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Energie & Management > Wasserstoff - Technisch machbar, regulatorisch kompliziert
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

Technisch machbar, regulatorisch kompliziert

Erstmals wurde eine pipelinegebundene Wasserstofflieferung von Österreich nach Deutschland umgesetzt. Dabei zeigt sich: regulatorisch gibt es hierzulande noch Hürden. 
Im Rahmen des Projekts „H2 cross border“ ist die erste grenzüberschreitende Wasserstofflieferung von Österreich nach Deutschland erfolgt, teilte der Fernleitungsnetzbetreiber Bayernets am 26. September mit. Dabei wurde zertifizierter grünen Wasserstoff über das österreichische Erdgasnetz transportiert und in Burghausen ins deutsche Netz eingespeist. Die Projektpartner sind die Bayernets, das Energieunternehmen Bayerngas, der Lebensmittelkonzern Meggle mit Sitz in Wasserburg am Inn, das Energie- und Speicherunternehmen RAG Austria sowie der Energielösungsanbieter Shell Energy Deutschland, eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Shell. 

Gestartet ist das Projekt im Jahr 2021. Erklärtes Ziel ist es, eine Wasserstoff-Lieferkette über Österreich nach Bayern aufzubauen und zugleich aufzuzeigen, wo es Anpassungsbedarf − etwa bei der grenzübergreifenden Regulatorik − gibt. „Das Projekt ‚H2 cross border‘ zeigt, wie sich Wasserstofferzeugung und -verbrauch vernetzen lassen. Damit wollen wir einen wesentlichen Beitrag für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Bayern leisten“, sagte Bayernets-Geschäftsführer Matthias Jenn.

In Deutschland fehlt noch das Herkunftsnachweisregister

Erstmals wurde nun der von RAG mittels Wasser-Elektrolyse und Tüv Süd zertifizierter grüne Wasserstoff in das bestehende Erdgasnetz in Österreich beigemischt und in Burghausen an das Transportnetz der Bayernets übergeben. Mit der Unterstützung von den beiden Händlern Bayerngas und Shell Energy seien die ersten Wasserstoffmengen im September 2024 an den Kunden Meggle geliefert worden. Die Lieferung werde nun „kontinuierlich“ erfolgen, teilte in Sprecher von Bayernets mit. Durch die Registrierung von RAG und Meggle in der durch E-Control implementierten und betriebenen Herkunftsnachweisdatenbank ist es den Projektpartnern ebenfalls gelungen, die ersten Herkunftsnachweise für Wasserstoff in Österreich auszustellen.
 
 
Da es in Deutschland bislang an einer kompatiblen Datenbank fehlt − die Implementierung und der Betrieb des Gas-Herkunftsnachweisregisters sind für 2026 geplant −, ist der grenzüberschreitende Transfer von Herkunftsnachweisen derzeit noch nicht möglich, bemängeln die Partner. Sie fordern von der deutschen Politik eine zügige Umsetzung. Bayernets betont, dass es künftig unter anderem kürzere administrative Wege braucht sowie eines bereits jetzt erforderlichen intensiven grenzüberschreitenden Austausches von Know-how zwischen den betroffenen Unternehmen und Behörden.

Weitere Projekte der Unternehmen

Die RAG Austria testet derzeit auch, wie Wasserstoff in Porenspeichern gespeichert werden kann. In Rubensdorf speist das Unternehmen seit November 2023 testweise Wasserstoff in eine ausgeförderte Erdgaslagerstätte ein (wir berichteten). Von November 2023 bis April 2024 erfolgte die Einspeicherung von Wasserstoff, im Mai fand die „Begasung“ der Anlage statt. Damit wurde der Ausspeichervorgang simuliert: Die obertägigen Anlagen wie Gastrocknung und Verdichter kamen in ersten Kontakt mit dem Wasserstoff. Mit der im Juni begonnenen Ausspeicherung sammelt die RAG weitere Erkenntnisse. Etwa darüber, wie sich die Sonde verhält und welchen Verunreinigungsgrad der ausgespeicherte Wasserstoff hat.

Der Fernleitungsnetzbetreiber Bayernets ist hierzulande etwa auch am „South-H2-Corridor“ beteiligt (wir berichteten). Die Leitung soll Wasserstoff von Afrika nach Bayern bringen. Rund 3.300 Kilometer soll die Leitung einmal lang sein, Kosten von über 3,6 Milliarden Euro kommen auf die beteiligten Unternehmen zu. Mit dem Projekt soll grüner Wasserstoff aus Algerien über Italien und Österreich nach Deutschland transportiert werden. 2030 soll der „South-H2-Corridor“ fertig sein. Die Bayernets will dafür einen von drei bestehenden Erdgassträngen nutzen, die ebenfalls von Burghausen Richtung München verlaufen. 

Montag, 30.09.2024, 16:53 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Wasserstoff - Technisch machbar, regulatorisch kompliziert
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff
Technisch machbar, regulatorisch kompliziert
Erstmals wurde eine pipelinegebundene Wasserstofflieferung von Österreich nach Deutschland umgesetzt. Dabei zeigt sich: regulatorisch gibt es hierzulande noch Hürden. 
Im Rahmen des Projekts „H2 cross border“ ist die erste grenzüberschreitende Wasserstofflieferung von Österreich nach Deutschland erfolgt, teilte der Fernleitungsnetzbetreiber Bayernets am 26. September mit. Dabei wurde zertifizierter grünen Wasserstoff über das österreichische Erdgasnetz transportiert und in Burghausen ins deutsche Netz eingespeist. Die Projektpartner sind die Bayernets, das Energieunternehmen Bayerngas, der Lebensmittelkonzern Meggle mit Sitz in Wasserburg am Inn, das Energie- und Speicherunternehmen RAG Austria sowie der Energielösungsanbieter Shell Energy Deutschland, eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Shell. 

Gestartet ist das Projekt im Jahr 2021. Erklärtes Ziel ist es, eine Wasserstoff-Lieferkette über Österreich nach Bayern aufzubauen und zugleich aufzuzeigen, wo es Anpassungsbedarf − etwa bei der grenzübergreifenden Regulatorik − gibt. „Das Projekt ‚H2 cross border‘ zeigt, wie sich Wasserstofferzeugung und -verbrauch vernetzen lassen. Damit wollen wir einen wesentlichen Beitrag für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Bayern leisten“, sagte Bayernets-Geschäftsführer Matthias Jenn.

In Deutschland fehlt noch das Herkunftsnachweisregister

Erstmals wurde nun der von RAG mittels Wasser-Elektrolyse und Tüv Süd zertifizierter grüne Wasserstoff in das bestehende Erdgasnetz in Österreich beigemischt und in Burghausen an das Transportnetz der Bayernets übergeben. Mit der Unterstützung von den beiden Händlern Bayerngas und Shell Energy seien die ersten Wasserstoffmengen im September 2024 an den Kunden Meggle geliefert worden. Die Lieferung werde nun „kontinuierlich“ erfolgen, teilte in Sprecher von Bayernets mit. Durch die Registrierung von RAG und Meggle in der durch E-Control implementierten und betriebenen Herkunftsnachweisdatenbank ist es den Projektpartnern ebenfalls gelungen, die ersten Herkunftsnachweise für Wasserstoff in Österreich auszustellen.
 
 
Da es in Deutschland bislang an einer kompatiblen Datenbank fehlt − die Implementierung und der Betrieb des Gas-Herkunftsnachweisregisters sind für 2026 geplant −, ist der grenzüberschreitende Transfer von Herkunftsnachweisen derzeit noch nicht möglich, bemängeln die Partner. Sie fordern von der deutschen Politik eine zügige Umsetzung. Bayernets betont, dass es künftig unter anderem kürzere administrative Wege braucht sowie eines bereits jetzt erforderlichen intensiven grenzüberschreitenden Austausches von Know-how zwischen den betroffenen Unternehmen und Behörden.

Weitere Projekte der Unternehmen

Die RAG Austria testet derzeit auch, wie Wasserstoff in Porenspeichern gespeichert werden kann. In Rubensdorf speist das Unternehmen seit November 2023 testweise Wasserstoff in eine ausgeförderte Erdgaslagerstätte ein (wir berichteten). Von November 2023 bis April 2024 erfolgte die Einspeicherung von Wasserstoff, im Mai fand die „Begasung“ der Anlage statt. Damit wurde der Ausspeichervorgang simuliert: Die obertägigen Anlagen wie Gastrocknung und Verdichter kamen in ersten Kontakt mit dem Wasserstoff. Mit der im Juni begonnenen Ausspeicherung sammelt die RAG weitere Erkenntnisse. Etwa darüber, wie sich die Sonde verhält und welchen Verunreinigungsgrad der ausgespeicherte Wasserstoff hat.

Der Fernleitungsnetzbetreiber Bayernets ist hierzulande etwa auch am „South-H2-Corridor“ beteiligt (wir berichteten). Die Leitung soll Wasserstoff von Afrika nach Bayern bringen. Rund 3.300 Kilometer soll die Leitung einmal lang sein, Kosten von über 3,6 Milliarden Euro kommen auf die beteiligten Unternehmen zu. Mit dem Projekt soll grüner Wasserstoff aus Algerien über Italien und Österreich nach Deutschland transportiert werden. 2030 soll der „South-H2-Corridor“ fertig sein. Die Bayernets will dafür einen von drei bestehenden Erdgassträngen nutzen, die ebenfalls von Burghausen Richtung München verlaufen. 

Montag, 30.09.2024, 16:53 Uhr
Heidi Roider

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