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Solytic spielt bei der Fernüberwachung von PV-Anlagen vorne mit. Ein Doppelinterview mit dem Chef Johannes Burgard und mit Heinrich Arnold von dem Venture-Builder Creative Dock.
Herr Burgard, Solytic überwacht mit ihrer Internet-der-Dinge(IoT)-Plattform 220.000 Photovoltaikanlagen in 60 Ländern, davon 90.000 in Deutschland. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Johannes Burgard: Wir bieten eine rein softwarebasierte Lösung an – das unterscheidet uns von nahezu allen Wettbewerbsbegleitern. Kunden können mit unserer Lösung verschiedene Technologien herstellerübergreifend überwachen. Unsere Cloud-Plattform wertet in Echtzeit Sensordaten aus und erstellt herstellerunabhängig ertragsrelevante Alarmmeldungen für die Entscheidungsträger.
Reine Software soll den Unterschied ausmachen? Was haben dann Ihre Wettbewerber? Burgard: Häufig gehen unsere Marktbegleiter mit unterschiedlichen Datenformaten so um, dass sie am Endgerät eine zusätzliche Hardware – einen Datenlogger oder ein Gateway – verbauen. Diese standardisiert die Kommunikation mit ihrer Monitoring-Lösung. Wir verlagern die Bearbeitung direkt in die Cloud. Dadurch adaptieren wir uns schneller an den Markt.
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Johannes Burgard ist CEO von Solytic, einem Unternehmen zur Fernüberwachung von PV-Anlagen Quelle Solytic |
Aus der früheren PV-Anlage ist ein Smart Home oder Home Energy Management System geworden, mit Speicherbatterie und Wallbox. Deswegen ist es wichtig, dass wir nicht nur die Installationen auf und in die Häuser bringen, sondern dass die Anlagen kontinuierlich überwacht werden.
„Wir verzichten auf KI“KI ist in aller Munde, aber IoT heißt nicht notwendigerweise KI.Burgard: Wir verzichten in unserem Monitoring-Produkt auf KI. Im für uns typischen Anwendungsfall Aufdach-PV übersteigen die Kosten den erzielbaren Mehrwert deutlich. Die Anwendung von KI hat zuletzt jedoch enorme Fortschritte erzielt, darum ist das nur ein Zwischenstand.
Welche Arten von PV-Anlagen überwacht Solytic? Wer sind Ihre Kunden? Burgard: Unsere Kunden sind die Solarinstallateure, die sich um den Aufbau und die Pflege von Aufdach-Anlagen kümmern. Das reicht vom privaten Wohnhaus über kleinere Freiflächen-Anlagen bis zu – was eher unser Fokus ist − größeren Aufdachanlagen auf Logistikcentern und Fabrikgebäuden. Das geht von 5
kW bis 5
MW.
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Heinrich Arnold ist Head of DACH International Ventures von Creative Dock Quelle: Creative Dock |
„Neugeschäft nicht auf neuen Ressourcenbedarf gründen“Herr Arnold, Sie kommen vom Unternehmen Creative Dock. Was haben sie mit Solytic tun? Heinrich Arnold: Wir sind Venture Builder und bauen neue Geschäftseinheiten und Tochterunternehmen für etablierte Firmen auf: Solytic ist eine der seit längerer Zeit im deutschen Markt etablierten Initiativen von uns. Sie belegt, wie Venture Building einen wichtigen Beitrag zur industriellen Transformation – wie in diesem Fall der Energiewende – leistet. Und im Geschäftsmodell „as-a-Service“ werden Dinge – in diesem Fall PV-Anlagen – nicht mehr verkauft und dann hofft man implizit, dass sie bald ersetzt werden müssen, um erneut Umsatz zu generieren, sondern man bietet im Gegenteil eine Dienstleistung mit Ewigkeitscharakter, bei dem für das Funktionieren der Anlage bezahlt wird. Das ist ein Hoffnungsträger, um in eine nachhaltige Wirtschaft zu kommen: Neugeschäft nicht auf neuen Ressourcenbedarf zu gründen, sondern darauf, Dinge dauerhaft weiterzuführen.
Ist „Venture Building“ etwas anderes als Venture Capital?Arnold: Ja. Venture-Capital-Firmen steigen bei Unternehmen ein, die auf der grünen Wiese gegründet werden und deren Geschäftsmodell sie für stark monetarisierbar halten. Im Venture Building dagegen gründen wir neue Geschäftsbereiche innerhalb etablierter Unternehmen, die eine konkrete unternehmensinterne Herausforderung angehen. Die jeweiligen Muttergesellschaften unterstützen dies mit Kapital und Expertise. Diese Geschäftsbereiche können sich wie bei Solytic in ein eigenständiges Unternehmen emanzipieren; sie können aber auch, nachdem sie eine substanzielle Größe erreicht haben, Teil des Kerngeschäftes des Mutterunternehmens werden.
Auf der Website von Creative Dock steht, dass 2014 ihr erster Kunde außerhalb der Finanzwirtschaft Eon mit „Eon Solar“ war. Arnold: Das ist ein Beispiel, wie ein von uns gegründetes Innovationsvorhaben zu einem Standardangebot im Leistungsportfolio eines Kunden wurde. Vor circa zehn Jahren hat man, basierend auf der Innovationsforschung, den Wert paralleler kleiner agiler Einheiten zur Umsetzung von Innovation erkannt und unter dem Begriff „Ambidexterität“ erklärt. Man hat systematisch überlegt, wie man interne Start-ups in etablierten Unternehmen realisieren kann. In dem Zeitraum haben sich auch Venture Builder als Spezialanbieter etabliert, die das „Start-up im Konzern“ als professionelle Dienstleistung anbieten.
Dienstag, 6.02.2024, 17:46 Uhr
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