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Energie & Management > Windkraft Onshore - System schaltet Windräder jetzt auch bei Adler-Anflug ab
Quelle: Pixelio / Huskyherz
Windkraft Onshore

System schaltet Windräder jetzt auch bei Adler-Anflug ab

Damit bestimmte Brutvögel nicht mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen kollidieren, werden sie zeitweise pauschal abgeschaltet. Oder ein System erkennt einen tatsächlichen Anflug.
Vogel-Detektionssysteme bringen Windkraft und Artenschutz in Einklang: Sie erkennen gefährdete Vogelarten im Anflug, entweder fotografisch oder mit Radar, und bringen dann die Rotorblätter in Windeseile zum Stillstand, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Der Vogel zieht wieder aus der Gefahrenzone ab, das Windrad fährt gleich wieder hoch.

So lassen sich behördlich angeordnete pauschale Stillstandszeiten während der Brut oder der Mahd vermeiden. Diese können nämlich gesetzlich bis zu 3 Prozent der Betriebszeit einnehmen. Und Standorte in der Nähe gefährdeter Brutvögel werden mit solchen Anti-Kollissions-Systemen womöglich erst genehmigungsfähig und wirtschaftlich.

Verschiedene Anbieter haben vor allem Systeme im Einsatz, die den Rotmilan und den Schwarzmilan erkennen. Seit Anfang Mai hat nun die E3 IDF GmbH, eine Hamburger Tochter des Windkraft-Projektierers und -Dienstleisters WPD, ein Gutachten in der Hand, das dem von ihr lizensierten System "Identiflight" zusätzlich einen ausreichenden Schutz des Seeadlers bescheinigt.

Die Autoren und die Autorin der Studie "Identiflight als Schutzmaßnahme für den Seeadler (Haliaeetus albicilla) - Untersuchungen zur Wirksamkeit sowie artenschutzrechtliche Einordnung" sind Verhaltens-, Neuro- und Kognitionsbiologen, Ökologen und Umweltwissenschaftler, und zwar:
  • Marc Reichenbach von der Oldenburger Arsu Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung GmbH
  • sowie Hendrik Reers, Sören Greule und Johanna Grimm von der Oekofor Ökologische Datenerfassung und Forschung GbR aus Freiburg.
 
Adlerauge, sei wachsam: Das Vogeldetektions-System "Identiflight" im Einsatz im Windpark "Brunow-Klüß" (Mecklenburg-Vorpommern, 2021)
Quelle: WPD

Ihnen zufolge erfasst "Identiflight" in einer Reichweite von mehr als 1 Kilometer 87 Prozent der Anflüge als solche und klassifiziert sie, wenn es Seeadler sind, zu 98 Prozent richtig als solche. Bei den restlichen Anflügen waren es nach Beobachtung von Ornithologen in Wirklichkeit Bussarde, andere Greifvögel, Rot- oder Schwarzmilane. Die Trefferquoten liegen laut E3 IDF höher als die Empfehlungen des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) sowie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Mehrere Länder empfehlen ihren Behörden "Identiflight"

Moritz Stubbe, Prokurist bei E3 IDF und bei Erneuerbare Energien Europa E3, konkretisiert auf Anfrage dieser Redaktion, dass zuständige Ministerien aus mehreren ungenannten Bundesländern nach Lektüre des Gutachtens den Genehmigungsbehörden "Identiflight" als oftmals einzige effektive Schutzmaßnahme für den Seeadler empfehlen wollen. Für Windparks mit drei, vier Windrädern gelte das System, das einen sechsstelligen Betrag kostet, auch als naturschutzrechtlich zumutbar, so Maria Rohde von E3 IDF in einer Mitteilung.

Umgekehrt sei ein Anti-Kollissions-System für Seeadler im Vergleich zum Rotmilan-Schutz für Windmüller "besonders vorteilhaft, weil auch in (...) hochfrequentierten Flugkorridoren nur mit wenigen Flugbewegungen pro Tag zu rechnen ist, die darüber hinaus schwierig zu prognostizieren sind", so die Gutachter. 

Die Gutachter hatten das amerikanische System "Identiflight", das in Deutschland und Österreich exklusiv vom WPD-Konzern vertrieben und weiterentwickelt wird, seit 2021 an vier virtuellen Windkraft-Standorten in Mecklenburg-Vorpommern getestet. Das heißt, dort stand jeweils nur das Vogeldetektions-System in der Nähe von ausgedachten Windrad-Standorten in Adler-Flugkorridoren. Dass tatsächlich auch echte Windenergieanlagen rechtzeitig abschalten würden, das habe, so Moritz Stubbe von E3, gar nicht getestet werden müssen, da die Anlagensteuerung längst mit Rotmilan-Anflügen und in einem Repoweringprojekt erprobt sei. Die Windräder würden ihre "Identifight"-Schaltsignale per LWL(Lichtwellenleiter)-Technik erhalten.

Und der nächste Vogel

E3 IDF will "Identiflight" auf weitere kollisionsgefährdete Brutvögel ausweiten, kündigte Stubbe an. Die Datenaufzeichnungen für den Schreiadler hätten bereits begonnen, sodass "voraussichtlich 2024" die Eignung des Systems für diese Vogelart ebenfalls gutachterlich bestätigt sein könnte.

Mit dem Fotokamera-basierten "Identiflight" konkurrieren die Systeme „Bird Scan“, „Robin Radar“, „Bird Recorder“, „Safe Wind“, „Bioseco“ und „Bird Vision“. Sie arbeiten teilweise mit Radar.

Freitag, 5.05.2023, 16:14 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - System schaltet Windräder jetzt auch bei Adler-Anflug ab
Quelle: Pixelio / Huskyherz
Windkraft Onshore
System schaltet Windräder jetzt auch bei Adler-Anflug ab
Damit bestimmte Brutvögel nicht mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen kollidieren, werden sie zeitweise pauschal abgeschaltet. Oder ein System erkennt einen tatsächlichen Anflug.
Vogel-Detektionssysteme bringen Windkraft und Artenschutz in Einklang: Sie erkennen gefährdete Vogelarten im Anflug, entweder fotografisch oder mit Radar, und bringen dann die Rotorblätter in Windeseile zum Stillstand, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Der Vogel zieht wieder aus der Gefahrenzone ab, das Windrad fährt gleich wieder hoch.

So lassen sich behördlich angeordnete pauschale Stillstandszeiten während der Brut oder der Mahd vermeiden. Diese können nämlich gesetzlich bis zu 3 Prozent der Betriebszeit einnehmen. Und Standorte in der Nähe gefährdeter Brutvögel werden mit solchen Anti-Kollissions-Systemen womöglich erst genehmigungsfähig und wirtschaftlich.

Verschiedene Anbieter haben vor allem Systeme im Einsatz, die den Rotmilan und den Schwarzmilan erkennen. Seit Anfang Mai hat nun die E3 IDF GmbH, eine Hamburger Tochter des Windkraft-Projektierers und -Dienstleisters WPD, ein Gutachten in der Hand, das dem von ihr lizensierten System "Identiflight" zusätzlich einen ausreichenden Schutz des Seeadlers bescheinigt.

Die Autoren und die Autorin der Studie "Identiflight als Schutzmaßnahme für den Seeadler (Haliaeetus albicilla) - Untersuchungen zur Wirksamkeit sowie artenschutzrechtliche Einordnung" sind Verhaltens-, Neuro- und Kognitionsbiologen, Ökologen und Umweltwissenschaftler, und zwar:
  • Marc Reichenbach von der Oldenburger Arsu Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung GmbH
  • sowie Hendrik Reers, Sören Greule und Johanna Grimm von der Oekofor Ökologische Datenerfassung und Forschung GbR aus Freiburg.
 
Adlerauge, sei wachsam: Das Vogeldetektions-System "Identiflight" im Einsatz im Windpark "Brunow-Klüß" (Mecklenburg-Vorpommern, 2021)
Quelle: WPD

Ihnen zufolge erfasst "Identiflight" in einer Reichweite von mehr als 1 Kilometer 87 Prozent der Anflüge als solche und klassifiziert sie, wenn es Seeadler sind, zu 98 Prozent richtig als solche. Bei den restlichen Anflügen waren es nach Beobachtung von Ornithologen in Wirklichkeit Bussarde, andere Greifvögel, Rot- oder Schwarzmilane. Die Trefferquoten liegen laut E3 IDF höher als die Empfehlungen des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) sowie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Mehrere Länder empfehlen ihren Behörden "Identiflight"

Moritz Stubbe, Prokurist bei E3 IDF und bei Erneuerbare Energien Europa E3, konkretisiert auf Anfrage dieser Redaktion, dass zuständige Ministerien aus mehreren ungenannten Bundesländern nach Lektüre des Gutachtens den Genehmigungsbehörden "Identiflight" als oftmals einzige effektive Schutzmaßnahme für den Seeadler empfehlen wollen. Für Windparks mit drei, vier Windrädern gelte das System, das einen sechsstelligen Betrag kostet, auch als naturschutzrechtlich zumutbar, so Maria Rohde von E3 IDF in einer Mitteilung.

Umgekehrt sei ein Anti-Kollissions-System für Seeadler im Vergleich zum Rotmilan-Schutz für Windmüller "besonders vorteilhaft, weil auch in (...) hochfrequentierten Flugkorridoren nur mit wenigen Flugbewegungen pro Tag zu rechnen ist, die darüber hinaus schwierig zu prognostizieren sind", so die Gutachter. 

Die Gutachter hatten das amerikanische System "Identiflight", das in Deutschland und Österreich exklusiv vom WPD-Konzern vertrieben und weiterentwickelt wird, seit 2021 an vier virtuellen Windkraft-Standorten in Mecklenburg-Vorpommern getestet. Das heißt, dort stand jeweils nur das Vogeldetektions-System in der Nähe von ausgedachten Windrad-Standorten in Adler-Flugkorridoren. Dass tatsächlich auch echte Windenergieanlagen rechtzeitig abschalten würden, das habe, so Moritz Stubbe von E3, gar nicht getestet werden müssen, da die Anlagensteuerung längst mit Rotmilan-Anflügen und in einem Repoweringprojekt erprobt sei. Die Windräder würden ihre "Identifight"-Schaltsignale per LWL(Lichtwellenleiter)-Technik erhalten.

Und der nächste Vogel

E3 IDF will "Identiflight" auf weitere kollisionsgefährdete Brutvögel ausweiten, kündigte Stubbe an. Die Datenaufzeichnungen für den Schreiadler hätten bereits begonnen, sodass "voraussichtlich 2024" die Eignung des Systems für diese Vogelart ebenfalls gutachterlich bestätigt sein könnte.

Mit dem Fotokamera-basierten "Identiflight" konkurrieren die Systeme „Bird Scan“, „Robin Radar“, „Bird Recorder“, „Safe Wind“, „Bioseco“ und „Bird Vision“. Sie arbeiten teilweise mit Radar.

Freitag, 5.05.2023, 16:14 Uhr
Georg Eble

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