Der Markt für E-Autos boomt, die Ladeinfrastruktur kann nicht Schritt halten. Till Wendler* erläutert, wie Blockchain-basierte Software das Problem abmildern kann.
2030 werden nach jüngsten Schätzungen bis zu 14
Mio. Elektrofahrzeuge deutschlandweit unterwegs sein. Der Wettbewerb rund um die zukunftsträchtige E-Mobilität ist in vollem Gange. Doch eines der größten Probleme in diesem Segment wird noch immer umfahren: Man läuft zunehmend Gefahr, dass man durch die fragmentierte Ladesäuleninfrastruktur, die aus einer Vielzahl von Anbietern und deren Systemen resultiert, deutlich ausgebremst wird.
Das dichte Netz, das seitens des Bundes vom Schnellladegesetz bis zur finanziellen Förderung privater Ladesäulen gestrickt wird, droht immer undurchsichtiger zu werden. So erlaubt es nicht, dass jeder nachladen kann, wann immer und wo er Bedarf hat, weil sein Automobil der Marke A nicht kompatibel ist mit der Stromsäule von Anbieter B.
Für Unbehagen sorgen nicht passende Steckeraufsätze, dazu geschlossene Bezahlprozesse, weil jeder Ladesäulen-Provider über eine eigene Datenbank respektive Abrechnungsoptionen verfügt. Dann nach wenigen Hundert Kilometern bei einem anderen Anbieter registrieren, sofern man überhaupt einen passenden Anbieter für die jeweilige Automarke findet? Das ist nicht zielführend. Um der Furcht vor mangelnder Reichweite der E-Autos zu begegnen, bedarf es also einer dezentralen Lösung, die anbieterübergreifend Ladestationen und Fahrzeuge miteinander verbindet, unkomplizierte Abrechnungsprozesse ermöglicht und somit Endverbrauchern die Nutzung erleichtert.
Natürlich geht es dabei um höchst sensible Daten. Namen, Adresse und Bank- oder Kreditkartendaten der Konsumenten müssen mit verschiedensten Anbietern geteilt werden. Um einen DSVGO-konformen, anbieterübergreifenden Datenaustausch zu ermöglichen, stellt die Blockchain-Technologie eine passende Möglichkeit dar, eine dezentrale Infrastruktur zu schaffen. Diese bietet neben einem Höchstmaß an Service und Nutzerfreundlichkeit für die Endverbraucher auch OEM und Ladensäulen-Providern die Möglichkeit, auf eine gemeinsame, offene und überprüfbar dokumentierte Datenbank zuzugreifen, um ein ganzheitliches Ökosystem zu realisieren – ein nötiger Schritt, um Deutschland trotz eigentlich starker Strukturen in Sachen E-Mobilität weiter nach vorn zu bringen.
Der Einsatz von Distributed Ledger Technology in der E-MobilitätBezogen auf die Ladeinfrastruktur sieht der Prozess wie folgt aus: Auto und Ladesäule erhalten nach der Registrierung auf der dezentralen Plattform eine eigene souveräne Identität durch die Distributed Ledger Technology (DLT). Mit dieser Identität kann sich das Elektroauto an der Ladesäule authentifizieren. Beim Ladeprozess wird die Energie, die fließt, genau kontrolliert und exakt abgerechnet. Die Bezahlung an der Ladesäule kann somit zukünftig Peer-to-Peer erfolgen – also als ein unkomplizierter, schneller und vor allem sicherer Prozess.
Die Blockchain-Technologie ist sicher, unveränderlich, ermöglicht das dezentrale Speichern und verfügt damit über ein immenses Potenzial – nicht nur in der E-Mobilität. Sie ist aber keinesfalls ein Selbstläufer: In der Regel gelten Blockchain-Lösungen als energieaufwendig – im Gegensatz zu der von Peaq entwickelten "DAGchain", bei der Transaktionen in Blöcken gebündelt werden, die in einem DAG (Directed Acyclic Graph) strukturiert sind und wo die Geschwindigkeit des Systems vergleichsweise höher ist.
* Till Wendler ist CEO von "peaq", einem 2017 gegründeten Berliner Technologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung von Blockchain-Infrastruktur & -Lösungen spezialisiert hat. |
Till Wendler Bild: peaq |
Freitag, 25.06.2021, 11:16 Uhr
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