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Energie & Management > Klimaschutz - Flensburg schickt Kohlekessel in den Ruhestand
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz

Flensburg schickt Kohlekessel in den Ruhestand

Mit dem Ende der Heizsaison steigen die Stadtwerke Flensburg aus der Kohle aus. Kessel 10 geht nach 35 Jahren in den Ruhestand, nur der verbliebene Kessel 11 nutzt noch Kohle.
Am 30. April haben die Stadtwerke Flensburg mit einer kleinen Feier den Kessel 10 als vierten von fünf Kohlekesseln außer Betrieb genommen. Der letzte verbleibende Kohlekessel 11 nutzt vorläufig noch Kohle, soll aber auf Biomasse umgestellt werden. Fast 35 Jahre und nahezu 200.000 Betriebsstunden lieferte Kessel 10 zuverlässig Energie. Er verbrannte zunächst Steinkohle, später Biomasse für die Strom- und Fernwärmeerzeugung von Flensburg, Glücksburg, Harrislee, Wees und Padborg in Dänemark.

Die Stadtwerke Flensburg haben sich das Ziel gesetzt, ihre Wärmeerzeugung bis 2035 klimaneutral zu gestalten. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, hat das Unternehmen einen umfassenden Transformationsplan vorgelegt, der in drei Phasen den Kohleausstieg, die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung und den Einsatz CO2-neutraler Energieträger vorsieht. 2016 und 2023 haben die Stadtwerke bereits zwei Kohlekessel durch zwei moderne und effizientere Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) ersetzt.

Würdigung der Leistung

Dirk Roschek, Geschäftsbereichsleiter Erzeugung bei den Stadtwerken, würdigte nicht nur die Leistung des Kessels: „Ich möchte mich auch bei allen Kollegen bedanken, die Kessel 10 zum Teil während ihres gesamten Berufslebens begleitet und gewartet haben.“ Kohlekessel seien relativ wartungsintensiv und ohne den Einsatz aller Kollegen hätte der Kessel nicht so effektiv und lange arbeiten können, unterstrich er.

K 10 startete seine berufliche Laufbahn als reiner Kohlekessel und wurde im Laufe der Jahre auf den Einsatz von Sekundärbrennstoffen (bis zu 40 Prozent CO2-neutral) und Holz umgerüstet. Circa 2,9  Millionen Tonnen Steinkohle, 130.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe sowie 21.000 Tonnen Holz hat er während seiner Dienstzeit im öffentlichen Dienst umweltschonend zu Fernwärme und Strom umgewandelt. Seine Feuerungswärmeleistung betrug 118 MW.
 
v.l.: Gregor Kowalski, Anlagentechniker Kessel 10 und Dirk Roschek, Leiter Erzeugung der Stadtwerke Flensburg vor dem Kessel 10
Quelle: SW Flensburg

Mit der Baunummer 3412 wurde er im Jahr 1988 von dem Firmenkonsortium Lurgi/Lentjes errichtet und ging an einem Freitag, dem 13. (April) im Jahr 1989 in Betrieb. Mittels zirkulierender atmosphärischer Wirbelschichtfeuerung nutzte er die Brennstoffe mit einer vergleichsweise niedrigen Verbrennungstemperatur von circa 850° C. Mit dieser Verfahrenstechnik gelang es, die Emissionen beispielsweise von Stickstoffoxid geringer zu halten als mit konventionellen Kesselanlagen.

Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg umriss den weiteren Kohleausstieg: „Nach der Stilllegung von Kessel 9 und Kessel 10 bleibt als letzter Wirbelschichtkessel der Kessel 11 vorerst in Betrieb.“ Er könne im Rahmen der Transformation der Stadtwerke zur Klimaneutralität bis 2035 theoretisch zu einem Biomasse-Heizkessel umgebaut werden. „Wahrscheinlicher ist aber der Neubau eines Kessels, denn K 11 war dann bereits 40 Jahre in Betrieb“, sagte Thole.

Flensburger Fahrplan zur Klimaneutralität steht

Insgesamt sparen die neuen GuD-Anlagen bei gleicher Erzeugungsleistung bereits 40 Prozent der vorherigen CO2-Emissionen ein. Neben dem hohen Gesamtwirkungsgrad von 93 Prozent sind beide GuD-Anlagen H2-ready. Für die künftige Wasserstoff-Versorgung der GuD-Anlagen setzen die Stadtwerke auf Partner, die eine Elektrolyse-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff im dänischen Esbjerg planen. Für den Transport werden die bestehenden Erdgasleitungen nach Flensburg umgerüstet. Ab 2028 soll der grüne Wasserstoffanteil der GuD-Anlagen stetig erhöht werden.

Zur Umsetzung der Klimaneutralität ist weiterhin vorgesehen, Großwärmepumpen, Freiflächen-Solarthermie, Biomasse sowie industrielle und gewerbliche Abwärme zu nutzen. Dies ist bei den Flensburger Klärwerken bereits der Fall. Ab 2027 soll die erste Großwärmepumpe laufen, die mit Flensburger Fördewasser und Strom aus erneuerbaren Energien klimaneutrale Fernwärme produzieren wird. Mit einer Leistung von 60 MW soll sie das Fördewasser auf 85-95 °C erwärmen.

Die Investitionen zur Umsetzung der ambitionierten Pläne belaufen sich voraussichtlich auf 350 Millionen Euro für Energieerzeugungsanlagen sowie rund 50 Millionen Euro für die Netzoptimierung und nochmals 50 Millionen Euro für eine neue Anbindung ans deutschlandweite Stromnetz. Die Finanzierung ist laut den Stadtwerken ein Mix aus eigenen Mitteln, Fördermitteln und Fremdkapital.

Donnerstag, 2.05.2024, 12:33 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Flensburg schickt Kohlekessel in den Ruhestand
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz
Flensburg schickt Kohlekessel in den Ruhestand
Mit dem Ende der Heizsaison steigen die Stadtwerke Flensburg aus der Kohle aus. Kessel 10 geht nach 35 Jahren in den Ruhestand, nur der verbliebene Kessel 11 nutzt noch Kohle.
Am 30. April haben die Stadtwerke Flensburg mit einer kleinen Feier den Kessel 10 als vierten von fünf Kohlekesseln außer Betrieb genommen. Der letzte verbleibende Kohlekessel 11 nutzt vorläufig noch Kohle, soll aber auf Biomasse umgestellt werden. Fast 35 Jahre und nahezu 200.000 Betriebsstunden lieferte Kessel 10 zuverlässig Energie. Er verbrannte zunächst Steinkohle, später Biomasse für die Strom- und Fernwärmeerzeugung von Flensburg, Glücksburg, Harrislee, Wees und Padborg in Dänemark.

Die Stadtwerke Flensburg haben sich das Ziel gesetzt, ihre Wärmeerzeugung bis 2035 klimaneutral zu gestalten. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, hat das Unternehmen einen umfassenden Transformationsplan vorgelegt, der in drei Phasen den Kohleausstieg, die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung und den Einsatz CO2-neutraler Energieträger vorsieht. 2016 und 2023 haben die Stadtwerke bereits zwei Kohlekessel durch zwei moderne und effizientere Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) ersetzt.

Würdigung der Leistung

Dirk Roschek, Geschäftsbereichsleiter Erzeugung bei den Stadtwerken, würdigte nicht nur die Leistung des Kessels: „Ich möchte mich auch bei allen Kollegen bedanken, die Kessel 10 zum Teil während ihres gesamten Berufslebens begleitet und gewartet haben.“ Kohlekessel seien relativ wartungsintensiv und ohne den Einsatz aller Kollegen hätte der Kessel nicht so effektiv und lange arbeiten können, unterstrich er.

K 10 startete seine berufliche Laufbahn als reiner Kohlekessel und wurde im Laufe der Jahre auf den Einsatz von Sekundärbrennstoffen (bis zu 40 Prozent CO2-neutral) und Holz umgerüstet. Circa 2,9  Millionen Tonnen Steinkohle, 130.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe sowie 21.000 Tonnen Holz hat er während seiner Dienstzeit im öffentlichen Dienst umweltschonend zu Fernwärme und Strom umgewandelt. Seine Feuerungswärmeleistung betrug 118 MW.
 
v.l.: Gregor Kowalski, Anlagentechniker Kessel 10 und Dirk Roschek, Leiter Erzeugung der Stadtwerke Flensburg vor dem Kessel 10
Quelle: SW Flensburg

Mit der Baunummer 3412 wurde er im Jahr 1988 von dem Firmenkonsortium Lurgi/Lentjes errichtet und ging an einem Freitag, dem 13. (April) im Jahr 1989 in Betrieb. Mittels zirkulierender atmosphärischer Wirbelschichtfeuerung nutzte er die Brennstoffe mit einer vergleichsweise niedrigen Verbrennungstemperatur von circa 850° C. Mit dieser Verfahrenstechnik gelang es, die Emissionen beispielsweise von Stickstoffoxid geringer zu halten als mit konventionellen Kesselanlagen.

Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg umriss den weiteren Kohleausstieg: „Nach der Stilllegung von Kessel 9 und Kessel 10 bleibt als letzter Wirbelschichtkessel der Kessel 11 vorerst in Betrieb.“ Er könne im Rahmen der Transformation der Stadtwerke zur Klimaneutralität bis 2035 theoretisch zu einem Biomasse-Heizkessel umgebaut werden. „Wahrscheinlicher ist aber der Neubau eines Kessels, denn K 11 war dann bereits 40 Jahre in Betrieb“, sagte Thole.

Flensburger Fahrplan zur Klimaneutralität steht

Insgesamt sparen die neuen GuD-Anlagen bei gleicher Erzeugungsleistung bereits 40 Prozent der vorherigen CO2-Emissionen ein. Neben dem hohen Gesamtwirkungsgrad von 93 Prozent sind beide GuD-Anlagen H2-ready. Für die künftige Wasserstoff-Versorgung der GuD-Anlagen setzen die Stadtwerke auf Partner, die eine Elektrolyse-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff im dänischen Esbjerg planen. Für den Transport werden die bestehenden Erdgasleitungen nach Flensburg umgerüstet. Ab 2028 soll der grüne Wasserstoffanteil der GuD-Anlagen stetig erhöht werden.

Zur Umsetzung der Klimaneutralität ist weiterhin vorgesehen, Großwärmepumpen, Freiflächen-Solarthermie, Biomasse sowie industrielle und gewerbliche Abwärme zu nutzen. Dies ist bei den Flensburger Klärwerken bereits der Fall. Ab 2027 soll die erste Großwärmepumpe laufen, die mit Flensburger Fördewasser und Strom aus erneuerbaren Energien klimaneutrale Fernwärme produzieren wird. Mit einer Leistung von 60 MW soll sie das Fördewasser auf 85-95 °C erwärmen.

Die Investitionen zur Umsetzung der ambitionierten Pläne belaufen sich voraussichtlich auf 350 Millionen Euro für Energieerzeugungsanlagen sowie rund 50 Millionen Euro für die Netzoptimierung und nochmals 50 Millionen Euro für eine neue Anbindung ans deutschlandweite Stromnetz. Die Finanzierung ist laut den Stadtwerken ein Mix aus eigenen Mitteln, Fördermitteln und Fremdkapital.

Donnerstag, 2.05.2024, 12:33 Uhr
Susanne Harmsen

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