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Trotz eines negativen Bürgervotums haben die Stadtwerke Brunsbüttel ihre Hoffnung nicht aufgegeben, mit Partnerunternehmen in Wewelsfleth einen Windpark bauen zu können.
Ein Bürgerentscheid vom 9. Juni hat den Bau eines Windparks in Wewelsfleth zunächst verhindert. Das Votum in der Gemeinde, die am Südwestzipfel Schleswig-Holsteins zwischen Brunsbüttel und Hamburg liegt, sah die Gegner mit 56,5 Prozent vorne. Von 1.185 Stimmberechtigten waren 810 an die Wahlurne gegangen, das Nein-Lager entschied das Rennen mit 458:352 für sich.
Die Stadtwerke Brunsbüttel wollten mit vier weiteren Partnerunternehmen in der Entwicklungsgesellschaft „Windteam Nord-West“ drei Anlagen der 6-MW-Klasse im nordwestlichen Wewelsflether Ortsteil Beesen errichten. Das Ergebnis der Abstimmung sei eine „große Enttäuschung“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Wulff im Gespräch mit unserer Redaktion.
Womöglich hätten der Ausbau der Erneuerbaren und Klimaschutz-Initiativen aktuell ein wenig an Bedeutung eingebüßt, so Andreas Wulff, der sich über diese Entwicklung „erstaunt“ zeigte. Dafür spreche, dass auch die am selben Tag durchgeführte Europawahl zuungunsten der Grünen ausgefallen sei, die besonders für ökologische Themen stünden.
Grünstrom für die Wasserstoff-Elektrolyse
In Wewelsfleth hatte sich zuvor eine Bürgerinitiative mit dem Ziel gebildet, den kleinen Windpark Beesen zu verhindern. Sie begründete ihren Widerstand mit angeblichem Wertverlust ihrer Immobilen sowie entstehendem Lärm und Schattenschlag durch die Windturbinen.
Der negative Bürgerentscheid muss allerdings nicht das Ende der Windpark-Pläne unweit der Elbe bedeuten. Denn die Stadtwerke und ihre Mitstreiter haben sich die entsprechenden Flächen für die Turbinen längerfristig gesichert. Diese liegen zwar außerhalb einer Vorrangzone für Windkraft, die Gemeinde hätte dies aber über die in Schleswig-Holstein geltende Gemeindeöffnungsklausel umgehen können.
Nun richten sich die Hoffnungen von Stadtwerke-Chef Andreas Wulff auf die in Arbeit befindlichen Reformen der Landesentwicklungs- und Regionalpläne für Schleswig-Holstein, die Ende 2024 verabschiedet sein sollen. „Wenn das Land die Flächen in ihre Windkraftplanungen einbezieht, dann müssen wir die Situation neu bewerten“, so Andreas Wulff. Windteam Nord-West habe die Flächen jedenfalls vorsorglich beim Land angemeldet, um in dessen Auswahlprozess eine Rolle spielen zu können.
Die drei Anlagen, die laut Andreas Wulff zusammen eine Investition von rund 25 Millionen Euro auslösen, sollen ihren Strom direkt in Industriegebiete liefern. „Einen Abnehmer für die Energie haben wir bereits gefunden“, sagt Andreas Wulff, der Grünstrom sei für die Wasserstoff-Elektrolyse in der Gemeinde Büttel gedacht, andere Gewerbekunden ließen sich dazwischen ebenfalls anbinden.
Novum: 9 Kilometer lange Direktleitung
Durch eine 9 Kilometer lange, neu anzulegende Trasse würde der Ökostrom direkt und ohne Belastung des öffentlichen Netzes ans Ziel gelangen. Diese Strecke ist laut Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) eigentlich zu lang, erlaubt sind aktuell nur 5 Kilometer. Andreas Wulff setzt hier darauf, dass in der neuen Raumordnung Leitungen für Industriestromprojekte über eine Distanz von bis zu 10 Kilometer reichen dürfen.
Für die Stadtwerke Brunsbüttel bleibt es somit aktuell bei vier Windkraftanlagen im eigenen Portfolio. Sie stehen alle auf dem Gebiet der Stadt, die auch wegen ihres 2023 in Betrieb genommenen Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) Bekanntheit erlangt hat. In Wewelsfleth sollte eine der drei Turbinen als Bürger-Windrad entstehen, in das Privatleute investieren können. Die Stadtwerke Brunsbüttel entwickeln an anderer Stelle wiederum mit Projektpartnern einen sechs Anlagen großen Windpark, von denen zwei dem Versorger gehören sollen. Wo der Park entstehen soll, wollte Andreas Wulff aufgrund des noch jungen Planungsstadiums nicht verraten.
Dienstag, 11.06.2024, 13:47 Uhr
Volker Stephan
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