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Am 5. Oktober wurde der jährlich erscheinende World Nuclear Industry Status Report (WNISR) bei der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht. Die Experten konstatierten viel Stillstand.
Der Welt-Kernenergiebericht Report 2022 (WNISR) wurde von einem internationalen Expertenteam erarbeitet. Er kommt zum Schluss, dass für Kernkraft viele Pläne, aber wenig Umsetzung zu verzeichnen sind. Lange Bauzeiten und steigende Kosten gefährdeten die aktuellen Projekte. Mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren gebe es bei den laufenden Reaktoren zunehmend technische Probleme und lange Stillstandszeiten. Den Bericht gibt es seit numehr 30 Jahren.
„Der WNISR ist ein unverzichtbarer Realitätscheck der Atomindustrie, ein Schutzwall gegen utopische Fantasien und Wunschdenken, ein Instrument, das den Leser auf den Boden der Tatsachen zurückholt“, sagte Prof. Aviel Verbruggen bei der Vorstellung des Berichts. Der Report vergleicht darüber hinaus die Entwicklung der Atomkraft und der erneuerbaren Energien weltweit. In einem Schwerpunktkapitel zum Thema Atomkraft und Krieg analysieren die Autoren die besonderen Herausforderungen an die Sicherheit und Sicherung von Atomkraftwerken in Kriegssituationen aus Anlass des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Weniger Strom aus Kernkraft erzeugtLaut der Analyse fiel 2022 der Anteil nuklear erzeugten Stroms weltweit unter 10
%. Die bislang höchste Reaktorkapazität wurde laut offizieller Zahlen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAES) 2018 erreicht. Im besten Jahr 1996 erzeugten Kernkraftwerke demnach 17,5
% der Weltstromproduktion. Die Anzahl der abgeschalteter Leistungsreaktoren habe mit 204 Ende 2022 erstmals die Marke von 200 überschritten.
In Frankreich führte in diesem Jahr die unerwartete Entdeckung von Spannungsrisskorrosion in den Notfall-Kühlsystemen zu einem massiven Inspektions- und Reparaturprogramm für die gesamte Reaktorflotte. Deshalb bleibt das Land auf Stromimporte der europäischen Nachbarn angewiesen.
Neue Reaktoren vor allem in China2021 gingen sechs neue Einheiten ans Netz, davon drei in China. Fünf neue Einheiten wurde im ersten Halbjahr 2022 in Betrieb genommen, darunter zwei in China. Zugleich wurden 2021 acht Reaktoren abgeschaltet und zwei weitere Schließungen in Großbritannien angekündigt. Russland dominiere den internationale Kernkraftmarkt mit 20 Reaktoren, die international im Bau sind, davon zwei in Indien und je einer in der Türkei und im Inland.
Neben der russischen Rosatom agierten nur französische und südkoreanische Unternehmen international beim Bau von Kernkraftwerken, so der Report. Finnland nahm 2022 den ersten europäischen Druckwasserreaktor (EPR) auf dem Kontinent in Betrieb, der seit 2005 im Bau war. Das war 13 Jahre später als geplant.
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Reaktorstarts und -abschaltungen weltweit von 1964-2022. - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken. Quelle: IAEA |
Erneuerbare mit mehr Investitionen und StromertragMittlerweile hätten erneuerbare Energien Kernkraft überrundet, stellt der Bericht fest. So wurde 2021 in erneuerbare Energien ohne Wasserkraft eine Rekordsumme von 366
Mrd. US-Dollar investiert und eine Leistung von 250.000
MW weltweit zugebaut. Die Kernkraftkapazität ging zeitgleich um um 40.000
MW zurück. Windkraft- und Solarstrom erreichten laut Report einen Bruttoanteil von 10,2
% an der weltweiten Stromerzeugung, und übertrafen damit erstmals die Kernenergie.
In einem weiteren Schwerpunktkapitel gibt es einen Fukushima-Statusbericht, der einen Überblick über die laufenden Herausforderungen vor Ort und außerhalb des Standorts nach der Katastrophe von 2011 gibt. Die aktuelle Situation der inzwischen über 200 stillgelegten Atomkraftwerke weltweit wird in einem anderen Kapitel behandelt.
Der Welt-Kernenergiebericht 2022 steht im Internet bereit.
Donnerstag, 6.10.2022, 17:16 Uhr
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