Bochums Stadtwerke-Chefin Elke Temme auf der Energiemanager-Konferenz. Quelle: Dominik Gigler Fotografie
Die Umstellung auf eine „grüne“ Wärmversorgung“ muss schneller werden. Wo die Hürden liegen, diskutierten Expertinnen und Experten auf der E&M-Energiemanager-Konferenz.
Großwärmepumpen, Speicher oder auch die Einbindung erneuerbare Wärmequellen in die Erzeugung – manches ist noch relativ neu für Stadtwerke und Versorger. Auf der diesjährigen Energiemanager-Konferenz von Energie & Management am 11.
September in München diskutierten Expertinnen und Experten, wo die wesentlichen Hürden liegen. Dabei ist nicht nur die Komplexität solcher Projekte eine Herausforderung, da verschiedenste Wärmequellen mit einbezogen werden müssen, sondern vor allem die Wirtschaftlichkeit.
Insbesondere die Wärmequelle Geothermie hat „ein hohes Potenzial“, sagte Elke Temme, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bochum. Auf dem ehemaligen Opel-Gelände im Bochumer Stadtteil Laer entsteht seit einigen Jahren das Gewerbegebiet „Mark 51°7“. Das Projekt hebt sich vorrangig durch sein Energiekonzept ab. Für die Wärmeversorgung soll das rund 30 Grad Celsius warme Grubenwasser über Wärmepumpen auf rund 45 Grad Celsius erwärmt und anschließend in das Netz abgegeben werden. Die Bohrungen sind abgeteuft und fündig, so Temme.
Tiefe Geothermie benötigt mehr Unterstützung seitens PolitikAllerdings sei dieses Projekt für die Stadtwerke ein hohes Risiko gewesen. Gerade die Kosten für die Bohrungen seien immens – ohne zu wissen, ob am Ende die Bohrungen tatsächlich fündig sein werden. Auch Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer Geothermie Unterhaching, hat diese Erfahrungen gemacht. Unterhaching hat vor mehr als 20
Jahren eine Geothermieanlage errichtet. Laut Geisinger sei das Projekt finanziell „eine hohe Belastung für die Gemeinde gewesen“. Letztendlich ist „uns zwischendurch auch das Geld ausgegangen“, sagte der Geschäftsführer als Referent bei der Energiemanager-Konferenz. Die Nachbargemeinde Grünwald sprang ein. Seit Ende 2017 ist die Erdwärme Grünwald an der Geothermie Unterhaching Produktions GmbH & CO. KG beteiligt. Das Unternehmen läuft mittlerweile – trotz der großen finanziellen Belastungen für die Gemeinde – erfolgreich. Unterhaching, nahe München gelegen, will das Geothermie-Netz nun auf die komplette Gemeinde bis 2027 ausdehnen.
|
Bei den Stadtwerken München in der Eventlocation einer ehemaligen Gaszählerwerkstatt fand die E&M-Energiemanager-Konferenz statt. Quelle: Dominik Gigler Fotografie |
Bochums Stadtwerke-Chefin Temme plädierte auf der Konferenz deshalb für zwei wesentliche Punkte, damit mehr Geothermie-Projekte entstehen können: „Wir brauchen zum einen Hilfe bei der Anschubfinanzierung und zum anderen eine Absicherung beim Fündigkeitsrisiko.“ Ohne finanzielle Hilfe werde es nicht gehen. Mehrere Referenten bei der Energiemanager-Konferenz sprachen das Thema Finanzierung als wesentliches Hemmnis bei Projekten zur Wärmeversorgung an. Daher seien Fördergelder essenziell, wenn die Klimaziele in der Wärmeversorgung erreicht werden sollen. Gerade die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sei ein wichtiges Finanzierungsinstrument.
Für eine erfolgreiche Wärmewende braucht es allerdings mehr als eine Technologie oder eine Wärmequelle. „Auch in Bochum setzen wir auf den großen Mix aus Geothermie, Großwärmepumpen und Abwärme“, so Temme. Letztendlich werde die künftige Wärmeversorgung eine viel dezentralere sein als heute, prognostizierte sie. Dem stimmten auch Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg, und Wolfgang Bühring, Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer, zu. In Heidelberg setzen die Stadtwerke ebenfalls auf dezentrale Anlagen, um möglichst viele erneuerbare Quellen zu nutzen – darunter Flusswasserwärmepumpen, Wärmespeicher oder auch iKWK-Anlagen.
Wärmepumpen als GamechangerBei Erneuerbaren-Anlagen können Großwärmepumpen regelrechte „Gamechanger“ sein und werden, ergänzte Marco Ohme, Leiter District Heating Solutions Commercial von Viessmann Deutschland. Großwärmepumpen sind in der Lage, die erforderlichen Temperaturen zu gewährleisten, die zum Beispiel für ein Wärmenetz gebraucht würden – sei es in Kombination bei einer Geothermieanlage oder um Energiequellen, wie Flusswärme, Abwärme oder Abwässer überhaupt für die Versorgung nutzbar zu machen.
Speyers Stadtwerke-Chef Bühring betonte zudem, dass die erneuerbaren Energiequellen sinnvoll durch dezentrale KWK-Anlagen abgesichert werden müssten. Es funktioniere ohne schlicht nicht. Deshalb sei nicht nur eine Aufstockung des BEW wichtig. Es müsste auch endlich das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) verlängert werden.
Die Energiemanager-Konferenz ist verknüpft mit der Verleihung des Preises „Energiemanager des Jahres“. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an Florian Bieberbach, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Stadtwerke München. Am Abend nach der Konferenz fand am gleichen Ort in einer Festveranstaltung die Preisübergabe statt.
Mittwoch, 11.09.2024, 17:40 Uhr
© 2025 Energie & Management GmbH