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Energie & Management > Windkraft Offshore - „Netzinvestitionen zehnmal so günstig wie Redispatch“
Von links: Daniel Brickwell (Ocean Breeze), Kathrin Ballerstein (Tennet), Henrich Quick (50 Hertz), Peter Barth (Amprion), Rainer Heidorn (Moderator). Quelle: E&M / Georg Eble
Windkraft Offshore

„Netzinvestitionen zehnmal so günstig wie Redispatch“

Die Milliardenkosten für kurzfristige Eingriffe in Kraftwerke sind Thema auf der Windforce gewesen. Ein Netzbetreiber plädierte dabei für Netzinvestitionen mit rein europäischen Teilen.
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich auf der Windforce Conference in Bremerhaven unter Beifall dafür ausgesprochen, die deutschen Redispatchkosten konsequenter durch Netzausbau und -optimierung in den Griff zu kriegen und die Lieferkette dafür rein europäisch zu organisieren.

Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion-Tochter Amprion Offshore, warnte mit Blick auf den Aufstieg von Populisten in der Europawahl am 9. Juni: Wenn die Eingriffe in die Kraftwerks-Fahrweise zum Ausgleich des Stromsystems weiter „explodieren, sprengen wir diese Gesellschaft“. Die Redispatch-Rechnungen erhöhten „sofort“ die Strompreise und damit auch die aller Verbraucherprodukte. Gegenmaßnahmen müssten Netzinvestitionen und -optimierungen sowie eine „maximale Wertschöpfung in Deutschland und Europa“ sein.

Barth gab als „Faustformel“ an, dass Netzinvestitionen immer noch wirtschaftlich seien, wenn sie das Zehnfache des damit vermiedenen Redispatch kosten. Die Redispatch-Kosten waren nach niedrigen dreistelligen Millionenbeträgen im Jahr 2022 auf mehr als 4 Milliarden Euro sprunghaft gestiegen und 2023 durch die Inbetriebnahme einiger neuer Leitungen auf 3 Milliarden Euro gesunken. „Wir hätten also jedes Jahr 30 Milliarden Euro ins Netz investieren können und wären immer noch im Vorteil“, verdeutlichte der Amprion-Manager.

Gleichzeitig erklärte Barth stolz, „keinen einzigen“ der Milliardenaufträge von Amprion nach Asien vergeben zu haben, obwohl die Angebote „5 bis 10 Prozent günstiger“ gewesen seien. Durch eine europäische Lieferkette aber schlage Deutschland mehrere Fliegen mit einer Klappe:
  • Die angedachte Herstellung von Konverter-Plattformen am Tagungsort Bremerhaven, im niedersächsischen Papenburg und in Rostock sichere Arbeitsplätze und nehme den Beschäftigten dort Zukunftssorgen.
  • Zum Teil habe es auf „multimilliardenschwere“ Ausschreibungen überhaupt kein Angebot gegeben. Das würde sich mit einer eigenen industriellen Basis ändern.
  • Die „nach dem stupiden Bleistift“ günstigen asiatischen Gebote um Komponenten seien mit höheren geopolitischen und technischen Ausfallrisiken behaftet, wie man allein an dem Beschuss von Frachtschiffen im Roten Meer durch Huthimilizen oder dem Untergang eines mit Kabel beladenen Schiffs im Mittelmeer vor zehn Jahren sehe.
  • Müsse der Transport um Afrika herum führen, weil die Suezkanal-Route zu riskant oder wieder blockiert ist, sei die Produktion in Deutschland ohne entsprechende Frachtkosten „deutlich günstiger“ und stoße weniger CO2 aus.
  • Von Moderator Rainer Heidorn, einem auf Erneuerbare spezialisierten Anwalt, nach dem deutschen Lieferkettengesetz gefragt, sagte Barth, bei allen seinen „Nachteilen“ helfe die Haftung für menschenwürdige Produktionsbedingungen in der Zuliefererkette „argumentativ, Entscheidungen in Unternehmen (zugunsten des Standorts Europa, die Redaktion) durchzusetzen“. Als Traditionsunternehmen verfüge Amprion nicht über die Mitarbeiter, die in China oder Dubai nachschauen könnten, ob etwa Kinderarbeit verrichtet wird. „In Bremerhaven oder Papenburg kann ich die Werften und die Menschen sehen“, verdeutlichte Barth.
Wäsche bei Wind waschen

Kathrin Ballerstein, Direktorin für Energiesystemplanung bei Tennet, erinnerte daran, dass die ÜNB nicht nur auf platten Leitungsausbau setzten, sondern auch auf den effizienteren Gebrauch der vorhandenen Infrastruktur. Eine der nötigen Maßnahmen sei die Flexibilisierung der Last, die nicht bei relativ einfach herunterzuregelnden Kühlhäusern oder Rechenzentren stehen bleiben dürfe, sondern auch die Haushalte erfassen müsse. Hier müssten Preissignale gesetzt werden. Ballerstein brachte ihre Forderung mit einem Bild auf den Punkt: „Wir werden sehen, dass wir die Wäsche zuhause waschen müssen, wenn der Wind gut weht.“

Donnerstag, 13.06.2024, 17:16 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - „Netzinvestitionen zehnmal so günstig wie Redispatch“
Von links: Daniel Brickwell (Ocean Breeze), Kathrin Ballerstein (Tennet), Henrich Quick (50 Hertz), Peter Barth (Amprion), Rainer Heidorn (Moderator). Quelle: E&M / Georg Eble
Windkraft Offshore
„Netzinvestitionen zehnmal so günstig wie Redispatch“
Die Milliardenkosten für kurzfristige Eingriffe in Kraftwerke sind Thema auf der Windforce gewesen. Ein Netzbetreiber plädierte dabei für Netzinvestitionen mit rein europäischen Teilen.
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich auf der Windforce Conference in Bremerhaven unter Beifall dafür ausgesprochen, die deutschen Redispatchkosten konsequenter durch Netzausbau und -optimierung in den Griff zu kriegen und die Lieferkette dafür rein europäisch zu organisieren.

Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion-Tochter Amprion Offshore, warnte mit Blick auf den Aufstieg von Populisten in der Europawahl am 9. Juni: Wenn die Eingriffe in die Kraftwerks-Fahrweise zum Ausgleich des Stromsystems weiter „explodieren, sprengen wir diese Gesellschaft“. Die Redispatch-Rechnungen erhöhten „sofort“ die Strompreise und damit auch die aller Verbraucherprodukte. Gegenmaßnahmen müssten Netzinvestitionen und -optimierungen sowie eine „maximale Wertschöpfung in Deutschland und Europa“ sein.

Barth gab als „Faustformel“ an, dass Netzinvestitionen immer noch wirtschaftlich seien, wenn sie das Zehnfache des damit vermiedenen Redispatch kosten. Die Redispatch-Kosten waren nach niedrigen dreistelligen Millionenbeträgen im Jahr 2022 auf mehr als 4 Milliarden Euro sprunghaft gestiegen und 2023 durch die Inbetriebnahme einiger neuer Leitungen auf 3 Milliarden Euro gesunken. „Wir hätten also jedes Jahr 30 Milliarden Euro ins Netz investieren können und wären immer noch im Vorteil“, verdeutlichte der Amprion-Manager.

Gleichzeitig erklärte Barth stolz, „keinen einzigen“ der Milliardenaufträge von Amprion nach Asien vergeben zu haben, obwohl die Angebote „5 bis 10 Prozent günstiger“ gewesen seien. Durch eine europäische Lieferkette aber schlage Deutschland mehrere Fliegen mit einer Klappe:
  • Die angedachte Herstellung von Konverter-Plattformen am Tagungsort Bremerhaven, im niedersächsischen Papenburg und in Rostock sichere Arbeitsplätze und nehme den Beschäftigten dort Zukunftssorgen.
  • Zum Teil habe es auf „multimilliardenschwere“ Ausschreibungen überhaupt kein Angebot gegeben. Das würde sich mit einer eigenen industriellen Basis ändern.
  • Die „nach dem stupiden Bleistift“ günstigen asiatischen Gebote um Komponenten seien mit höheren geopolitischen und technischen Ausfallrisiken behaftet, wie man allein an dem Beschuss von Frachtschiffen im Roten Meer durch Huthimilizen oder dem Untergang eines mit Kabel beladenen Schiffs im Mittelmeer vor zehn Jahren sehe.
  • Müsse der Transport um Afrika herum führen, weil die Suezkanal-Route zu riskant oder wieder blockiert ist, sei die Produktion in Deutschland ohne entsprechende Frachtkosten „deutlich günstiger“ und stoße weniger CO2 aus.
  • Von Moderator Rainer Heidorn, einem auf Erneuerbare spezialisierten Anwalt, nach dem deutschen Lieferkettengesetz gefragt, sagte Barth, bei allen seinen „Nachteilen“ helfe die Haftung für menschenwürdige Produktionsbedingungen in der Zuliefererkette „argumentativ, Entscheidungen in Unternehmen (zugunsten des Standorts Europa, die Redaktion) durchzusetzen“. Als Traditionsunternehmen verfüge Amprion nicht über die Mitarbeiter, die in China oder Dubai nachschauen könnten, ob etwa Kinderarbeit verrichtet wird. „In Bremerhaven oder Papenburg kann ich die Werften und die Menschen sehen“, verdeutlichte Barth.
Wäsche bei Wind waschen

Kathrin Ballerstein, Direktorin für Energiesystemplanung bei Tennet, erinnerte daran, dass die ÜNB nicht nur auf platten Leitungsausbau setzten, sondern auch auf den effizienteren Gebrauch der vorhandenen Infrastruktur. Eine der nötigen Maßnahmen sei die Flexibilisierung der Last, die nicht bei relativ einfach herunterzuregelnden Kühlhäusern oder Rechenzentren stehen bleiben dürfe, sondern auch die Haushalte erfassen müsse. Hier müssten Preissignale gesetzt werden. Ballerstein brachte ihre Forderung mit einem Bild auf den Punkt: „Wir werden sehen, dass wir die Wäsche zuhause waschen müssen, wenn der Wind gut weht.“

Donnerstag, 13.06.2024, 17:16 Uhr
Georg Eble

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