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Der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber Entso-E hat neue Details zum Beinahe-Blackout am 8. Januar mitgeteilt. Das Problem ging demnach von Kroatien aus.
Nach dem derzeitigen Stand der Analysen von Entso-E war der Auslöser des plötzlichen und drastischen Absinkens der Netzfrequenz im kontinentaleuropäischen Stromnetz
die automatische Abschaltung eines 400-Kilovolt-Sammelschienenkupplers in der kroatischen Umspannanlage Ernestinovo kurz nach 14 Uhr.
Dies habe dazu geführt, dass zwei Sammelschienen in der Anlage entkoppelt wurden, wodurch die Stromflüsse aus südöstlicher in nordwestliche Richtung unterbrochen wurden.
Durch die Unterbrechung der Stromflüsse in diesen Leitungen verlagerte sich die Netzlast auf umliegende Leitungen, die jedoch dadurch überlastet wurden. Etwa 13 Sekunden nach der Abschaltung des Sammelschienenkupplers wurde daher
zunächst die Leitung von Subotica nach Novi Sad (Serbien) durch den Überstromschutz abgeschaltet. Danach lösten im Umkreis mehrere weitere Leitungen aufgrund des Distanzschutz-Mechanismus aus.
42,5 Sekunden nach dem ursprünglichen Problem kam es dann zur Aufteilung des Netzgebietes. Im nordwestlichen Teil des Netzes fehlten plötzlich 6.300 MW Erzeugungsleistung, während im südöstlichen Teil ein Überschuss in gleicher Höhe bestand. Dies führte dazu, dass die Frequenz im nordwestlichen Netzteil bis auf 49,74 Hertz sank, während sie im südöstlichen Teil sprunghaft bis auf 50,6 Hertz anstieg.
Abschaltbare Lasten vom Netz genommenIm Zuge der Stabilisierungsmaßnahmen gingen laut Entso-E
im nordwestlichen Teilnetz abschaltbare Lasten (Industrieverbraucher) mit einer Leistung von 1.700 MW in Frankreich und Italien vertragsgemäß vom Netz.
Zusätzlich wurden 420 MW unterstützende Leistung aus dem skandinavischen (Nordic) und 60 MW aus dem britischen Synchrongebiet automatisiert eingespeist.
Im südöstlichen Teil des Netzes
reduzierten Erzeugungsanlagen ihre Einspeisung. So ging beispielsweise ein türkisches Kraftwerk mit 975 MW automatisch vom Netz.
In der weiteren Folge stabilisierten sich die beiden Teilnetze und konnten gegen 15:07 Uhr wieder synchronisiert werden.
Laut Entso-E war es die erste Auftrennung des Netzes in Kontinental-Europa seit einem Zwischenfall am 4. November 2006. In Folge dieses Ereignisses waren neue
Sicherungssysteme wie das „European Awareness System“ (EAS) entstanden. Es ermöglicht den europäischen Übertragungsnetzbetreibern, sich gegenseitig über Vorfälle im Netzbetrieb zu informieren. Dadurch konnte jetzt sehr schnell reagiert werden.
Was zu dem Ausfall des Sammelschienen-Kupplers in Kroatien geführt hat, dazu machte Entso-E bisher noch keine Angaben. Auch ein Termin für den Abschlussbericht der Organisation zu dem Zwischenfall steht noch nicht fest.
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Der Frequenzverlauf in Kontinental-Europa während der Ereignisse des 8. Januar (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken) Grafik: Entso-E |
Dienstag, 26.01.2021, 11:19 Uhr
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