Quelle: Plattform Fernwärme
Drei große Energieverbände haben geliefert, was beim Fernwärmegipfel 2023 vereinbart wurde: eine Preisübersicht. Nun muss die Politik ihren Teil leisten.
Eine transparente Übersicht der Fernwärme-Preise in Deutschland ist online. Die Verbände AGFW, BDEW und VKU haben mithilfe von rund 200
Mitgliedsunternehmen zunächst etwa die Hälfte des Marktes abgedeckt.
Ein Relaunch im Herbst soll auch weiteren Unternehmen die Chance geben, ihre Preise einzubringen. Verbraucherinnen und Verbraucher finden seit dem 17.
Mai online eine Preisübersicht verschiedener Anbieter sowie ergänzende Informationen darüber, welche Faktoren und Merkmale den Fernwärmepreis neben dem Wettbewerb noch beeinflussen.
Fernwärme ist eine der zentralen Optionen für die Wärmewende, um bis 2045 klimaneutral zu heizen. „Die Plattform wird für mehr Transparenz sorgen und so die Akzeptanz der Wärmewende stärken“, sagten BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae, Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer, sowie Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW vor Journalisten. Der BDEW ist der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, der VKU vertritt die kommunalen Unternehmen und der AGFW ist der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK.
Plattform erklärt Besonderheiten der FernwärmeAnders als bei Gas- oder Stromlieferungen könne man Fernwärmeanbieter nicht frei wählen, weil die Wärmenetze ein natürliches Monopol in der Region sind. Darum sei es wichtig, die Gründe für Preisunterschiede transparent zu machen.
„Die preisbestimmenden Faktoren hängen daher vor allem von den lokalen Gegebenheiten ab wie Wärmequellen, Bodenbeschaffenheit in Hinblick auf Transport und Verteilung der Wärme über die Netze sowie die verschiedenen Kundenstrukturen“, erläuterten die Verbandsvertreter. Selbst im Fernwärme-Musterland Dänemark gebe es eine Spreizung zwischen Wärmepreisen um den
Faktor elf. In Deutschland betrage der Preisfaktor zwischen teuerster und preiswertester Wärme nur vier. Zudem gebe es hierzulande gesetzliche Vorschriften für angemessene Preissetzung. Die Versorger unterliegen obendrein der Aufsicht der Kartellbehörden.
Die neue Plattform zeigt Mischpreise für drei typische Kundenfälle: ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus sowie die Versorgung eines kleinen Industriebetriebs mit Fernwärme. Darüber hinaus enthält die Übersicht Angaben zu dem jeweils festgelegten Anpassungszyklus für die Fernwärme-Preise, die Netzgröße, Netzverluste und die eingesetzten Energieträger.
Politik ist am ZugMit der Plattform hat die Branche eine Vorgabe aus dem ersten Fernwärmegipfel vom Juni 2023 erfüllt. Viele Mitgliedsunternehmen hätten auch bereits ihre Bereitschaft bekundet, sich an einer Universalschlichtungsstelle des Bundes für Streitfälle in Fernwärme-Themen zu beteiligen.
Von heute 14
Prozent Anteil im Wärmemarkt soll Fernwärme sich bis 2030 verdreifachen. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen unsere Unternehmen in den kommenden Jahren weiterhin Milliarden in den Ausbau und die Dekarbonisierung ihrer Wärmenetze investieren“, so die Vertreter.
Dafür müsse auch die bestehende Förderkulisse im Rahmen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) von 1 auf 3
Milliarden Euro jährlich erhöht und verstetigt werden, forderten sie. Weiterhin brauche die Branche ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum gemeinsam verabschiedeten Ausbauziel von 100.000 neu an die Fernwärme angeschlossenen Gebäuden pro Jahr und eine zügige Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG). Noch in dieser Legislaturperiode solle die Wärmelieferverordnung novelliert werden, weil die Warmmieten-Neutralität bei den Investitionen in erneuerbare Energien nicht umzusetzen sei.
Es gibt etwa 500 Fernwärme-Versorger in Deutschland. Besonders kleine sind oft nicht in den Verbänden erfasst. Auch Genossenschaften und ländliche Netzbetreiber bekommen die Möglichkeit, sich bis zum Herbst in die Plattform selbst einzutragen. Nur wenige Kommunen hätten einen Anschluss- und Benutzungszwang für Wärmenetze. „In jedem Fall gibt es keine Verpflichtung, erneuerbare Wärmesysteme herauszureißen, wenn ein Netz kommt“, versicherte der VKU-Vertreter.
Die
Preistransparenz-Plattform Fernwärme steht im Internet bereit.
Freitag, 17.05.2024, 15:50 Uhr
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