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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Wie Heidelberg den Weg zur klimaneutralen Wärme geht
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Wie Heidelberg den Weg zur klimaneutralen Wärme geht

Spätestens 2040 will Heidelberg die benötigte Wärme klimaneutral erzeugen. Den Stadtwerken kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Bürgerschaft kann finanziell davon profitieren.
„In Heidelberg legen wir viel Wert darauf, dass die Dinge auch schön sind“, erzählt Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie, im Gespräch mit E&M und schmunzelt dabei. Immerhin gilt die Stadt mit ihrem Schloss, der Altstadt und der umliegenden Natur als eine der schönsten Deutschlands − und zieht Millionen Besucherinnen und Besucher jährlich an. Die Stadtoberen achten aber nicht nur auf das Äußere, sondern wollen auch ihre Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz weiter ausbauen. Ein großer Hebel dafür ist − wie in anderen großen Städten − die Wärmeversorgung.

Mehr als ein Drittel aller Kohlendioxid-Emissionen der Stadt werden bei der Wärmeerzeugung ausgestoßen. Da bereits heute etwa die Hälfte des Wärmebedarfs in Heidelberg durch Fernwärme gedeckt wird, soll diese bis 2030 weitgehend und bis 2040 vollständig klimaneutral sein. Das Ziel ist es zudem, den Anteil an der Fernwärme auf über 70 Prozent zu erhöhen. Die restliche Wärme soll durch dezentrale Technologien, etwa durch Erd- oder Luft-Wärmepumpen, erzeugt werden.

Die künftige Fernwärmeversorgung soll aus einem Mix aus erneuerbaren Quellen wie Umweltwärme, Biomasse, Abwärme und Geothermie gespeist werden. Bereits 2010 hatten die Stadtwerke Heidelberg deshalb begonnen, zunehmend mehr Wärme aus erneuerbaren Energien selbst zu erzeugen. 2011 haben sie dazu die Energiekonzeption 2020 vorgelegt und inzwischen zur Energiekonzeption 2030 weiterentwickelt. Diese fließt auch in den kommunalen Wärmeplan ein.

All die Bemühungen führten bisher dazu, dass die Stadtwerke ihre Kunden auf das Jahr gerechnet nun mit 50 Prozent grüner Wärme versorgen können. „Im Sommer ist die Fernwärme schon jetzt komplett CO2-frei“, sagt Teigeler. Investiert wurde seitdem in ein Holzheizkraftwerk, vier Biomethan-Blockheizkraftwerke, in einen großen Wärmespeicher und jüngst in eine innovative KWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund. Die Anlagen speisen die Wärme ins gemeinsame Fernwärmenetz der Städte Heidelberg und Mannheim ein. „Die iKWK-Anlage, die wir im vergangenen Jahr erfolgreich in Betrieb genommen haben, ist ein großer Baustein unserer Strategie“, sagt Teigeler.
 
Der Energiepark Pfaffengrund aus der Vogelperspektive
Quelle: Dittmer Fotografie

Die iKWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund liefert künftig rund 10 Prozent der Wärme, die derzeit in Heidelberg benötigt wird. Am Standort befinden sich außerdem seit 2013 ein Holzheizkraftwerk, das etwa 14 Prozent liefert, mehrere Biomethan-BHKW, der zentrale Wärmespeicher mit 20.000 Kubikmeter Fassungsvermögen − der auch durch seine Optik besticht − sowie eine Kältezentrale. Energie für das regionale Fernwärmenetz speisen zudem eine thermische Abfallverwertungsanlage und ein Kohlekraftwerk ein, die beide ihren Standort in Mannheim haben und von der MVV Energie betrieben werden.

Die Stadt Heidelberg und die Stadtwerke prüfen derzeit den Einsatz von Flusswärmepumpen an verschiedenen Neckarstandorten. Auch wird das Potenzial von Tiefengeothermie für die Rhein-Neckar-Region untersucht. „Neben dem Umbau unserer Erzeugungsanlagen wird das Netz weiter ausgebaut und verdichtet“, sagt der Stadtwerkechef.

Bürgerinnen und Bürger können sich beteiligen

Diese Generationenaufgabe sei aber nicht nur eine technologische, so Teigeler. „Die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung, nach der die Fernwärme in Heidelberg bis 2030 weitgehend und bis 2040 vollständig klimaneutral sein soll, kostet insgesamt rund 825 Millionen Euro.“ Das sei nicht nur mit Fördergeldern zu bewerkstelligen. Für den Bau und Umbau neuer Anlagen und Fernwärmenetze brauche es auch Fremd- und Eigenkapital.

Mitte Februar hatten die Stadtwerke Heidelberg deshalb ihr erstes Finanzangebot „heidelberg KLIMA-INVEST“ vorgestellt. Mit Zinsen in Höhe von 4,25 beziehungsweise 4,5 Prozent für die Kunden der Stadtwerke können die Bürgerinnen und Bürger in den Ausbau grüner Fernwärme investieren. Die Finanzanlage wurde als Genussrecht angeboten. Im Gegenzug konnten die Stadtwerke Heidelberg finanzielle Mittel für diesen Ausbau einsammeln.

Das Finanzangebot habe sich als „voller Erfolg“ erwiesen: So war die Gesamtsumme der Emission fünf Tage nach dem Start bereits vergeben. „Aus rechtlichen Gründen ist die Emission auf sechs Millionen Euro pro Jahr beschränkt“, so Geschäftsführer Teigeler zum erfolgreichen Abschluss: „Ich war immer überzeugt davon, dass Heidelberg Klima-Invest gut angenommen werden würde, aber das hat auch meine Erwartungen übertroffen.“

Er nehme die hohe Nachfrage nicht nur als eine Bestätigung für „unseren strategischen Weg zur grünen Wärme“ durch die Bürgerinnen und Bürger wahr, sondern auch als ein Signal, um eine Neuauflage im nächsten Jahr zu prüfen. Der Fokus dieser ersten Beteiligung liegt auf der vor wenigen Monaten in Betrieb gegangenen innovativen KWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund im Westen der Stadt.

Zusammenarbeit mit Mannheimer MVV

Trotz dieser Erfolge und Vorzeigeprojekte arbeiten die Stadtwerke Heidelberg nicht allein am Umbau der Versorgung. Beim Netzausbau ist auch die Mannheimer MVV beteiligt. Die Fernwärme Rhein-Neckar GmbH (FRN), eine Tochter der MVV, und die Stadtwerke Heidelberg haben im vergangenen Jahr einen Vertrag unterschrieben, der die langjährige Partnerschaft zwischen Heidelberg und Mannheim für eine grüne Fernwärmeversorgung in der Region weiter stärken soll.

Im Zuge ihrer langfristig angelegten Partnerschaft liefert MVV den Stadtwerken Heidelberg über eine Laufzeit von 20 Jahren Fernwärme. Gleichzeitig ermöglicht die Partnerschaft den Stadtwerken Heidelberg auch die Flexibilität, ihre eigenen erneuerbaren Erzeugungskapazitäten auszubauen, sollten sich punktuell wirtschaftlichere Alternativen oder Standortvorteile in Heidelberg bieten.

„Der Fernwärmebezug aus Mannheim wird ein wichtiger Eckpfeiler für unsere Wärmeversorgung bleiben“, sagt Teigeler. „Seit vielen Jahren stehen wir im partnerschaftlichen Austausch. Denn wir haben nicht nur vergleichbare Ziele für den Klimaschutz bei der Wärme in der Region, sondern setzen sie auch mit ähnlichen Maßnahmen Schritt für Schritt um.“ Die beiden Versorger wollen auch bei den Themen Netzausbau, Digitalisierung der Wärmeversorgung und Effizienzsteigerung der Wärmenetze weiterhin zusammenarbeiten.

In ihrer Strategie setzen die Heidelberger weiterhin auf Erdgas und Biomethan − also auf die KWK. „Wir gehen momentan davon aus, dass wir etwa ab 2035 Wasserstoff einsetzen können, wenn wir ihn benötigen und er zur Verfügung steht“, so Teigeler. Die Erzeugungsanalagen können rein technisch umgerüstet werden.

Inwieweit das geschehen wird, hänge aber stark von der Politik und den Entwicklungen des Wasserstoffmarktes ab. Jedenfalls werden die Stadtwerke Heidelberg weiterhin mit allen verfügbaren und zugleich wirtschaftlich sinnvollen erneuerbaren Quellen und Technologien an ihrer Vorreiterrolle in puncto Energiewende arbeiten. Und auch zukünftig nicht nur innovativ, sondern auch möglichst schön bauen.

Freitag, 19.04.2024, 09:10 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Wie Heidelberg den Weg zur klimaneutralen Wärme geht
Quelle: E&M
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Wie Heidelberg den Weg zur klimaneutralen Wärme geht
Spätestens 2040 will Heidelberg die benötigte Wärme klimaneutral erzeugen. Den Stadtwerken kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Bürgerschaft kann finanziell davon profitieren.
„In Heidelberg legen wir viel Wert darauf, dass die Dinge auch schön sind“, erzählt Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie, im Gespräch mit E&M und schmunzelt dabei. Immerhin gilt die Stadt mit ihrem Schloss, der Altstadt und der umliegenden Natur als eine der schönsten Deutschlands − und zieht Millionen Besucherinnen und Besucher jährlich an. Die Stadtoberen achten aber nicht nur auf das Äußere, sondern wollen auch ihre Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz weiter ausbauen. Ein großer Hebel dafür ist − wie in anderen großen Städten − die Wärmeversorgung.

Mehr als ein Drittel aller Kohlendioxid-Emissionen der Stadt werden bei der Wärmeerzeugung ausgestoßen. Da bereits heute etwa die Hälfte des Wärmebedarfs in Heidelberg durch Fernwärme gedeckt wird, soll diese bis 2030 weitgehend und bis 2040 vollständig klimaneutral sein. Das Ziel ist es zudem, den Anteil an der Fernwärme auf über 70 Prozent zu erhöhen. Die restliche Wärme soll durch dezentrale Technologien, etwa durch Erd- oder Luft-Wärmepumpen, erzeugt werden.

Die künftige Fernwärmeversorgung soll aus einem Mix aus erneuerbaren Quellen wie Umweltwärme, Biomasse, Abwärme und Geothermie gespeist werden. Bereits 2010 hatten die Stadtwerke Heidelberg deshalb begonnen, zunehmend mehr Wärme aus erneuerbaren Energien selbst zu erzeugen. 2011 haben sie dazu die Energiekonzeption 2020 vorgelegt und inzwischen zur Energiekonzeption 2030 weiterentwickelt. Diese fließt auch in den kommunalen Wärmeplan ein.

All die Bemühungen führten bisher dazu, dass die Stadtwerke ihre Kunden auf das Jahr gerechnet nun mit 50 Prozent grüner Wärme versorgen können. „Im Sommer ist die Fernwärme schon jetzt komplett CO2-frei“, sagt Teigeler. Investiert wurde seitdem in ein Holzheizkraftwerk, vier Biomethan-Blockheizkraftwerke, in einen großen Wärmespeicher und jüngst in eine innovative KWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund. Die Anlagen speisen die Wärme ins gemeinsame Fernwärmenetz der Städte Heidelberg und Mannheim ein. „Die iKWK-Anlage, die wir im vergangenen Jahr erfolgreich in Betrieb genommen haben, ist ein großer Baustein unserer Strategie“, sagt Teigeler.
 
Der Energiepark Pfaffengrund aus der Vogelperspektive
Quelle: Dittmer Fotografie

Die iKWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund liefert künftig rund 10 Prozent der Wärme, die derzeit in Heidelberg benötigt wird. Am Standort befinden sich außerdem seit 2013 ein Holzheizkraftwerk, das etwa 14 Prozent liefert, mehrere Biomethan-BHKW, der zentrale Wärmespeicher mit 20.000 Kubikmeter Fassungsvermögen − der auch durch seine Optik besticht − sowie eine Kältezentrale. Energie für das regionale Fernwärmenetz speisen zudem eine thermische Abfallverwertungsanlage und ein Kohlekraftwerk ein, die beide ihren Standort in Mannheim haben und von der MVV Energie betrieben werden.

Die Stadt Heidelberg und die Stadtwerke prüfen derzeit den Einsatz von Flusswärmepumpen an verschiedenen Neckarstandorten. Auch wird das Potenzial von Tiefengeothermie für die Rhein-Neckar-Region untersucht. „Neben dem Umbau unserer Erzeugungsanlagen wird das Netz weiter ausgebaut und verdichtet“, sagt der Stadtwerkechef.

Bürgerinnen und Bürger können sich beteiligen

Diese Generationenaufgabe sei aber nicht nur eine technologische, so Teigeler. „Die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung, nach der die Fernwärme in Heidelberg bis 2030 weitgehend und bis 2040 vollständig klimaneutral sein soll, kostet insgesamt rund 825 Millionen Euro.“ Das sei nicht nur mit Fördergeldern zu bewerkstelligen. Für den Bau und Umbau neuer Anlagen und Fernwärmenetze brauche es auch Fremd- und Eigenkapital.

Mitte Februar hatten die Stadtwerke Heidelberg deshalb ihr erstes Finanzangebot „heidelberg KLIMA-INVEST“ vorgestellt. Mit Zinsen in Höhe von 4,25 beziehungsweise 4,5 Prozent für die Kunden der Stadtwerke können die Bürgerinnen und Bürger in den Ausbau grüner Fernwärme investieren. Die Finanzanlage wurde als Genussrecht angeboten. Im Gegenzug konnten die Stadtwerke Heidelberg finanzielle Mittel für diesen Ausbau einsammeln.

Das Finanzangebot habe sich als „voller Erfolg“ erwiesen: So war die Gesamtsumme der Emission fünf Tage nach dem Start bereits vergeben. „Aus rechtlichen Gründen ist die Emission auf sechs Millionen Euro pro Jahr beschränkt“, so Geschäftsführer Teigeler zum erfolgreichen Abschluss: „Ich war immer überzeugt davon, dass Heidelberg Klima-Invest gut angenommen werden würde, aber das hat auch meine Erwartungen übertroffen.“

Er nehme die hohe Nachfrage nicht nur als eine Bestätigung für „unseren strategischen Weg zur grünen Wärme“ durch die Bürgerinnen und Bürger wahr, sondern auch als ein Signal, um eine Neuauflage im nächsten Jahr zu prüfen. Der Fokus dieser ersten Beteiligung liegt auf der vor wenigen Monaten in Betrieb gegangenen innovativen KWK-Anlage im Energiepark Pfaffengrund im Westen der Stadt.

Zusammenarbeit mit Mannheimer MVV

Trotz dieser Erfolge und Vorzeigeprojekte arbeiten die Stadtwerke Heidelberg nicht allein am Umbau der Versorgung. Beim Netzausbau ist auch die Mannheimer MVV beteiligt. Die Fernwärme Rhein-Neckar GmbH (FRN), eine Tochter der MVV, und die Stadtwerke Heidelberg haben im vergangenen Jahr einen Vertrag unterschrieben, der die langjährige Partnerschaft zwischen Heidelberg und Mannheim für eine grüne Fernwärmeversorgung in der Region weiter stärken soll.

Im Zuge ihrer langfristig angelegten Partnerschaft liefert MVV den Stadtwerken Heidelberg über eine Laufzeit von 20 Jahren Fernwärme. Gleichzeitig ermöglicht die Partnerschaft den Stadtwerken Heidelberg auch die Flexibilität, ihre eigenen erneuerbaren Erzeugungskapazitäten auszubauen, sollten sich punktuell wirtschaftlichere Alternativen oder Standortvorteile in Heidelberg bieten.

„Der Fernwärmebezug aus Mannheim wird ein wichtiger Eckpfeiler für unsere Wärmeversorgung bleiben“, sagt Teigeler. „Seit vielen Jahren stehen wir im partnerschaftlichen Austausch. Denn wir haben nicht nur vergleichbare Ziele für den Klimaschutz bei der Wärme in der Region, sondern setzen sie auch mit ähnlichen Maßnahmen Schritt für Schritt um.“ Die beiden Versorger wollen auch bei den Themen Netzausbau, Digitalisierung der Wärmeversorgung und Effizienzsteigerung der Wärmenetze weiterhin zusammenarbeiten.

In ihrer Strategie setzen die Heidelberger weiterhin auf Erdgas und Biomethan − also auf die KWK. „Wir gehen momentan davon aus, dass wir etwa ab 2035 Wasserstoff einsetzen können, wenn wir ihn benötigen und er zur Verfügung steht“, so Teigeler. Die Erzeugungsanalagen können rein technisch umgerüstet werden.

Inwieweit das geschehen wird, hänge aber stark von der Politik und den Entwicklungen des Wasserstoffmarktes ab. Jedenfalls werden die Stadtwerke Heidelberg weiterhin mit allen verfügbaren und zugleich wirtschaftlich sinnvollen erneuerbaren Quellen und Technologien an ihrer Vorreiterrolle in puncto Energiewende arbeiten. Und auch zukünftig nicht nur innovativ, sondern auch möglichst schön bauen.

Freitag, 19.04.2024, 09:10 Uhr
Heidi Roider

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