Der Chemiekonzern denkt in großen grünen Dimensionen. Jetzt ist sein Einstieg in ein Windpark-Projekt vor Holland vorzeitig abgeschlossen. Ein Rekord-Joint Venture mit Vattenfall.
Der Einstieg der BASF in den dann größten Windpark der Welt ist perfekt: Der Chemiekonzern meldete am 1.
September ein frühes Closing für den Kauf von 49,5
% des Offshore-Windparks Hollandse Kust Zuid ("Holländische Küste Süd") von Vattenfall. Der Abschluss der Transaktion war ursprünglich für das vierte Quartal vorgesehen. Gemäß einer im Juni unterzeichneten Vereinbarung der beiden Partner beläuft sich der Kaufpreis auf 300
Mio. Euro. Zusammen mit Eigenleistungen des Ludwigshafener beim Bau des Windparks beläuft sich ihr finanzielles Engagement auf 1,6
Mrd. Euro. Allerdings sucht BASF bereits nach einem Finanzinvestor für einen Teil des Anteils.
Der Windpark ist seit Juli in Bau. Er sprengt mehrere Dimensionen: 2023, wenn er ans Netz gehen soll, wird er mit 1.500
MW der größte Offshore-Windpark der Welt sein. Mehr noch: Er ist auch subventionsfrei.
Der Dax-Konzern BASF − 59
Mrd. Jahresumsatz − ist es gewohnt, in großen Dimensionen zu denken. Ende der 60er holte er sich Öl und Gas kurzerhand durch Aufkauf der Wintershall, Anfang der 90er beschaffte er sich an der damaligen Ruhrgas vorbei russisches Erdgas im damaligen Joint Venture Wingas mit der Gazprom. Und jetzt kauft er sich im Kontext einer Dekarbonisierungsstrategie in Großprojekte der industriellen Erzeugung grüner Energieträger ein.
Konkret soll Hollandse Kust Zuid Werke in Europa mit Strom versorgen, mit Schwerpunkt Antwerpen in Belgien. Partner Vattenfall will mit seiner Kraftwerksscheibe holländische Stromkunden versorgen. BASF bläst nach eigenen Angaben jährlich 21
Mio. Tonnen CO2-Äquivalente in die Luft, davon acht im Hauptwerk Ludwigshafen. Dort verursacht die Dekarbonisierung von Produktionsprozessen bis 2035 eine Verdreifachung des Grünstrom-Bedarfs auf 20
Mrd. kWh - und das entspricht 15
% der heutigen deutschen Windstrommenge.
Dann das deutsche Offshore-ProjektDer Rekord an der holländischen Küste dürfte aus verschiedenen Gründen nicht lange anhalten. Einer davon heißt BASF: Zusammen mit RWE plant der Chemieriese irgendwo in der deutschen Nordsee einen Windpark mit 2.000
MW, teilten die Partner im Mai mit.
Dort kommt die Komponente Wasserstoff hinzu: Ein Fünftel des Stroms soll der Herstellung von grünem Wasserstoff für BASF-Werke dienen. Und: Die erst nach 2030 vorgesehene Flächenausschreibung müsste vorgezogen werden.
Zum Vergleich: KoreaUnd auch diese Vision von RWE und BASF wird klein erscheinen, wenn Südkorea das im Februar angekündigte, bisher weltgrößte Offshore-Windprojekt im Gelben Meer vor der Provinz Jeonnam errichtet. Der Bau soll 2023 mit zunächst 3.500
MW Leistung beginnen und 2030 an die 8.000
MW erreichen − Erweiterung nicht ausgeschlossen. Daran sind Europäer allerdings nicht beteiligt, sondern hauptsächlich koreanische Konzerne.
Freitag, 3.09.2021, 16:20 Uhr
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