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Energie & Management > Gas - Agora mahnt Regeln für den Erdgasausstieg an
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Gas

Agora mahnt Regeln für den Erdgasausstieg an

Die Denkfabrik Agora warnt für die Zukunft des Erdgasausstiegs vor einem
Teufelskreis mit hohen Risiken für Kunden und Netzbetreiber. Je weniger Gasnutzer bleiben, desto teurer wird es.
Laut einer im Februar 2024 vom Öko-Institut vorgelegten Metastudie „Erdgas-Phase-out in Deutschland“ sinkt die Nutzung von Erdgas in Deutschland in den kommenden zehn Jahren um 28 bis 63 Prozent. Im Auftrag der Initiative „GasWende“ untersuchte das Institut dafür fünf Szenario-Studien von BDI, Dena, Agora, Ariadne und BMWK. In jedem Fall werde die Gasnutzung absehbar sinken. Agora Energiewende stellte nun politische Forderungen auf, um die Risiken für Kunden und Netzbetreiber zu minimieren.

Die Zukunft des Gasnetzes werde zunehmend ungewiss. Überregional müsse ein Transportnetz aufrechterhalten werden, welches zunächst noch Erdgas transportiert, perspektivisch aber teilweise für den Transport von Wasserstoff umgewidmet werde. Auf Verteilnetzebene hingegen werde es flächendeckend zu Stilllegungen kommen: „Hier gilt es Lock-ins zu vermeiden und die jährlichen Investitionen in das Netz von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr herunterzufahren“, sagte Deutschland-Direktor Simon Müller.

Je weniger Kunden, desto teurer die Netzkosten

Statt 600.000 Kilometer Erdgasnetz werden in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigt, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren, so die Prognose. Ohne Anpassung des Ordnungsrahmens droht in den 2040er-Jahren eine Versechzehnfachung der Netzentgelte und Stranded-Assets von 10 Milliarden Euro, so Agora Energiewende. Eine Umstellung auf Wasserstoff lohne sich nur in Verbindung mit industriellen Abnehmern und sicherer Versorgung.

Für die Wärmeversorgung müssten den Kommunen schon jetzt eine medienübergreifende Planung der Strom-, Gas-, H2- und Wärmenetze ermöglicht werden. Der Gesetzgeber sollte einen Kosten-Kipppunkt definieren, bei dessen Erreichen es dem Gasnetzbetreiber ermöglicht wird, verbleibenden Netzkunden unter Wahrung von Verbraucherschutzinteressen zu kündigen. Dies müsse langfristig geschehen, damit diese sich Alternativen zum Erdgas erschließen könnten.

Eine vorgezogene Abschreibungsdauer auf 2045 beseitige die Gefahr von Stranded-Assets für die Netzbetreiber. Diese sollten verpflichtet werden, eingesparte Kosten für den Unterhalt der Netze an ihre Kunden weiterzugeben durch eine auf maximal drei Jahre verkürzte Regulierungsperiode. Insbesondere ab Beginn der 2040er Jahre könnten die Netzentgelte stark ansteigen. Daher sollten frühzeitig Verbraucher informiert und Alternativen zum Erdgas angeboten werden, wie Fernwärme oder Gebäudelösungen wie Wärmepumpen.
 
Herausforderungen durch den Erdgasausstieg
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Agora Energiewende

Geordneter Rückzug aus den Gasnetzen

Für die letzten Nutzer sollte auch ein Zuschusssystem zum Schutz vor
einem übermäßigen Netzentgeltanstieg in Erwägung gezogen werden, so Müller. „Mit einer Anpassung des Ordnungsrahmens können Klimaschutz, betriebswirtschaftliche Sicherheit und kommunale Daseinsvorsorge Hand in Hand gehen“, hofft er. Der Ausstieg aus den Erdgasnetzen könne geordnet und bezahlbar umgesetzt werden, wenn zügig damit begonnen wird.

Dann könnten die Gewinne der Netzbetreiber ausreichen, um ihre Investitionen in die Infrastruktur zu decken. Der Netzentgeltanstieg kann durch die vorgeschlagenen Anpassungen gegenüber einem „Weiter so“ halbiert werden, sagte Müller.

Die vollständige Studie „Erdgas-Phase-out in Deutschland“ ist auf den Internetseiten des Öko-Instituts abrufbar.

Mittwoch, 19.06.2024, 16:06 Uhr
Susanne Harmsen
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Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Gas
Agora mahnt Regeln für den Erdgasausstieg an
Die Denkfabrik Agora warnt für die Zukunft des Erdgasausstiegs vor einem
Teufelskreis mit hohen Risiken für Kunden und Netzbetreiber. Je weniger Gasnutzer bleiben, desto teurer wird es.
Laut einer im Februar 2024 vom Öko-Institut vorgelegten Metastudie „Erdgas-Phase-out in Deutschland“ sinkt die Nutzung von Erdgas in Deutschland in den kommenden zehn Jahren um 28 bis 63 Prozent. Im Auftrag der Initiative „GasWende“ untersuchte das Institut dafür fünf Szenario-Studien von BDI, Dena, Agora, Ariadne und BMWK. In jedem Fall werde die Gasnutzung absehbar sinken. Agora Energiewende stellte nun politische Forderungen auf, um die Risiken für Kunden und Netzbetreiber zu minimieren.

Die Zukunft des Gasnetzes werde zunehmend ungewiss. Überregional müsse ein Transportnetz aufrechterhalten werden, welches zunächst noch Erdgas transportiert, perspektivisch aber teilweise für den Transport von Wasserstoff umgewidmet werde. Auf Verteilnetzebene hingegen werde es flächendeckend zu Stilllegungen kommen: „Hier gilt es Lock-ins zu vermeiden und die jährlichen Investitionen in das Netz von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr herunterzufahren“, sagte Deutschland-Direktor Simon Müller.

Je weniger Kunden, desto teurer die Netzkosten

Statt 600.000 Kilometer Erdgasnetz werden in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigt, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren, so die Prognose. Ohne Anpassung des Ordnungsrahmens droht in den 2040er-Jahren eine Versechzehnfachung der Netzentgelte und Stranded-Assets von 10 Milliarden Euro, so Agora Energiewende. Eine Umstellung auf Wasserstoff lohne sich nur in Verbindung mit industriellen Abnehmern und sicherer Versorgung.

Für die Wärmeversorgung müssten den Kommunen schon jetzt eine medienübergreifende Planung der Strom-, Gas-, H2- und Wärmenetze ermöglicht werden. Der Gesetzgeber sollte einen Kosten-Kipppunkt definieren, bei dessen Erreichen es dem Gasnetzbetreiber ermöglicht wird, verbleibenden Netzkunden unter Wahrung von Verbraucherschutzinteressen zu kündigen. Dies müsse langfristig geschehen, damit diese sich Alternativen zum Erdgas erschließen könnten.

Eine vorgezogene Abschreibungsdauer auf 2045 beseitige die Gefahr von Stranded-Assets für die Netzbetreiber. Diese sollten verpflichtet werden, eingesparte Kosten für den Unterhalt der Netze an ihre Kunden weiterzugeben durch eine auf maximal drei Jahre verkürzte Regulierungsperiode. Insbesondere ab Beginn der 2040er Jahre könnten die Netzentgelte stark ansteigen. Daher sollten frühzeitig Verbraucher informiert und Alternativen zum Erdgas angeboten werden, wie Fernwärme oder Gebäudelösungen wie Wärmepumpen.
 
Herausforderungen durch den Erdgasausstieg
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Agora Energiewende

Geordneter Rückzug aus den Gasnetzen

Für die letzten Nutzer sollte auch ein Zuschusssystem zum Schutz vor
einem übermäßigen Netzentgeltanstieg in Erwägung gezogen werden, so Müller. „Mit einer Anpassung des Ordnungsrahmens können Klimaschutz, betriebswirtschaftliche Sicherheit und kommunale Daseinsvorsorge Hand in Hand gehen“, hofft er. Der Ausstieg aus den Erdgasnetzen könne geordnet und bezahlbar umgesetzt werden, wenn zügig damit begonnen wird.

Dann könnten die Gewinne der Netzbetreiber ausreichen, um ihre Investitionen in die Infrastruktur zu decken. Der Netzentgeltanstieg kann durch die vorgeschlagenen Anpassungen gegenüber einem „Weiter so“ halbiert werden, sagte Müller.

Die vollständige Studie „Erdgas-Phase-out in Deutschland“ ist auf den Internetseiten des Öko-Instituts abrufbar.

Mittwoch, 19.06.2024, 16:06 Uhr
Susanne Harmsen

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