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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Börsenpanne gibt „ersten Eindruck“ von Autarkie
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe

Börsenpanne gibt „ersten Eindruck“ von Autarkie

Quadra bleibt der größte Direktvermarkter von Ökostrom − und ist mit der größte bei Post-EEG-Anlagen. Ihr Chef Thomas Krings äußert sich im Interview auch über die IT-Panne der Epex.
Dies ist eine gekürzte Version des Interviews mit Thomas Krings, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung beim Direktvermarkter Quadra Energy in der gedruckten E&M vom 2. September. Andere Passagen über die Epex-Börsenpanne erschienen schon am 19. April in E&M powernews.

E&M: Ist die Börsenpanne ein Beweis dafür, dass Deutschland zu wenig gesicherte Leistung hat, um in einer plötzlichen Autarkiesituation seinen Strombedarf zu decken? 

Krings: Deutschland ist in Zeiten geringer EE-Produktion starker Stromimporteur aus den Nachbarländern. Dass die Preise am 25. Juni für die Morgen- und Abendstunden in einer rein deutschen Auktion also deutlich höher ausfallen, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Dieser Tag gibt uns also durchaus einen ersten Eindruck von der Autarkie der deutschen Stromversorgung beziehungsweise von der Abhängigkeit von unseren europäischen Partnern.

Die Intensität der Ausschläge ist allerdings sicherlich auch durch fehlende (Handels-)Liquidität zu erklären. Wir hören, dass wegen der IT-Probleme nicht alle Marktteilnehmer in der Lage waren, Gebote im Orderbuch der Day-ahead-Auktion zu platzieren. 

E&M: Der Redispatch 2.0 belastet Direktvermarkter wie Anlagenbetreiber unter anderem, weil sie lange auf die Entschädigung warten. Sie hatten das im April gegenüber E&M beklagt, genauso die dahinterliegenden Datenaustauschprozesse. Gibt es hier neue Entwicklungen? 

Krings: Nein. Der Redispatch 2.0 ist dasselbe operative Desaster geblieben.

„Schnell Flexibilitäten zur Verfügung stellen“

E&M: Wie gehen Sie mit negativen Stundenpreisen um? Im Juni gab es sie 64-mal. 

Krings: Sie sind massiv gestiegen, 2024 ist bisher ein Rekordjahr. Bereits 5 Prozent aller Stunden im ersten Halbjahr wiesen negative Preise auf. Getrieben durch den PV-Ausbau treten negative Preise erstmals auch unter der Woche in Peak-Stunden auf ... 

E&M: ... also zwischen 8 und 20 Uhr, trotz höherer Nachfrage als in der Nacht ... 

Krings: ... und wir starten erst mit dem Ausbau der Erneuerbaren. Bei PV sind wir bei 80 Gigawatt angelangt und wollen bis 2030 auf 215 Gigawatt ausbauen. Die Situation um die Preisvolatilität wird sich also weiter verschärfen. Wenn wir dem deutschen Stromsystem jetzt nicht schnell Flexibilität zum Ausgleich von Volatilitäten zur Verfügung stellen, habe ich schon für das nächste Jahr Bauchschmerzen.
Wir als Quadra Energy bauen daher das Geschäftsfeld rund um die Optimierung von Batteriespeichern im Strommarkt stark aus und haben uns vorgenommen, hier eine durchaus führende Rolle einzunehmen. Das ist eines unserer Kern-Wachstumsfelder. 

Hier kommen dann sicher auch die Vorteile unserer Integration in den Total-Energies-Konzern zum Tragen: eine neue Schlagkraft und die Passgenauigkeit zu seiner integrierten Energiestrategie. Über unsere neue Konzernschwester Kyon etwa entwickelt Total Energies Batteriespeicher in Deutschland. Ebenso wird, wie man der Presse entnehmen kann, die Entwicklung eigener Windenergie- und Solaranlagen vorangetrieben. Total Energies hat das erklärte Ziel, seine eigenen deutschen Onshore-, Offshore- und PV-Assets sowie Batteriespeicher auch durch uns vermarkten und optimieren zu lassen.

Wir freuen uns, an dieser Road to Market für Total Energies bei Erneuerbaren in Deutschland mitwirken zu dürfen. Und das im neuen Set-up, auch mit Produkten wie langfristigen PPA als Alternative zur EEG-Vergütung.

Quadra bleibt auch im Total-Konzern Quadra

E&M: Total hatte 2023 für 3.000 Megawatt Offshore den Zuschlag erhalten. Der Kauf von Quadra Energy durch Total stand unter Vorbehalt der Freigabe der EU. Gibt es da Neuigkeiten? 

Krings: Die notwendigen Verfahren auf EU-Ebene wurden im April dieses Jahres ohne Auflagen abgeschlossen. Damit wurde die Transaktion zum 1. Mai abgeschlossen. 

E&M: Wo ist Quadra innerhalb des Total-Konzerns angeflanscht? 

Krings: Wir sind in der Struktur eine Tochtergesellschaft der ‚TotalEnergies Renewables Deutschland‘. Operativ steuern wir das Geschäft mit unseren neuen Kollegen aus dem Power Trading in Genf. Unser klares Ziel in dieser Zusammenarbeit ist es, unsere Produktpalette im Sinne unserer Kunden weiter zu verbreitern.

E&M: Behalten Sie den Namen Quadra Energy? Großkonzerne neigen zum Überstülpen ihrer Marke. 

Krings: Ein Rebranding ist kein Thema. ‚QUADRA energy‘ ist eine starke Marke im deutschen Erneuerbaren-Markt. 

E&M: Sie geben in der E&M-Direktvermarktungserhebung stets an, dass Sie PV-Anlagen auch unter 500 Kilowatt in Ihr Portfolio aufnehmen. Manch anderer lehnt das ab, weil die Transaktionskosten bei kleineren Anlagen nicht sinken. 

Krings: Wir haben schon immer Anlagen ab 100 Kilowatt in unser Portfolio aufgenommen, da ab dieser Größe eine Verpflichtung der Anlagenbetreiber zur Direktvermarktung besteht. Dieses Geschäft mit Kleinanlagen funktioniert allerdings nur mit volldigitalen Prozessen. Daher haben wir im Juni ein neues Internetportal als ‚Smarter Solar Service‘ aufgesetzt, in dem Anlagenbetreiber fast nur die Nummer im Marktstammdatenregister eingeben müssen, dann automatisch ein Direktvermarktungsangebot bekommen und ebenfalls digital den Vertrag unterschreiben können. Das Portal bieten wir auch Partnern an, als White Label. 

E&M: Während die Höchstwerte für Neuanlagenausschreibungen seit 2023 heraufgesetzt sind, fallen Altanlagen nach gut 20 Jahren aus der Förderung und in die ‚sonstige Direktvermarktung‘. Wie beackern Sie dieses Segment? 

Krings: Wir haben bei Post-EEG-Anlagen mit 1.500 MW eines der größten Portfolien unter Vertrag. Dabei legen wir unseren Fokus auf Wind onshore und hier verstärkt auf Enercon-Anlagen. 

E&M: Der Hersteller Enercon beziehungsweise die Familienstiftung des Enercon-Gründers Aloys Wobben war seit 2014 Alleingesellschafter von Quadra Energy ... 

Krings: Ja, wir haben auch aus diesem Grund bei Enercon-Windparks eine gute Marktstellung. Die Marktintegration von ausgeförderten Anlagen ist aus zwei Gründen für die Energiewende wichtig: Erstens erhalten wir so die Standorte für ein künftiges Repowering. Und zweitens erhalten wir einen Blueprint für einen Markt jenseits der EEG-Förderung. Ausgeförderte Anlagen generieren zum Beispiel − im Gegensatz zu geförderten Parks − deutsche Herkunftsnachweise, was die Grundlage für die Strombelieferung von Abnehmern mit echtem deutschem Grünstrom ist. 
E&M: Wie groß ist das Marktpotenzial ausgeförderter Anlagen? 

Krings: Jedes Jahr kommen neue Anlagen hinzu. Allerdings werden bestehende Standorte auch repowert oder endgültig stillgelegt. Wir gehen in den nächsten Jahren für Onshore-Wind von einem Gesamtmarkt von etwa 10.000 Megawatt aus. 
 

Zur Person

Thomas Krings (39) ist seit dem Generationswechsel in der Führung von Quadra Energy im April 2022 deren Sprecher der Geschäftsführung. Der an der RWTH promovierte Physiker war schon 2013 als Projektleiter bei Quadra eingestiegen. 
 

Dienstag, 3.09.2024, 09:05 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Börsenpanne gibt „ersten Eindruck“ von Autarkie
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe
Börsenpanne gibt „ersten Eindruck“ von Autarkie
Quadra bleibt der größte Direktvermarkter von Ökostrom − und ist mit der größte bei Post-EEG-Anlagen. Ihr Chef Thomas Krings äußert sich im Interview auch über die IT-Panne der Epex.
Dies ist eine gekürzte Version des Interviews mit Thomas Krings, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung beim Direktvermarkter Quadra Energy in der gedruckten E&M vom 2. September. Andere Passagen über die Epex-Börsenpanne erschienen schon am 19. April in E&M powernews.

E&M: Ist die Börsenpanne ein Beweis dafür, dass Deutschland zu wenig gesicherte Leistung hat, um in einer plötzlichen Autarkiesituation seinen Strombedarf zu decken? 

Krings: Deutschland ist in Zeiten geringer EE-Produktion starker Stromimporteur aus den Nachbarländern. Dass die Preise am 25. Juni für die Morgen- und Abendstunden in einer rein deutschen Auktion also deutlich höher ausfallen, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Dieser Tag gibt uns also durchaus einen ersten Eindruck von der Autarkie der deutschen Stromversorgung beziehungsweise von der Abhängigkeit von unseren europäischen Partnern.

Die Intensität der Ausschläge ist allerdings sicherlich auch durch fehlende (Handels-)Liquidität zu erklären. Wir hören, dass wegen der IT-Probleme nicht alle Marktteilnehmer in der Lage waren, Gebote im Orderbuch der Day-ahead-Auktion zu platzieren. 

E&M: Der Redispatch 2.0 belastet Direktvermarkter wie Anlagenbetreiber unter anderem, weil sie lange auf die Entschädigung warten. Sie hatten das im April gegenüber E&M beklagt, genauso die dahinterliegenden Datenaustauschprozesse. Gibt es hier neue Entwicklungen? 

Krings: Nein. Der Redispatch 2.0 ist dasselbe operative Desaster geblieben.

„Schnell Flexibilitäten zur Verfügung stellen“

E&M: Wie gehen Sie mit negativen Stundenpreisen um? Im Juni gab es sie 64-mal. 

Krings: Sie sind massiv gestiegen, 2024 ist bisher ein Rekordjahr. Bereits 5 Prozent aller Stunden im ersten Halbjahr wiesen negative Preise auf. Getrieben durch den PV-Ausbau treten negative Preise erstmals auch unter der Woche in Peak-Stunden auf ... 

E&M: ... also zwischen 8 und 20 Uhr, trotz höherer Nachfrage als in der Nacht ... 

Krings: ... und wir starten erst mit dem Ausbau der Erneuerbaren. Bei PV sind wir bei 80 Gigawatt angelangt und wollen bis 2030 auf 215 Gigawatt ausbauen. Die Situation um die Preisvolatilität wird sich also weiter verschärfen. Wenn wir dem deutschen Stromsystem jetzt nicht schnell Flexibilität zum Ausgleich von Volatilitäten zur Verfügung stellen, habe ich schon für das nächste Jahr Bauchschmerzen.
Wir als Quadra Energy bauen daher das Geschäftsfeld rund um die Optimierung von Batteriespeichern im Strommarkt stark aus und haben uns vorgenommen, hier eine durchaus führende Rolle einzunehmen. Das ist eines unserer Kern-Wachstumsfelder. 

Hier kommen dann sicher auch die Vorteile unserer Integration in den Total-Energies-Konzern zum Tragen: eine neue Schlagkraft und die Passgenauigkeit zu seiner integrierten Energiestrategie. Über unsere neue Konzernschwester Kyon etwa entwickelt Total Energies Batteriespeicher in Deutschland. Ebenso wird, wie man der Presse entnehmen kann, die Entwicklung eigener Windenergie- und Solaranlagen vorangetrieben. Total Energies hat das erklärte Ziel, seine eigenen deutschen Onshore-, Offshore- und PV-Assets sowie Batteriespeicher auch durch uns vermarkten und optimieren zu lassen.

Wir freuen uns, an dieser Road to Market für Total Energies bei Erneuerbaren in Deutschland mitwirken zu dürfen. Und das im neuen Set-up, auch mit Produkten wie langfristigen PPA als Alternative zur EEG-Vergütung.

Quadra bleibt auch im Total-Konzern Quadra

E&M: Total hatte 2023 für 3.000 Megawatt Offshore den Zuschlag erhalten. Der Kauf von Quadra Energy durch Total stand unter Vorbehalt der Freigabe der EU. Gibt es da Neuigkeiten? 

Krings: Die notwendigen Verfahren auf EU-Ebene wurden im April dieses Jahres ohne Auflagen abgeschlossen. Damit wurde die Transaktion zum 1. Mai abgeschlossen. 

E&M: Wo ist Quadra innerhalb des Total-Konzerns angeflanscht? 

Krings: Wir sind in der Struktur eine Tochtergesellschaft der ‚TotalEnergies Renewables Deutschland‘. Operativ steuern wir das Geschäft mit unseren neuen Kollegen aus dem Power Trading in Genf. Unser klares Ziel in dieser Zusammenarbeit ist es, unsere Produktpalette im Sinne unserer Kunden weiter zu verbreitern.

E&M: Behalten Sie den Namen Quadra Energy? Großkonzerne neigen zum Überstülpen ihrer Marke. 

Krings: Ein Rebranding ist kein Thema. ‚QUADRA energy‘ ist eine starke Marke im deutschen Erneuerbaren-Markt. 

E&M: Sie geben in der E&M-Direktvermarktungserhebung stets an, dass Sie PV-Anlagen auch unter 500 Kilowatt in Ihr Portfolio aufnehmen. Manch anderer lehnt das ab, weil die Transaktionskosten bei kleineren Anlagen nicht sinken. 

Krings: Wir haben schon immer Anlagen ab 100 Kilowatt in unser Portfolio aufgenommen, da ab dieser Größe eine Verpflichtung der Anlagenbetreiber zur Direktvermarktung besteht. Dieses Geschäft mit Kleinanlagen funktioniert allerdings nur mit volldigitalen Prozessen. Daher haben wir im Juni ein neues Internetportal als ‚Smarter Solar Service‘ aufgesetzt, in dem Anlagenbetreiber fast nur die Nummer im Marktstammdatenregister eingeben müssen, dann automatisch ein Direktvermarktungsangebot bekommen und ebenfalls digital den Vertrag unterschreiben können. Das Portal bieten wir auch Partnern an, als White Label. 

E&M: Während die Höchstwerte für Neuanlagenausschreibungen seit 2023 heraufgesetzt sind, fallen Altanlagen nach gut 20 Jahren aus der Förderung und in die ‚sonstige Direktvermarktung‘. Wie beackern Sie dieses Segment? 

Krings: Wir haben bei Post-EEG-Anlagen mit 1.500 MW eines der größten Portfolien unter Vertrag. Dabei legen wir unseren Fokus auf Wind onshore und hier verstärkt auf Enercon-Anlagen. 

E&M: Der Hersteller Enercon beziehungsweise die Familienstiftung des Enercon-Gründers Aloys Wobben war seit 2014 Alleingesellschafter von Quadra Energy ... 

Krings: Ja, wir haben auch aus diesem Grund bei Enercon-Windparks eine gute Marktstellung. Die Marktintegration von ausgeförderten Anlagen ist aus zwei Gründen für die Energiewende wichtig: Erstens erhalten wir so die Standorte für ein künftiges Repowering. Und zweitens erhalten wir einen Blueprint für einen Markt jenseits der EEG-Förderung. Ausgeförderte Anlagen generieren zum Beispiel − im Gegensatz zu geförderten Parks − deutsche Herkunftsnachweise, was die Grundlage für die Strombelieferung von Abnehmern mit echtem deutschem Grünstrom ist. 
E&M: Wie groß ist das Marktpotenzial ausgeförderter Anlagen? 

Krings: Jedes Jahr kommen neue Anlagen hinzu. Allerdings werden bestehende Standorte auch repowert oder endgültig stillgelegt. Wir gehen in den nächsten Jahren für Onshore-Wind von einem Gesamtmarkt von etwa 10.000 Megawatt aus. 
 

Zur Person

Thomas Krings (39) ist seit dem Generationswechsel in der Führung von Quadra Energy im April 2022 deren Sprecher der Geschäftsführung. Der an der RWTH promovierte Physiker war schon 2013 als Projektleiter bei Quadra eingestiegen. 
 

Dienstag, 3.09.2024, 09:05 Uhr
Georg Eble

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