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Energie & Management > Veranstaltung - Wasserstoff vom Meer bleibt ungewiss
Quelle: BWO
Veranstaltung

Wasserstoff vom Meer bleibt ungewiss

Die schöne Vision vom direkt auf See erzeugten Wasserstoff trifft noch auf viele Hindernisse, nicht nur technischer Natur. So das Fazit einer Diskussion auf dem BWO-Kongress.
Windkraftanlagen auf See, die bereits im Wasser stehen, könnten direkt Wasserstoff erzeugen und an Land liefern. So weit die technische Vorstellung. Doch dies trifft aktuell noch auf viele Hindernisse, sagten Diskussionsteilnehmer auf dem Kongress des Bundesverbandes Windenergie Offshore (BWO) am 24. April in Berlin. Aquaventus ist ein Förderverein für Wasserstoff aus Windstrom. Sein Geschäftsführer Robert Seehawer berichtete von ersten kleinen Testprojekten, die bereits erfolgreich laufen, zum Beispiel vor Wales.

„Es gibt aber noch kein Referenzprojekt, dass die Skalierung in industriellen Maßstab vorantreibt“, bedauerte Seehawer. Er wünscht sich von Fördermittelgebern mehr Augenmaß, „weil niemand mit einem Gigawatt anfängt“. Dennoch müsse man auch bei den kleinen Pilotprojekten die industriellen Strukturen schon im Blick haben. Er begrüßte nachdrücklich das deutsch-norwegische Wasserstoffabkommen, das am Vortag unterzeichnet worden war (wir berichteten).

Demonstrator sollte Fördergeld bekommen

Martin Dörnhöfer, Offshore-Direktor von RWE, unterstrich, dass es bereits erste Projekte der Belieferung von Stahlwerken mit grünem Strom gebe. Für Wasserstoff wünscht er sich einen staatlich geförderten Demonstrator, um die Hochskalierung der Wasserstofferzeugung auf See zu erproben. Die Unterstützung sei nötig, da sich ein solches Projekt nicht selbst refinanzieren könne, sagte Dörnhöfer. Neu sei unter anderem, dass viele Parteien dafür zusammenarbeiten müssen, die das bisher noch nicht erprobt haben.

Er bedauert, dass in aktuellen Förderrichtlinien weniger qualitative Kriterien eine Rolle spielten, sondern mehr der Gedanke „viele Megawatt für den Euro“. Das aber bremse die nötige Innovation. Er sagte, die Politik könne recht einfach die Investitionsbedingungen verbessern, wenn beispielsweise bei Windkraftprojekten offshore nicht sofort Strafzahlungen bei Verzögerungen fällig würden. Denn diese Festlegungen erhöhten das Risiko für Umsetzungen unnötig. Die Unternehmen hätten bei Erwerb einer Flächennutzung durchaus ein eigenes Interesse, so schnell wie möglich auch in die Stromerzeugung und damit Einkünfte zu kommen, sagte Dörnhöfer.

Stahlindustrie sucht Wasserstoff

Roderik Hömann, Leiter Energie- und Klimapolitik der Wirtschaftsvereinigung Stahl, sieht einen großen Bedarf seiner Branche für klimafreundlichen Wasserstoff, um die Produktion zu dekarbonisieren. Allein bis 2030 benötige allein die Rohstahlproduktion 28 Millionen kWh Wasserstoff, um die Hälfte der Produktion klimaneutral zu machen. Später steige dieser Bedarf auf 60 bis 70 Millionen kWh, um alles umzustellen. „Grüner“ Stahl werde teurer und benötige Abnehmer, unterstrich Hömann.

Daher werde er nur Abnehmer finden, wenn Klimaschutzvorschriften auch für die Abnehmer gelten. Stahl sei zugleich notwendig für den Ausbau der erneuerbaren Energien, beispielsweise für die Monopiles von Windkraftanlagen. Somit biete grüner Stahl auch hier die Chance, die Nachhaltigkeit zu erhöhen. „Die Energiekrise infolge des Ukrainekrieges sollte uns lehren, nicht alles importieren zu wollen“, mahnte Hömann. Daher sei deutsche und europäische Produktion unbedingt zu erhalten.
 
Das Wasserstoff-Panel auf dem BWO-Kongress (von links): Robert Seehawer (Aquaventus), Roderik Hömann (Wirtschaftsvereinigung Stahl), Martin Dörnhöfer (RWE) und Eva Schmid (Dena)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Internationale und nationale Regelungen anpassen

Notwendig ist die internationale und intersektorale Zusammenarbeit und Abstimmung für Wasserstoff von See, erläuterte Eva Schmid. Sie ist Leiterin des Arbeitsgebiets H2 und synthetische Energieträger bei der Deutschen Energieagentur (Dena). Dazu passten aber die heutigen Strukturen noch nicht, kritisierte sie. Hier gebe es verschiedene Zuständigkeiten auf See beispielsweise für das Militär, Fischerei, Naturschutz, Handel und Energie. Hinzu kommen Herausforderungen der Seerettung und die immer mehr grenzüberschreitenden Aktivitäten der Offshore-Energie.

Schon der Betrieb des Wasserstoffkernnetzes erfordere Speicher, erläuterte Schmid. Sonst könne man keinen konstanten Druck für die Übertragung im Netz aufrechterhalten. Daher müssten parallel die Speicher für Wasserstoff umgerüstet werden, was ebenfalls Zuschüsse und Förderung erfordere, zumal auch hier das Geschäftsmodell noch ungewiss sei. Insofern benötige der Wasserstoffhochlauf, ob mit der Produktion auf See oder an Land, weitere politische Unterstützung.

Mittwoch, 24.04.2024, 15:36 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Wasserstoff vom Meer bleibt ungewiss
Quelle: BWO
Veranstaltung
Wasserstoff vom Meer bleibt ungewiss
Die schöne Vision vom direkt auf See erzeugten Wasserstoff trifft noch auf viele Hindernisse, nicht nur technischer Natur. So das Fazit einer Diskussion auf dem BWO-Kongress.
Windkraftanlagen auf See, die bereits im Wasser stehen, könnten direkt Wasserstoff erzeugen und an Land liefern. So weit die technische Vorstellung. Doch dies trifft aktuell noch auf viele Hindernisse, sagten Diskussionsteilnehmer auf dem Kongress des Bundesverbandes Windenergie Offshore (BWO) am 24. April in Berlin. Aquaventus ist ein Förderverein für Wasserstoff aus Windstrom. Sein Geschäftsführer Robert Seehawer berichtete von ersten kleinen Testprojekten, die bereits erfolgreich laufen, zum Beispiel vor Wales.

„Es gibt aber noch kein Referenzprojekt, dass die Skalierung in industriellen Maßstab vorantreibt“, bedauerte Seehawer. Er wünscht sich von Fördermittelgebern mehr Augenmaß, „weil niemand mit einem Gigawatt anfängt“. Dennoch müsse man auch bei den kleinen Pilotprojekten die industriellen Strukturen schon im Blick haben. Er begrüßte nachdrücklich das deutsch-norwegische Wasserstoffabkommen, das am Vortag unterzeichnet worden war (wir berichteten).

Demonstrator sollte Fördergeld bekommen

Martin Dörnhöfer, Offshore-Direktor von RWE, unterstrich, dass es bereits erste Projekte der Belieferung von Stahlwerken mit grünem Strom gebe. Für Wasserstoff wünscht er sich einen staatlich geförderten Demonstrator, um die Hochskalierung der Wasserstofferzeugung auf See zu erproben. Die Unterstützung sei nötig, da sich ein solches Projekt nicht selbst refinanzieren könne, sagte Dörnhöfer. Neu sei unter anderem, dass viele Parteien dafür zusammenarbeiten müssen, die das bisher noch nicht erprobt haben.

Er bedauert, dass in aktuellen Förderrichtlinien weniger qualitative Kriterien eine Rolle spielten, sondern mehr der Gedanke „viele Megawatt für den Euro“. Das aber bremse die nötige Innovation. Er sagte, die Politik könne recht einfach die Investitionsbedingungen verbessern, wenn beispielsweise bei Windkraftprojekten offshore nicht sofort Strafzahlungen bei Verzögerungen fällig würden. Denn diese Festlegungen erhöhten das Risiko für Umsetzungen unnötig. Die Unternehmen hätten bei Erwerb einer Flächennutzung durchaus ein eigenes Interesse, so schnell wie möglich auch in die Stromerzeugung und damit Einkünfte zu kommen, sagte Dörnhöfer.

Stahlindustrie sucht Wasserstoff

Roderik Hömann, Leiter Energie- und Klimapolitik der Wirtschaftsvereinigung Stahl, sieht einen großen Bedarf seiner Branche für klimafreundlichen Wasserstoff, um die Produktion zu dekarbonisieren. Allein bis 2030 benötige allein die Rohstahlproduktion 28 Millionen kWh Wasserstoff, um die Hälfte der Produktion klimaneutral zu machen. Später steige dieser Bedarf auf 60 bis 70 Millionen kWh, um alles umzustellen. „Grüner“ Stahl werde teurer und benötige Abnehmer, unterstrich Hömann.

Daher werde er nur Abnehmer finden, wenn Klimaschutzvorschriften auch für die Abnehmer gelten. Stahl sei zugleich notwendig für den Ausbau der erneuerbaren Energien, beispielsweise für die Monopiles von Windkraftanlagen. Somit biete grüner Stahl auch hier die Chance, die Nachhaltigkeit zu erhöhen. „Die Energiekrise infolge des Ukrainekrieges sollte uns lehren, nicht alles importieren zu wollen“, mahnte Hömann. Daher sei deutsche und europäische Produktion unbedingt zu erhalten.
 
Das Wasserstoff-Panel auf dem BWO-Kongress (von links): Robert Seehawer (Aquaventus), Roderik Hömann (Wirtschaftsvereinigung Stahl), Martin Dörnhöfer (RWE) und Eva Schmid (Dena)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Internationale und nationale Regelungen anpassen

Notwendig ist die internationale und intersektorale Zusammenarbeit und Abstimmung für Wasserstoff von See, erläuterte Eva Schmid. Sie ist Leiterin des Arbeitsgebiets H2 und synthetische Energieträger bei der Deutschen Energieagentur (Dena). Dazu passten aber die heutigen Strukturen noch nicht, kritisierte sie. Hier gebe es verschiedene Zuständigkeiten auf See beispielsweise für das Militär, Fischerei, Naturschutz, Handel und Energie. Hinzu kommen Herausforderungen der Seerettung und die immer mehr grenzüberschreitenden Aktivitäten der Offshore-Energie.

Schon der Betrieb des Wasserstoffkernnetzes erfordere Speicher, erläuterte Schmid. Sonst könne man keinen konstanten Druck für die Übertragung im Netz aufrechterhalten. Daher müssten parallel die Speicher für Wasserstoff umgerüstet werden, was ebenfalls Zuschüsse und Förderung erfordere, zumal auch hier das Geschäftsmodell noch ungewiss sei. Insofern benötige der Wasserstoffhochlauf, ob mit der Produktion auf See oder an Land, weitere politische Unterstützung.

Mittwoch, 24.04.2024, 15:36 Uhr
Susanne Harmsen

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