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Energie & Management > Studien - Klimaneutralität öffentlicher Gebäude kostet 120 Milliarden Euro
Quelle: Shutterstock
Studien

Klimaneutralität öffentlicher Gebäude kostet 120 Milliarden Euro

In einer aktuellen Studie berechnet die Dena den Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland. Und fordert Finanzierungsoptionen.
120 Milliarden Euro und damit jährlich 6 Milliarden Euro kostet die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland. Das geht aus der Studie „Fit für 2045 (Teil 2): Investitionsbedarf für die Transformation öffentlicher Nichtwohngebäude – Notwendige Investitionen für einen klimaneutralen öffentlichen Gebäudebestand und mögliche Finanzierungsansätze“ hervor, die die Deutsche Energie-Agentur (Dena) jetzt veröffentlicht hat. 

In zwei Szenarien stellen die Forschenden darin für elf Gebäudetypen jeweils die energiebedingten Mehrkosten den erzielbaren Energiekosteneinsparungen gegenüber. Basis für diese Wirtschaftlichkeitsberechnung ist ein Vergleich zwischen dem aktuellen Sanierungsgeschehen und dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045.

Das „Business as Usual“-Szenario (BaU-Szenario) bildet dabei das aktuelle Sanierungsgeschehen mit einer Sanierungsrate von rund 1 Prozent und einer Sanierungstiefe gemäß Gebäudeenergiegesetz-Mindeststandard ab. So bleibt die Beheizungsstruktur im Wesentlichen unverändert, wobei Gas weiterhin dominierend ist und mehr als 40 Prozent des Endenergieverbrauchs ausmacht. Der Endenergieverbrauch nimmt dabei nur leicht ab und beträgt im Zieljahr 65 Milliarden kWh, was einer Reduktion um 7 Prozent im Vergleich zum Bestandsjahr entspricht. Die Energiekosten reduzieren sich um 14 Prozent und sinken auf 7,9 Milliarden Euro. 

Die Investitionskosten belaufen sich im BaU-Szenario auf rund 13 Milliarden Euro, wobei die Sanierungskosten davon 8 Milliarden Euro ausmachen. Hinzu kommen die Kosten für die Modernisierung der Anlagen, die aus der auf der Beheizungsstruktur basierenden Modernisierungsrate beruhen, die dazu führt, dass ein Viertel der Anlagen modernisiert wird. Diese Gesamtinvestitionen von 13 Milliarden Euro führen den Forschenden zufolge bis zum Zieljahr zu einer gesamten Energiekostenentlastung von 7 Milliarden Euro aufgrund der eingesparten Endenergie. Allerdings: Im Endergebnis zeige sich, dass Deutschland in diesem Szenario seine Klimaziele im Gebäudebereich deutlich verfehlen würde. 

Sanierung wäre auch ohne Förderung wirtschaftlich

Das „Ziel-Szenario“, in dem die Forschenden für das Erreichen der Gebäudesektorziele gemäß Klimaschutzgesetz eine deutlich höhere Sanierungsrate von 4 Prozent und eine Sanierungstiefe gemäß Effizienzgebäude-Standard (EG 40) annehmen. erfordere demgegenüber erheblich höhere energiebedingte Investitionen in Höhe von rund 120 Milliarden Euro. Diese führten allerdings auch zu einer wesentlich größeren Energiekostenentlastung beziehungsweise Energiekosteneinsparung im Zieljahr, die sich auf etwa 45 Milliarden Euro (2022) belaufe. 

Rund 20 Jahre später könnte sich die Investitionssumme durch die Einsparungen amortisiert haben. So zeige sich im Ergebnis, dass über die rechnerische Lebensdauer der Maßnahmen die Sanierung auf EG 40 selbst ohne Förderung wirtschaftlich sein könne. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs und der langen Amortisationszeit stelle sich dennoch die Frage, woher die erforderlichen Anreize und finanziellen Mittel kommen könnten. Die Studie nennt dazu 20 Finanzierungsinstrumente und evaluiert sechs davon detailliert: Eigenkapital, Fremdkapital, Energieliefer-Contracting, Intracting, Energiespar-Contracting und Klimaschutz-Contracting. 

Dabei kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass bereits heute Umsetzungsgeschwindigkeit und -tiefe von energetischen Sanierungen erheblich gesteigert sowie Skalierung, Bünde­lung und Standardisierung erreicht werden können, indem externe Dienstleister privates Know-how einbringen, Umsetzungs- und Betriebsrisiken übernehmen sowie Ergebnis- und Einspargarantien geben, wie zum Beispiel beim Energiespar-Contracting (ESC).

Solche Instrumente sollten gezielt weiterentwickelt und dabei eng mit Finanzierungsmodellen verzahnt werden. Auch neue Finanzierungsmodelle sollten erprobt werden, sodass sich am Markt ein Spektrum an Lösungen entwickeln kann. Zudem lohne sich „ein Neudenken der Schuldenbremse, die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Kapitalgeber und das Bewusstsein, dass öffentliche Gebäude ein attraktives Anlageport­folio darstellen.“

Die komplette Studie ist auf den Internetseiten der Dena abrufbar.

Montag, 9.09.2024, 12:24 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Studien - Klimaneutralität öffentlicher Gebäude kostet 120 Milliarden Euro
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Klimaneutralität öffentlicher Gebäude kostet 120 Milliarden Euro
In einer aktuellen Studie berechnet die Dena den Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland. Und fordert Finanzierungsoptionen.
120 Milliarden Euro und damit jährlich 6 Milliarden Euro kostet die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland. Das geht aus der Studie „Fit für 2045 (Teil 2): Investitionsbedarf für die Transformation öffentlicher Nichtwohngebäude – Notwendige Investitionen für einen klimaneutralen öffentlichen Gebäudebestand und mögliche Finanzierungsansätze“ hervor, die die Deutsche Energie-Agentur (Dena) jetzt veröffentlicht hat. 

In zwei Szenarien stellen die Forschenden darin für elf Gebäudetypen jeweils die energiebedingten Mehrkosten den erzielbaren Energiekosteneinsparungen gegenüber. Basis für diese Wirtschaftlichkeitsberechnung ist ein Vergleich zwischen dem aktuellen Sanierungsgeschehen und dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045.

Das „Business as Usual“-Szenario (BaU-Szenario) bildet dabei das aktuelle Sanierungsgeschehen mit einer Sanierungsrate von rund 1 Prozent und einer Sanierungstiefe gemäß Gebäudeenergiegesetz-Mindeststandard ab. So bleibt die Beheizungsstruktur im Wesentlichen unverändert, wobei Gas weiterhin dominierend ist und mehr als 40 Prozent des Endenergieverbrauchs ausmacht. Der Endenergieverbrauch nimmt dabei nur leicht ab und beträgt im Zieljahr 65 Milliarden kWh, was einer Reduktion um 7 Prozent im Vergleich zum Bestandsjahr entspricht. Die Energiekosten reduzieren sich um 14 Prozent und sinken auf 7,9 Milliarden Euro. 

Die Investitionskosten belaufen sich im BaU-Szenario auf rund 13 Milliarden Euro, wobei die Sanierungskosten davon 8 Milliarden Euro ausmachen. Hinzu kommen die Kosten für die Modernisierung der Anlagen, die aus der auf der Beheizungsstruktur basierenden Modernisierungsrate beruhen, die dazu führt, dass ein Viertel der Anlagen modernisiert wird. Diese Gesamtinvestitionen von 13 Milliarden Euro führen den Forschenden zufolge bis zum Zieljahr zu einer gesamten Energiekostenentlastung von 7 Milliarden Euro aufgrund der eingesparten Endenergie. Allerdings: Im Endergebnis zeige sich, dass Deutschland in diesem Szenario seine Klimaziele im Gebäudebereich deutlich verfehlen würde. 

Sanierung wäre auch ohne Förderung wirtschaftlich

Das „Ziel-Szenario“, in dem die Forschenden für das Erreichen der Gebäudesektorziele gemäß Klimaschutzgesetz eine deutlich höhere Sanierungsrate von 4 Prozent und eine Sanierungstiefe gemäß Effizienzgebäude-Standard (EG 40) annehmen. erfordere demgegenüber erheblich höhere energiebedingte Investitionen in Höhe von rund 120 Milliarden Euro. Diese führten allerdings auch zu einer wesentlich größeren Energiekostenentlastung beziehungsweise Energiekosteneinsparung im Zieljahr, die sich auf etwa 45 Milliarden Euro (2022) belaufe. 

Rund 20 Jahre später könnte sich die Investitionssumme durch die Einsparungen amortisiert haben. So zeige sich im Ergebnis, dass über die rechnerische Lebensdauer der Maßnahmen die Sanierung auf EG 40 selbst ohne Förderung wirtschaftlich sein könne. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs und der langen Amortisationszeit stelle sich dennoch die Frage, woher die erforderlichen Anreize und finanziellen Mittel kommen könnten. Die Studie nennt dazu 20 Finanzierungsinstrumente und evaluiert sechs davon detailliert: Eigenkapital, Fremdkapital, Energieliefer-Contracting, Intracting, Energiespar-Contracting und Klimaschutz-Contracting. 

Dabei kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass bereits heute Umsetzungsgeschwindigkeit und -tiefe von energetischen Sanierungen erheblich gesteigert sowie Skalierung, Bünde­lung und Standardisierung erreicht werden können, indem externe Dienstleister privates Know-how einbringen, Umsetzungs- und Betriebsrisiken übernehmen sowie Ergebnis- und Einspargarantien geben, wie zum Beispiel beim Energiespar-Contracting (ESC).

Solche Instrumente sollten gezielt weiterentwickelt und dabei eng mit Finanzierungsmodellen verzahnt werden. Auch neue Finanzierungsmodelle sollten erprobt werden, sodass sich am Markt ein Spektrum an Lösungen entwickeln kann. Zudem lohne sich „ein Neudenken der Schuldenbremse, die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Kapitalgeber und das Bewusstsein, dass öffentliche Gebäude ein attraktives Anlageport­folio darstellen.“

Die komplette Studie ist auf den Internetseiten der Dena abrufbar.

Montag, 9.09.2024, 12:24 Uhr
Katia Meyer-Tien

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