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Energie & Management > Klimaschutz - In Westfalen entsteht klimaneutrales Zementwerk
Visualisierung des klimaneutralen Zementwerks "GeZero" in Geseke. Quelle: Heidelberg Materials
Klimaschutz

In Westfalen entsteht klimaneutrales Zementwerk

In Geseke entsteht eines der ersten Zementwerke, das kein CO2 mehr in die Luft pustet. Das Projekt von Heidelberg Materials für einen neunstelligen Betrag umfasst auch CCS-Technik.
Das kleine Geseke soll Vorbild für Europa sein, wenn es um das klimaneutrale Herstellen von Zement und Klinkern geht. Nach der erfolgten Förderzusage durch die EU will der Baustoff-Riese Heidelberg Materials, bis Ende 2022 noch unter dem Namen „HeidelbergCement“ firmierend, 2026 mit dem Umbau des westfälischen Werks Milke beginnen und für eine Innovation im Bereich Abscheiden und Lagern von CO2, Carbon Capture and Storage (CCS), sorgen.

„Wir werden die ersten sein, die eine vollständige CCS-Wertschöpfungskette für die Abscheidung, den Transport und die dauerhafte Speicherung aller CO2-Emissionen an einem deutschen Binnenstandort realisieren“, sagt Vorstandsvorsitzender Dominik von Achten in einer Mitteilung. Um die Produktionsprozesse komplett zu dekarbonisieren, umfasst das Konzept auch das Abscheiden der Gase aus der Biomasse, die für einen Teil der Energieversorgung zuständig ist.

700.000 Tonnen CO2 pro Jahr auf der Schiene nach Wilhelmshaven

Wie in der Stahlindustrie ist die Zementproduktion nur unter enormem Einsatz von Energie möglich. Der EU-Innovationsfonds fördert Ideen, die einen großen Anteil an CO2 entweder verhindern oder aber lagerfähig machen. Das Geseker Projekt hat die Anforderungen erfüllt und zählt damit zu den jüngsten 41 Vorhaben, in denen die EU einen Mehrwert für Europa erkennt (siehe auch separate Meldung "EU fördert grünes Ammoniak-Projekt in Norwegen"). Was noch aussteht, ist die Unterzeichnung des „Grant Agreements“, der endgültigen Fördervereinbarung. Sie soll Ende 2023 erfolgen.

Ein Teil des Projekts betrifft die bei der Zementherstellung entstehenden Treibhausgase. Das bestehende Werk enthält ein neues Betriebskonzept, dessen Herzstücke ein neuer Ofen und die Abscheideanlage werden sollen. Die Oxyfuel-Brennkammer setzt für die Klinkerproduktion reinen Sauerstoff ein, der im Abgas zum Großteil CO2 hinterlässt. Die Abscheideeinheit nimmt auch die Reinigung vor. Wenn Feuchtigkeit und Schwefel herausgefiltert sind, ist das CO2 noch zu verdichten, zu kühlen und zu verflüssigen. Auch ein Zwischenspeicher ist für das Abgas zu bauen.

Dann ist die klimaschädliche Hinterlassenschaft der Zementproduktion noch in die vorgesehenen Endlager zu transportieren. Auch die dafür nötige Infrastruktur muss Heidelberg Materials erst noch errichten. Für den Start der Anlage, die 2029 ihren Dienst aufnehmen soll, ist an einen Transport via Schiene gedacht. Eine am Werk zu bauende Verladestation bringt die CO2-Behälter an die Küste nach Wilhelmshaven. Bei erwarteten 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr rechnen die Heidelberger mit etwa einem Güterzug pro Tag. Doch dies ist nur für den Übergang gedacht. Langfristig setzt das Unternehmen auf eine Pipeline-Verbindung.

Wintershall Dea verbringt Abgas im Boden der Nordsee

In Wilhelmshaven übergibt der Zementhersteller die Fracht dann an den Partner Wintershall Dea, der seinem Portfolio neben Öl- und Gasgeschäften inzwischen auch die CO2-Lagerung hinzugefügt hat. Endstation für das Geseker CO2 sollen nach einem weiteren Transport per Schiff oder Pipeline dann ausgediente Öl- oder Gasfelder im Nordsee-Meeresboden werden. Für die Nachhaltigkeitsverantwortliche von Heidelberg Materials, Nicola Kimm, ist diese Transportkette nichts anderes als ein „völlig neues Logistikkonzept“ und eine „wichtige Modelllösung für Industriestandorte im Binnenland“. Der Verladehub soll möglichst auch anderen Unternehmen zur Verfügung stehen, die ihre entstehenden Treibhausgase nicht vollends reduzieren können.

Für eine perfekte Klimabilanz ist grundsätzlich ein hoher Anteil erneuerbarer Energien wichtig, die das Zementwerk versorgen. In Geseke ist neben Biomasse auch ein Freiflächen-Solarkraftwerk mit 7 MW Kapazität geplant.

Allerdings werden die örtlichen Anlagen den Bedarf voraussichtlich nicht decken können: Allein die neu entstehende Abgasreinigung benötigt eine gehörige Menge des erforderlichen Grünstroms. Die Kosten für das gesamte Projekt werden sich laut Heidelberg Materials auf eine mittlere dreistellige Millionensumme belaufen. Wie viel die EU davon übernimmt, ist noch nicht bekannt.

Heidelberg Materials ist mit mehr als 51.000 Beschäftigten in gut 50 Staaten einer der weltweit führenden Baustoff-Produzenten. Mit den eingeschlagenen Dekarbonisierungs- und Umweltprojekten sieht das Unternehmen sich als Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität und zur Kreislaufwirtschaft in der Baustoffindustrie.

Montag, 17.07.2023, 16:53 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Klimaschutz - In Westfalen entsteht klimaneutrales Zementwerk
Visualisierung des klimaneutralen Zementwerks "GeZero" in Geseke. Quelle: Heidelberg Materials
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In Westfalen entsteht klimaneutrales Zementwerk
In Geseke entsteht eines der ersten Zementwerke, das kein CO2 mehr in die Luft pustet. Das Projekt von Heidelberg Materials für einen neunstelligen Betrag umfasst auch CCS-Technik.
Das kleine Geseke soll Vorbild für Europa sein, wenn es um das klimaneutrale Herstellen von Zement und Klinkern geht. Nach der erfolgten Förderzusage durch die EU will der Baustoff-Riese Heidelberg Materials, bis Ende 2022 noch unter dem Namen „HeidelbergCement“ firmierend, 2026 mit dem Umbau des westfälischen Werks Milke beginnen und für eine Innovation im Bereich Abscheiden und Lagern von CO2, Carbon Capture and Storage (CCS), sorgen.

„Wir werden die ersten sein, die eine vollständige CCS-Wertschöpfungskette für die Abscheidung, den Transport und die dauerhafte Speicherung aller CO2-Emissionen an einem deutschen Binnenstandort realisieren“, sagt Vorstandsvorsitzender Dominik von Achten in einer Mitteilung. Um die Produktionsprozesse komplett zu dekarbonisieren, umfasst das Konzept auch das Abscheiden der Gase aus der Biomasse, die für einen Teil der Energieversorgung zuständig ist.

700.000 Tonnen CO2 pro Jahr auf der Schiene nach Wilhelmshaven

Wie in der Stahlindustrie ist die Zementproduktion nur unter enormem Einsatz von Energie möglich. Der EU-Innovationsfonds fördert Ideen, die einen großen Anteil an CO2 entweder verhindern oder aber lagerfähig machen. Das Geseker Projekt hat die Anforderungen erfüllt und zählt damit zu den jüngsten 41 Vorhaben, in denen die EU einen Mehrwert für Europa erkennt (siehe auch separate Meldung "EU fördert grünes Ammoniak-Projekt in Norwegen"). Was noch aussteht, ist die Unterzeichnung des „Grant Agreements“, der endgültigen Fördervereinbarung. Sie soll Ende 2023 erfolgen.

Ein Teil des Projekts betrifft die bei der Zementherstellung entstehenden Treibhausgase. Das bestehende Werk enthält ein neues Betriebskonzept, dessen Herzstücke ein neuer Ofen und die Abscheideanlage werden sollen. Die Oxyfuel-Brennkammer setzt für die Klinkerproduktion reinen Sauerstoff ein, der im Abgas zum Großteil CO2 hinterlässt. Die Abscheideeinheit nimmt auch die Reinigung vor. Wenn Feuchtigkeit und Schwefel herausgefiltert sind, ist das CO2 noch zu verdichten, zu kühlen und zu verflüssigen. Auch ein Zwischenspeicher ist für das Abgas zu bauen.

Dann ist die klimaschädliche Hinterlassenschaft der Zementproduktion noch in die vorgesehenen Endlager zu transportieren. Auch die dafür nötige Infrastruktur muss Heidelberg Materials erst noch errichten. Für den Start der Anlage, die 2029 ihren Dienst aufnehmen soll, ist an einen Transport via Schiene gedacht. Eine am Werk zu bauende Verladestation bringt die CO2-Behälter an die Küste nach Wilhelmshaven. Bei erwarteten 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr rechnen die Heidelberger mit etwa einem Güterzug pro Tag. Doch dies ist nur für den Übergang gedacht. Langfristig setzt das Unternehmen auf eine Pipeline-Verbindung.

Wintershall Dea verbringt Abgas im Boden der Nordsee

In Wilhelmshaven übergibt der Zementhersteller die Fracht dann an den Partner Wintershall Dea, der seinem Portfolio neben Öl- und Gasgeschäften inzwischen auch die CO2-Lagerung hinzugefügt hat. Endstation für das Geseker CO2 sollen nach einem weiteren Transport per Schiff oder Pipeline dann ausgediente Öl- oder Gasfelder im Nordsee-Meeresboden werden. Für die Nachhaltigkeitsverantwortliche von Heidelberg Materials, Nicola Kimm, ist diese Transportkette nichts anderes als ein „völlig neues Logistikkonzept“ und eine „wichtige Modelllösung für Industriestandorte im Binnenland“. Der Verladehub soll möglichst auch anderen Unternehmen zur Verfügung stehen, die ihre entstehenden Treibhausgase nicht vollends reduzieren können.

Für eine perfekte Klimabilanz ist grundsätzlich ein hoher Anteil erneuerbarer Energien wichtig, die das Zementwerk versorgen. In Geseke ist neben Biomasse auch ein Freiflächen-Solarkraftwerk mit 7 MW Kapazität geplant.

Allerdings werden die örtlichen Anlagen den Bedarf voraussichtlich nicht decken können: Allein die neu entstehende Abgasreinigung benötigt eine gehörige Menge des erforderlichen Grünstroms. Die Kosten für das gesamte Projekt werden sich laut Heidelberg Materials auf eine mittlere dreistellige Millionensumme belaufen. Wie viel die EU davon übernimmt, ist noch nicht bekannt.

Heidelberg Materials ist mit mehr als 51.000 Beschäftigten in gut 50 Staaten einer der weltweit führenden Baustoff-Produzenten. Mit den eingeschlagenen Dekarbonisierungs- und Umweltprojekten sieht das Unternehmen sich als Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität und zur Kreislaufwirtschaft in der Baustoffindustrie.

Montag, 17.07.2023, 16:53 Uhr
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