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Energie & Management > Studien - Aurora präferiert Kapazitätsmechanismus
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
Studien

Aurora präferiert Kapazitätsmechanismus

Laut einer Studie von Aurora Energy Research könnte ein zentraler Kapazitätsmechanismus bis 2035 zusammen mit der Kraftwerksstrategie kostengünstig die Stromleistungslücke schließen.
Ein marktbasierter, technologieoffener Kapazitätsmechanismus würde den Ausbau von mindestens 12.000 MW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken in Deutschland anstoßen. Auch andere Technologien wie Batterien oder flexible Lasten können vom geplanten Kapazitätsmechanismus profitieren. Dadurch leiste dieser – neben der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung – einen entscheidenden Beitrag zum Schließen der durch den Kohleausstieg verursachten Kapazitätslücke. Eine Studie von Aurora Energy Research beziffert die jährlichen Kosten dafür mit weniger als 1 Cent/kWh.

Das läge deutlich unter dem Niveau der früheren EEG-Umlage, so die Modellrechnungen und Simulationen, die die Energiemarktanalysten von Aurora Energy Research durchgeführt haben. Entscheidend für den Erfolg eines Kapazitätsmechanismus sei seine Ausgestaltung im Detail, bei der sich Deutschland an den erfolgreichen Beispielen anderer Länder orientieren sollte. Kapazitätsmechanismen haben in den vergangenen Jahrzehnten weltweit an Bedeutung gewonnen, da sie die Finanzierung von regelbarer Leistung ermöglichen und so die Versorgungssicherheit im Zuge der Energiewende gewährleisten können.

Betreiber für regelbare Leistung entlohnen

„Je höher der Marktanteil der Erneuerbaren Energien mit ihren niedrigen Grenzkosten wird, desto weniger rentabel ist unter den bisherigen Marktbedingungen der Bau und Betrieb der nötigen regelbaren Kraftwerke“, sagt Lars Jerrentrup, Energiemarktexperte bei Aurora Energy Research. „Sie laufen schlicht zu selten und erzielen in der Regel keine ausreichend hohen Strompreise, um allein auf Basis des Stromverkaufs rentabel zu sein.“

Deshalb müsse ein Kapazitätsmechanismus Abhilfe schaffen, in dem die Betreiber zusätzlich für das Bereitstellen regelbarer Leistung vergütet werden. „Gerade ein Kapazitätsmechanismus mit zentral durchgeführten Auktionen kann für Deutschland gut funktionieren“, sagt Jerrentrup. „Das zeigen sowohl die Erfahrungen anderer Länder als auch unsere aktuelle Studie.“

Mechanismus noch in Diskussion

Die deutsche Bundesregierung hat als Ergänzung zu ihrer Kraftwerksstrategie ein Konzept für einen Kapazitätsmechanismus angekündigt und will ihn spätestens 2028 einführen. Seine Ausgestaltung im Detail wird derzeit noch diskutiert. Deshalb haben sich die Aurora-Experten für ihre Simulationen unter anderem an den Regularien orientiert, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben. Studienautorin Sarah Schoch sagt: „Auch der Zubau anderer Technologien, wie beispielsweise Batterien, wird durch einen Kapazitätsmechanismus angereizt, wie wir auch bei Auktionen in anderen Ländern sehen.“

Zusammen mit den 10.500 MW an neuen Gas- und Wasserstoff-Kraftwerken, die durch die Kraftwerksstrategie geschaffen werden sollen, würde so die durch den Kohleausstieg verursachte Kapazitätslücke bis 2035 geschlossen, so Schoch. Kosten und Wirksamkeit eines Kapazitätsmechanismus‘ sind nach Ansicht der Studienautoren in hohem Maße abhängig von der konkreten Ausgestaltung. Jerrentrup sagt: „Die meisten Märkte haben ein bis vier Jahre Vorlaufzeit bei den Auktionen und Verträge für Neubauten haben größtenteils eine Laufzeit von 15 Jahren.“
 
 
Preis an deutsche Bedingungen anpassen

Aber es gebe auch wichtige Unterschiede, wo der Gesetzgeber eine an die Besonderheiten des deutschen Strommarkts angepasste Lösung finden muss. So werde die Bewertung von Speichertechnologien und die Einbindung von Nachfrageflexibilität unterschiedlich gehandhabt, was entscheidenden Einfluss darauf haben wird, wie technologieoffen der Kapazitätsmechanismus tatsächlich wirkt. Auch die Höhe eines möglichen Maximalpreises in den Auktionen variiert in bestehenden europäischen Systemen erheblich − von 77.000 bis 164.000 Euro/MW.

„Dieser Preis müsste den deutschen Anforderungen angepasst werden, unter Berücksichtigung der geplanten Dekarbonisierungsvorgaben für neue Gaskraftwerke“, sagt Jerrentrup. „Um das Ziel maximaler Versorgungssicherheit bei möglichst niedrigen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen, ist es zudem wichtig, dass sich die Bundesregierung eng mit Deutschlands Nachbarländern abstimmt und den Kapazitätsmechanismus kontinuierlich an veränderte Rahmenbedingungen anpasst.“

Dienstag, 25.06.2024, 15:59 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien - Aurora präferiert Kapazitätsmechanismus
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Studien
Aurora präferiert Kapazitätsmechanismus
Laut einer Studie von Aurora Energy Research könnte ein zentraler Kapazitätsmechanismus bis 2035 zusammen mit der Kraftwerksstrategie kostengünstig die Stromleistungslücke schließen.
Ein marktbasierter, technologieoffener Kapazitätsmechanismus würde den Ausbau von mindestens 12.000 MW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken in Deutschland anstoßen. Auch andere Technologien wie Batterien oder flexible Lasten können vom geplanten Kapazitätsmechanismus profitieren. Dadurch leiste dieser – neben der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung – einen entscheidenden Beitrag zum Schließen der durch den Kohleausstieg verursachten Kapazitätslücke. Eine Studie von Aurora Energy Research beziffert die jährlichen Kosten dafür mit weniger als 1 Cent/kWh.

Das läge deutlich unter dem Niveau der früheren EEG-Umlage, so die Modellrechnungen und Simulationen, die die Energiemarktanalysten von Aurora Energy Research durchgeführt haben. Entscheidend für den Erfolg eines Kapazitätsmechanismus sei seine Ausgestaltung im Detail, bei der sich Deutschland an den erfolgreichen Beispielen anderer Länder orientieren sollte. Kapazitätsmechanismen haben in den vergangenen Jahrzehnten weltweit an Bedeutung gewonnen, da sie die Finanzierung von regelbarer Leistung ermöglichen und so die Versorgungssicherheit im Zuge der Energiewende gewährleisten können.

Betreiber für regelbare Leistung entlohnen

„Je höher der Marktanteil der Erneuerbaren Energien mit ihren niedrigen Grenzkosten wird, desto weniger rentabel ist unter den bisherigen Marktbedingungen der Bau und Betrieb der nötigen regelbaren Kraftwerke“, sagt Lars Jerrentrup, Energiemarktexperte bei Aurora Energy Research. „Sie laufen schlicht zu selten und erzielen in der Regel keine ausreichend hohen Strompreise, um allein auf Basis des Stromverkaufs rentabel zu sein.“

Deshalb müsse ein Kapazitätsmechanismus Abhilfe schaffen, in dem die Betreiber zusätzlich für das Bereitstellen regelbarer Leistung vergütet werden. „Gerade ein Kapazitätsmechanismus mit zentral durchgeführten Auktionen kann für Deutschland gut funktionieren“, sagt Jerrentrup. „Das zeigen sowohl die Erfahrungen anderer Länder als auch unsere aktuelle Studie.“

Mechanismus noch in Diskussion

Die deutsche Bundesregierung hat als Ergänzung zu ihrer Kraftwerksstrategie ein Konzept für einen Kapazitätsmechanismus angekündigt und will ihn spätestens 2028 einführen. Seine Ausgestaltung im Detail wird derzeit noch diskutiert. Deshalb haben sich die Aurora-Experten für ihre Simulationen unter anderem an den Regularien orientiert, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben. Studienautorin Sarah Schoch sagt: „Auch der Zubau anderer Technologien, wie beispielsweise Batterien, wird durch einen Kapazitätsmechanismus angereizt, wie wir auch bei Auktionen in anderen Ländern sehen.“

Zusammen mit den 10.500 MW an neuen Gas- und Wasserstoff-Kraftwerken, die durch die Kraftwerksstrategie geschaffen werden sollen, würde so die durch den Kohleausstieg verursachte Kapazitätslücke bis 2035 geschlossen, so Schoch. Kosten und Wirksamkeit eines Kapazitätsmechanismus‘ sind nach Ansicht der Studienautoren in hohem Maße abhängig von der konkreten Ausgestaltung. Jerrentrup sagt: „Die meisten Märkte haben ein bis vier Jahre Vorlaufzeit bei den Auktionen und Verträge für Neubauten haben größtenteils eine Laufzeit von 15 Jahren.“
 
 
Preis an deutsche Bedingungen anpassen

Aber es gebe auch wichtige Unterschiede, wo der Gesetzgeber eine an die Besonderheiten des deutschen Strommarkts angepasste Lösung finden muss. So werde die Bewertung von Speichertechnologien und die Einbindung von Nachfrageflexibilität unterschiedlich gehandhabt, was entscheidenden Einfluss darauf haben wird, wie technologieoffen der Kapazitätsmechanismus tatsächlich wirkt. Auch die Höhe eines möglichen Maximalpreises in den Auktionen variiert in bestehenden europäischen Systemen erheblich − von 77.000 bis 164.000 Euro/MW.

„Dieser Preis müsste den deutschen Anforderungen angepasst werden, unter Berücksichtigung der geplanten Dekarbonisierungsvorgaben für neue Gaskraftwerke“, sagt Jerrentrup. „Um das Ziel maximaler Versorgungssicherheit bei möglichst niedrigen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen, ist es zudem wichtig, dass sich die Bundesregierung eng mit Deutschlands Nachbarländern abstimmt und den Kapazitätsmechanismus kontinuierlich an veränderte Rahmenbedingungen anpasst.“

Dienstag, 25.06.2024, 15:59 Uhr
Susanne Harmsen

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