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98 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 421 Megawatt sind 2022 in Nordrhein-Westfalen neu in Betrieb gegangen. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten es sehr viel mehr sein.
Trotz eines Plus gegenüber den beiden Vorjahren bleibt der Ausbau der Windenergie nach Einschätzung des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE
NRW) deutlich hinter den Zielen der Landesregierung zurück. Zwar habe sich beim bundesweiten Windkraftausbau 2022 ein leichten Aufschwung ergeben, der sich auch in Nordrhein-Westfalen zeige: Bei der neu installierten Leistung gab es eine Steigerung von über 25
Prozent. Da aber in den zurückliegenden zwölf Monaten auch ältere Anlagen abgebaut worden sind, erreichte der Nettozuwachs nur 392
Megawatt.
"Das liegt deutlich unter der 1.000-Megawatt-Marke, die notwendig ist, wenn die Landesregierung ihre eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien erreichen will", erklärte dazu LEE-NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger.
Beim Brutto-Zubau landete NRW mit seinen 98
Anlagen und 421
Megawatt, wie aus Zahlen der Fachagentur für Wind an Land hervorgeht, nach Schleswig-Holstein (544
Megawatt), Niedersachsen (458
Megawatt) und Brandenburg (428
Megawatt) auf Platz vier. Positiver stimmt Mildenberger die Tatsache, dass man bei den im vergangenen Jahr neu genehmigten Anlagen (865
Megawatt) bundesweit hinter Niedersachsen auf Rang zwei liegt.
Umdenken im Stadtrat nach Russlands AngriffGrößere Windparks mit mehr als zehn Anlagen sind, so der LEE NRW, im vergangenen Jahr nicht ans Netz gegangen. Allerdings ändere sich das jetzt: Die Westfalen Wind GmbH plant im Wittgensteiner Land ein Projekt mit 59
Anlagen und rund 390 Megawatt installierte Leistung. Das Genehmigungsverfahren hat bereits begonnen. Noch vor Ostern erwartet das Paderborn Unternehmen grünes Licht für einen Windpark mit zwölf Anlagen und 46,8
Megawatt in Warstein (Kreis Soest). "Russlands verbrecherischer Angriffskrieg gegen die Ukraine hat im hiesigen Stadtrat zu einem Umdenken geführt, nachdem das Vorhaben jahrelang verzögert worden ist", sagte Steffen Lackmann, Projektmanager bei Westfalen Wind und Vorstandsmitglied im LEE
NRW.
Positiven Einfluss hat nach seinen Worten auch die enorme Nachfrage der örtlichen Industrie nach günstigem Windstrom. Dieses Drängen seitens der Industrie sei, so Lackmann, noch nicht bei Politik und Verwaltung angekommen. Von der angekündigten Beschleunigung der Genehmigungsverfahren auf Bundes- und Landesebene sei bislang nichts zu spüren. In der Regel dauere die Errichtung einer Windenergieanlage von der ersten Planung bis hin zum Bau sieben Jahre. Beim LNG-Terminal in Wilhelmshaven seien es lediglich 194
Tage gewesen. Das müsse jetzt dringend auch der Maßstab beim Windenergieausbau werden.
Für die in den kommenden Wochen in Nordrhein-Westfalen anstehenden Gesetzesinitiativen für den Windenergiesektor fordert der LEE
NRW:
- Einen konkreten Zeitplan für die Abschaffung des 1.000-Meter-Mindestabstandes bei Repowering-Projekten. Die baurechtliche Änderung müsse in einem zweiten Schritt schnellstens auch für neue Windparks gelten.
- Die umgehende Umsetzung einer kurz vor Weihnachten in Kraft getretenen EU-Verordnung, wonach das Genehmigungsverfahren für Repowering-Vorhaben bei der Windenergie nicht länger als sechs Monate dauern darf.
- Die Abschaffung unnötiger Baulasten in der Landesbauordnung, damit Windenergieanlagen auf Industrie- und Gewerbeflächen Windenergieanlagen errichtet werden können.
Zu den Erwartungen an die Windenergie-Politik in NRW erklärte Mildenberger: "Das von der Landesregierung viel propagierte klimaneutrale Industrieland Nordrhein-Westfalen wird nur möglich sein, wenn wir bei der Windenergie endlich den Fuß von der Bremse nehmen."
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Dienstag, 17.01.2023, 11:33 Uhr
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