Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Für die Übertragungsnetze und die Anbindung von Offshore-Windparks gibt es preiswerter Lösungen als die bisher geplanten, gibt der BDEW zu bedenken.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) macht Vorschläge, um die Investitionen in die Energiewende wirtschaftlicher zu gestalten. Der Umbau des Energiesystems ist notwendig, um durch weniger CO2-Emissionen das Klima weniger zu belasten und andererseits, um die deutsche Energieversorgung unabhängiger von den Importen fossiler Energieträger aufzustellen. Mit zwei Maßnahmen könnte man aber die Kosten des Netzausbaus für diese Umstellung reduzieren, so der Verband.
Der Investitionsbedarf für die Energiewende ist enorm: 721 Milliarden Euro müssen allein bis 2030 investiert werden, davon allein 131 Milliarden Euro für den Aus- und Umbau der Übertragungsnetze. So sollten nach Ansicht des BDEW Freileitungen statt teure Erdkabel für die drei Trassen DC40 (Ostwestlink), DC41 (Nordestlink) und DC42 (Südwestlink) zum Einsatz kommen. Zudem könnten durch verbesserte Planung die Investitionen für die Anbindung von Offshore-Windparks gesenkt werden. Nach Schätzungen der beteiligten Unternehmen könnten so langfristig ab Mitte der 2030er Jahre Einsparungen im mittleren zweistelligen Milliardenbereich erzielt werden.
Aufhebung des Erdverkabelungsvorrangs
Die gesellschaftliche Akzeptanz und das Gelingen der Energiewende hängen, so der Verband, auch an der Begrenzung von Kosten. Die Verfahrensschritte bei den angeführten Trassen stünden noch ganz am Anfang und so ließe sich stattdessen mit Freileitungen ein zweistelliger Milliardenbetrag einsparen. Das hätte erhebliche Kostendämpfungseffekte auf die Netzentgelte, so der BDEW. „Da alle drei Projekte noch am Beginn des Planungsverfahrens stehen, würde kein Zeitverzug entstehen“, schreibt der Verband. Nötig sei dafür nur eine zügige politische Entscheidung.
Optimierung der Ausbaubedingungen für Offshore-Wind
Die Ausbauziele für Offshore Wind sind mit 70.000 MW bis zum Jahr 2045 sehr ambitioniert. Die zur Verfügung stehenden Flächen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) müssten dafür in den nächsten Jahren stark verdichtet bebaut werden. Hoher Investitionsbedarf von 150 bis 180 Milliarden Euro bis 2045 entsteht laut BDEW, vor allem beim Netzanschluss der Offshore-Windparks.
Diese Summe könne sich aufgrund weltweit steigender Preise, beispielsweise aufgrund begrenzter Rohstoff- und Lieferantenmärkte, potenziell weiter erhöhen. Die Leistung der Anlagen und ihre Netzinfrastruktur wird aber nur in einem Teil der Zeit maximal ausgenutzt. Daher sollten Effizienz und Effektivität beim Offshore-Ausbau durch eine gemeinsame Lösung im Zusammenspiel aller Akteure (Entwickler, Übertragungsnetzbetreiber, Gesetzgeber und Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) weiter gesteigert werden.
Um die Effizienzpotenziale bestmöglich zu heben, sollte für die Zielerreichung nicht die installierte Menge an Windanlagen in MW maßgeblich sein, sondern die tatsächlichen Stromerträge in TWh. Zudem sei eine weitere Optimierung der Offshore-Flächenausgestaltung zu prüfen, um Abschattungseffekte zu reduzieren und die TWh-Erträge in der AWZ Deutschlands zu maximieren. Dazu schlägt der Verband eine engere Kooperation speziell mit den Nachbarstaaten Niederlande und Dänemark im Hinblick auf die Gebietsentwicklung vor.
Energiewende darf niemanden überfordern
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae: „Investitionen in die Energiewende sind gut angelegtes Geld. Sie schaffen Wertschöpfung vor Ort und stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland sowie die Sicherheit unserer Energieversorgung.“ Allerdings dürften sie auch niemanden überfordern. „Damit die Energiewende erfolgreich wird, müssen wir die Kosten im Blick behalten“, mahnte Andreae. Daher schlage der Verband vor, dort, wo es möglich ist, den Investitionsbedarf zu senken, ohne dabei die Energiewende-Ziele infrage zu stellen.
Mittwoch, 19.06.2024, 14:33 Uhr
Susanne Harmsen
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