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Anders als in der EU, wo die Bereitschaft, ein Elektroauto (EV) zu kaufen, spürbar gesunken ist, ist der Trend zur Elektromobilität im Rest der Welt ungebrochen.
Nach einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA), der jetzt in Paris veröffentlicht wurde, war 2023 jedes fünfte Auto, das weltweit verkauft wurde, ein Elektroauto (EV). Insgesamt wurden fast 14
Millionen EV verkauft, das waren 18
Prozent aller neuen Personenwagen und ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. In diesem Jahr rechnet die IEA mit einer weiteren Zunahme auf 17
Millionen EV.
Das Geschäft mit den Elektroautos konzentriert sich allerdings auf wenige Regionen: 60
Prozent der EV wurden in China verkauft, 25
Prozent in Europa und 10
Prozent in den Vereinigten Staaten. Am gesamten Neuwagengeschäft sind diese Regionen nur mit 65
Prozent beteiligt. Erste Anzeichen für eine stärkere Nachfrage nach EV hat die IEA in Schwellenländern wie Vietnam, Thailand oder Brasilien ausgemacht.
Besonders beeindruckt ist man in Paris von der Entwicklung in China. Dort wurden 2023 8
Prozent weniger Verbrennerfahrzeuge, aber 35
Prozent mehr EV verkauft, obwohl es dafür von der chinesischen Regierung keine direkten Zuschüsse mehr gab. Steuervergünstigungen und andere Vorteile für EV blieben jedoch in Kraft. Den chinesischen Herstellern sei es erstmals gelungen, EV zu günstigeren Preisen anzubieten als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrenner-Antrieb. Die IEA geht davon aus, dass 2030 in China jedes dritte Auto im Bestand ein EV ist, in der EU und den USA jedes fünfte. Dadurch würden weltweit 6
Millionen Fass Öl pro Tag weniger benötigt (unter der Bedingung, dass zum Laden grüner Strom verwendet wird).
Dass die Geschäfte mit den EV in den nächsten Jahren weiter florieren, schließt die IEA daraus, dass sich die 20 größten Hersteller von Pkw Ziele für die Elektrifizierung ihrer Produktpalette gesetzt haben. Demnach müssten 2030 40
Millionen EV verkauft werden. Untermauert würden die Ziele durch die Investitionspläne der Batterie- und Autoindustrie: alleine in den letzten beiden Jahren seien Projekte im Umfang von 500 Milliarden Dollar angekündigt worden.
Risiko BatterieproduktionDas größte Risiko für das weitere Wachstum der Branche sieht IEA-Direktor Fatih Birol in der Batterieproduktion. Aufgrund der hohen Investitionen in den vergangenen fünf Jahren gebe es aktuell zwar Ãœberkapazitäten, in den nächsten Jahren werde die Nachfrage nach leistungsfähigen Batterien aber schnell steigen. Die geplanten Investitionen reichten auch, um die Nachfrage bis 2030 zu befriedigen, vorausgesetzt, auch das Angebot „kritischer Rohstoffe“ sei ausreichend. Eine „saubere Wertschöpfungskette“ für Batterien sei eine der Herausforderungen auf dem Weg zur Elektromobilität.
Eine weitere Voraussetzung für das künftige Wachstum ist nach Ansicht der IEA, dass mehr erschwingliche EV-Modelle auf den Markt kommen. In den USA und Europa seien Elektroautos 10 bis 50
Prozent teurer als vergleichbare Verbrenner. Entscheidend werde sein, wie sich die Preise für Batterien, der teuersten Komponente eines EV, entwickeln und ob die Autohersteller niedrigere Kosten an ihre Kunden weitergeben. Die IEA erwartet, dass Batterien in den nächsten Jahren mindestens 20 Prozent billiger werden und das Preisgefälle, das bislang vor allem die chinesischen Hersteller begünstigt, geringer wird.
Die Entwicklung in der Autoindustrie, sagt Birol, habe das Zeug, die Machtverhältnisse in der Branche nachhaltig zu verschieben. Während bei den Verbrennern die Europäer und die Japaner den Ton angeben, macht China das Geschäft mit der Elektromobilität. Der Trend zum EV werde dabei nicht alleine von den Verpflichtungen zum Klimaschutz angetrieben. Mindestens ebenso wichtig sei die politische Überlegung, unabhängiger von importierter Energie zu werden. Weltweit werde man sich der damit verbundenen Risiken stärker bewusst. Saubere Technologien seien deswegen auch ein wichtiges Element der Wettbewerbsfähigkeit.
Dienstag, 23.04.2024, 16:15 Uhr
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