Zwei der 27 Windräder von Arcadis Ost 1. Quelle: Parkwind
Bei dem Ostsee-Windpark Arcadis Ost 1 vor Rügen steht das letzte der 27 Windräder. Sie gehören dem belgischen Unternehmen Parkwind, das wiederum seit kurzem Japanern gehört.
Ungeachtet der Herbststürme in der Ostsee hat der belgische Windkraftbetreiber Parkwind die letzten drei von 27 Windturbinen des Windparks „Arcadis Ost 1“ installiert. Diese Redaktion sprach dazu mit dem Country Manager Deutschland von Parkwind, Manfred Dittmer.
Damit ist der erste Windpark weltweit fertig, der nur schwimmend installiert wurde, das heißt, ohne dass sich Installationsschiffe an Ort und Stelle aufständerten. Die sonst übliche Jack-up-Methode sei Parkwind angesichts der Beschaffenheit des Baugrundes nordöstlich von Rügen zu riskant gewesen, sagte Manfred Dittmer. Gemeinsam mit dem niederländischen Installationspartner Heerema Marine Contractors und dem dänischen Windturbinen-Hersteller Vestas habe man daher die rein schwimmende Installationsmethode „Rotor Nacelle Assembly“ (RNA) entwickelt. Sie wurde laut dem Country Manager schon 2018 behördlich eingereicht.
Die Hauptkomponenten der Windenergieanlagen vom Typen V174-9.5 MW wurden Dittmer zufolge in Rönne auf der dänischen Insel Bornholm zwischengelagert, mit einem Ponton in die Nähe des Baufeldes geschleppt und dann mit dem Kranschiff „Thialf“ von Heerema umgehievt. Die „Thialf“ als zweitgrößtes Kranschiff der Welt ist so groß, dass sie beim Hieven auch bei Wellengang keinen Hubausgleich braucht und dass sie nur ihren holländischen Heimathafen sowie den norwegischen Hafen Bergen anlaufen kann. Ihr Kran kann bis zu 14.000 Tonnen hieven.
Zuvor ein kommunales Projekt mit kleineren Anlagen
Parkwind hatte die Projektrechte an Arcadis Ost 1 im Zusammenhang mit der Ausschreibung der Fläche von 2018 von einer Stadtwerke-Kooperation erworben. In ihr hatten sich zeitweise 150 Kommunalversorger in der DACH-Region um WV Energie, Ovag Oberhessische Versorgungsbetriebe und Stadtwerke Bad Vilbel (alle Hessen) geschart. Bis dahin waren 5-MW-Turbinen von GE vorgesehen gewesen, so Dittmer. Parkwind habe dann auf die 9,5-MW-Turbinen von Vestas umgeplant.
Für den eingespeisten Windstrom hat das Unternehmen Anspruch auf Marktprämie. Das heißt: Erlöst Parkwind in der Direktvermarktung weniger als den bezuschlagten Wert, erhält es die Differenz aus dem EEG-Konto. 2018 hatten Bieter auf mehrere Flächen zwischen 0 und 9,83 Cent/kWh geboten.
Warum Japan mit im Boot ist
Parkwind als integriertes Offshore-Windunternehmen gehört seit Juli dem japanischen Jera-Konzern, der unter anderem in Japan zahlreiche Gaskraftwerke betreibt und einer der großen LNG-Importeure ist. Jera hat zum strategischen Ziel erklärt, bis 2050 klimaneutral zu werden; die Akquisition von Parkwind zahlt darauf ein. Gemeinsam haben Mutter und Tochter 1.500 MW Offshore-Leistung in Bau oder Betrieb, und zwar auch vor Großbritannien und Taiwan. Die Entwicklungspipeline umfasst darüber hinaus Belgien, Irland, Norwegen, Griechenland und Ozeanien.
Freitag, 17.11.2023, 13:46 Uhr
Georg Eble
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