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Energie & Management > Windkraft - Militärs testen Höhen-Windkraft
Von Höhenwindkraft überzeugt: Johannes Peschel (Kitepower), Dennis Rendschmidt (VDMA Power Systems), Stephan Wrage (Skysails). Quelle: E&M / Georg Eble
Windkraft

Militärs testen Höhen-Windkraft

Zwei Entwickler von Windkraft-Drachen melden Erfolge. Gleichzeitig klagen sie, dass ihre Technologie im politischen Windschatten ist, und finden im VDMA Power Systems einen Verbündeten.
Das niederländische Militär und die Nato testen nach Angaben von Mitgründer Johannes Peschel das Höhenwindkraft-System des niederländischen Unternehmens Kitepower. Die Anlagen ohne Turm, bei denen ein Kitesegel in Luftschichten oberhalb klassischer Windenergieanlagen mit seinen Bewegungen Strom erzeugt, haben nach seinen Worten für die Militärs den Vorteil, dass sie günstiger sind gegenüber dem militärischen Generatordiesel, der bis zu 12 Euro/Liter (inklusive der militärischen Logistik) zu Buche schlägt. Nicht zuletzt machen sie auch teure und verlustreiche Nachschub-Konvoys überflüssig.

Sicherlich seien die Segel in 300 Metern Höhe leichter vom Feind aufzuklären als ein Dieselaggregat am Boden, so Peschel auf Anfrage dieser Redaktion bei einem Pressegespräch des Fachverbandes VDMA Power Systems während der Messe Wind Energy. An einen Einsatz an einer Front sei gar nicht gedacht, sondern vielmehr im Hinterland bei militärischen Infrastruktur-Projekten. Auch die Mobilität des von zwei Menschen tragbaren Kites und des in einem 20-Fuß-Container zu transportierenden Gesamtsystems schlage jene der Windräder um Längen.

Strom in 300 Meter Höhe produzieren 

Strom einfach in 300 Metern Höhe zu produzieren, wo Kites dem Wind aus allen Richtungen mit einer automatischen Steuerung nachtänzeln und via Seilwinde einen Generator antreiben, ohne Turm, ohne Fundament – diese Vision ist fast zu schön, um wahr zu sein. Aus Sicht von Johannes Peschel von Kitepower und von Stephan Wrage, Gründer des Wettbewerbers Skysails, verlässt sie gerade das Entwicklungsstadium, wird wirtschaftlicher, hat das Zeug zur Energierevolution, verharrt aber gegenüber den Windtürmen noch im lobbyistisch-politischen Windschatten.

Mit ihrer Einschätzung haben die Gründer in Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems, einen Fürsprecher gefunden, und so lud er während der Wind Energy zu einer rein der Höhenwindkraft gewidmeten Presseveranstaltung und sagte: „In der öffentlichen Wahrnehmung ist sie unterbelichtet, sie wird nicht so wahrgenommen, wie sie es verdient hätte. Dabei könnte sie eine komplementäre Lösung für die Energiewende sein.“

Das Wort „könnte“ würde Stephan Wrage, der seit 2016 als Gründer von Skysails an Höhenenergie tüftelt, höchstwahrscheinlich durch „wird“ ersetzen: Der Stromertrag ist in den windigeren Höhen um die Hälfte größer als bei klassischen Windkraftanlagen und die 5000 Volllaststunden im Jahr kommen in die Nähe von Grundlast. Vom Windatlanten her sieht Wrage allein in Deutschland ein Standort-Potenzial von 19.000 bis 20.000 MW.

Kosten pro kWh müssen runter

Freilich müssten die auf die kWh umgelegten Kosten (Levelized Cost of Energy, LCOE) noch deutlich sinken, das räumt Stephan Wrage genauso ein wie Johannes Peschel. Peschel antwortete auf den Hinweis vom VDMA, Fraunhofer habe in einer Studie von niedrigen 2 Cent/kWh gesprochen, nach den Modellen von Kitepower sei es „möglich, in diesen Bereich zu kommen“. Derzeit seien es 11 Cent, „die müssen wir knacken“.

Peschel: „Wir starten klein, aber wenn jetzt der Support von der Politik und von Investoren kommt, können wir richtig loslegen.“ Kitepower lässt die Komponenten extern produzieren. In Holland beschäftigt das Spin-off der TU Delft derzeit 25 Menschen.

Wrage sprach von 20 Cent/kWh bei Skysails, es sei aber erstens noch viel handgemacht und zweitens würden sich die LCOE mit der nächsten Generation und doppelter installierter Leistung (400 MW) halbieren und mit der übernächsten Generation (1 MW) nochmal. In zehn Jahren spreche man von „irgendetwas unter 4 Cent/kWh“.

Schon heute stünden die Skysails-Anlagen klassischerweise dort, wo Strom sonst
teuer produziert wird, Graustrom wegreguliert wird oder wo es sonst schlicht keine Elektrizität gibt, etwa an Baustellen. Sie ersetzten zudem Dieselgeneratoren, deren Strom 60 bis 100 Cent/kWh kosteten.

Wie weit Skysails und Kitepower sind

Auf die Frage dieser Redaktion, wann die Erfinder von der Entwicklungs- in die industrielle Produktionsphase kommen, sagte Stephan Wrage von Skysails, man sei über die Phase eines Prototypen hinaus. Und erstmals gebe es jetzt eine gemessene Lastkurve eines Skysails-Drachens gemäß Windkraft-Norm.

Kitepower testet noch bis 2025, so Johannes Peschel, eine Anlage zusammen mit RWE vor Irlands Küste (floating offshore). Sind die Tests ausgewertet, gehen ihm zufolge im selben Jahr die ersten Anlagen an Kunden und gehen in Betrieb.

Freitag, 27.09.2024, 17:33 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft - Militärs testen Höhen-Windkraft
Von Höhenwindkraft überzeugt: Johannes Peschel (Kitepower), Dennis Rendschmidt (VDMA Power Systems), Stephan Wrage (Skysails). Quelle: E&M / Georg Eble
Windkraft
Militärs testen Höhen-Windkraft
Zwei Entwickler von Windkraft-Drachen melden Erfolge. Gleichzeitig klagen sie, dass ihre Technologie im politischen Windschatten ist, und finden im VDMA Power Systems einen Verbündeten.
Das niederländische Militär und die Nato testen nach Angaben von Mitgründer Johannes Peschel das Höhenwindkraft-System des niederländischen Unternehmens Kitepower. Die Anlagen ohne Turm, bei denen ein Kitesegel in Luftschichten oberhalb klassischer Windenergieanlagen mit seinen Bewegungen Strom erzeugt, haben nach seinen Worten für die Militärs den Vorteil, dass sie günstiger sind gegenüber dem militärischen Generatordiesel, der bis zu 12 Euro/Liter (inklusive der militärischen Logistik) zu Buche schlägt. Nicht zuletzt machen sie auch teure und verlustreiche Nachschub-Konvoys überflüssig.

Sicherlich seien die Segel in 300 Metern Höhe leichter vom Feind aufzuklären als ein Dieselaggregat am Boden, so Peschel auf Anfrage dieser Redaktion bei einem Pressegespräch des Fachverbandes VDMA Power Systems während der Messe Wind Energy. An einen Einsatz an einer Front sei gar nicht gedacht, sondern vielmehr im Hinterland bei militärischen Infrastruktur-Projekten. Auch die Mobilität des von zwei Menschen tragbaren Kites und des in einem 20-Fuß-Container zu transportierenden Gesamtsystems schlage jene der Windräder um Längen.

Strom in 300 Meter Höhe produzieren 

Strom einfach in 300 Metern Höhe zu produzieren, wo Kites dem Wind aus allen Richtungen mit einer automatischen Steuerung nachtänzeln und via Seilwinde einen Generator antreiben, ohne Turm, ohne Fundament – diese Vision ist fast zu schön, um wahr zu sein. Aus Sicht von Johannes Peschel von Kitepower und von Stephan Wrage, Gründer des Wettbewerbers Skysails, verlässt sie gerade das Entwicklungsstadium, wird wirtschaftlicher, hat das Zeug zur Energierevolution, verharrt aber gegenüber den Windtürmen noch im lobbyistisch-politischen Windschatten.

Mit ihrer Einschätzung haben die Gründer in Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems, einen Fürsprecher gefunden, und so lud er während der Wind Energy zu einer rein der Höhenwindkraft gewidmeten Presseveranstaltung und sagte: „In der öffentlichen Wahrnehmung ist sie unterbelichtet, sie wird nicht so wahrgenommen, wie sie es verdient hätte. Dabei könnte sie eine komplementäre Lösung für die Energiewende sein.“

Das Wort „könnte“ würde Stephan Wrage, der seit 2016 als Gründer von Skysails an Höhenenergie tüftelt, höchstwahrscheinlich durch „wird“ ersetzen: Der Stromertrag ist in den windigeren Höhen um die Hälfte größer als bei klassischen Windkraftanlagen und die 5000 Volllaststunden im Jahr kommen in die Nähe von Grundlast. Vom Windatlanten her sieht Wrage allein in Deutschland ein Standort-Potenzial von 19.000 bis 20.000 MW.

Kosten pro kWh müssen runter

Freilich müssten die auf die kWh umgelegten Kosten (Levelized Cost of Energy, LCOE) noch deutlich sinken, das räumt Stephan Wrage genauso ein wie Johannes Peschel. Peschel antwortete auf den Hinweis vom VDMA, Fraunhofer habe in einer Studie von niedrigen 2 Cent/kWh gesprochen, nach den Modellen von Kitepower sei es „möglich, in diesen Bereich zu kommen“. Derzeit seien es 11 Cent, „die müssen wir knacken“.

Peschel: „Wir starten klein, aber wenn jetzt der Support von der Politik und von Investoren kommt, können wir richtig loslegen.“ Kitepower lässt die Komponenten extern produzieren. In Holland beschäftigt das Spin-off der TU Delft derzeit 25 Menschen.

Wrage sprach von 20 Cent/kWh bei Skysails, es sei aber erstens noch viel handgemacht und zweitens würden sich die LCOE mit der nächsten Generation und doppelter installierter Leistung (400 MW) halbieren und mit der übernächsten Generation (1 MW) nochmal. In zehn Jahren spreche man von „irgendetwas unter 4 Cent/kWh“.

Schon heute stünden die Skysails-Anlagen klassischerweise dort, wo Strom sonst
teuer produziert wird, Graustrom wegreguliert wird oder wo es sonst schlicht keine Elektrizität gibt, etwa an Baustellen. Sie ersetzten zudem Dieselgeneratoren, deren Strom 60 bis 100 Cent/kWh kosteten.

Wie weit Skysails und Kitepower sind

Auf die Frage dieser Redaktion, wann die Erfinder von der Entwicklungs- in die industrielle Produktionsphase kommen, sagte Stephan Wrage von Skysails, man sei über die Phase eines Prototypen hinaus. Und erstmals gebe es jetzt eine gemessene Lastkurve eines Skysails-Drachens gemäß Windkraft-Norm.

Kitepower testet noch bis 2025, so Johannes Peschel, eine Anlage zusammen mit RWE vor Irlands Küste (floating offshore). Sind die Tests ausgewertet, gehen ihm zufolge im selben Jahr die ersten Anlagen an Kunden und gehen in Betrieb.

Freitag, 27.09.2024, 17:33 Uhr
Georg Eble

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