriebenen Kraftfahrzeugen und infolge der Verteuerung von fossilen Kraftstoffen durch das nationale Emissionshandelssystem und das ETS
2 eher ein Selbstläufer sei, gelte dies für den Wärmesektor nicht, der wegen möglicher sozialer Härten politisch heikel sei. „Gerade Hausbesitzer der unteren Mittelschicht können sich den kostspieligen Einbau einer Wärmepumpe oftmals nicht leisten“, so Koenig. „Die sitzen dann in schlecht gedämmten Häusern, deren Beheizung durch steigende CO2-Preise oder den Umstieg auf grüne Gase immer teurer wird.“
Donnerstag, 18.04.2024, 11:13 Uhr
Claus-Detlef Grossmann
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