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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Die Solarwende entstauben
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Aus Der Aktuellen Ausgabe

Die Solarwende entstauben

Verschmutzungen auf der PV-Anlage kosten schon bald viel Ertrag. Doch wann soll sie gereinigt werden? Das Start-up Sun-X hat darauf vielleicht die exaktesten Antworten. E&M war dort.
Pascal Liebold hatte sich schon mit 19 mit einem auf PV-Oberflächen spezialisierten Reinigungsunternehmen selbstständig gemacht, nachdem der gelernte Zimmermann seinen Eltern eine PV-Anlage aufs Dach gebracht hatte. Sein Team war bundesweit unterwegs. Immer wieder stellten ihm Anlagenbetreiber die gleiche Frage: „Wann und wie oft muss gereinigt werden?“

„Die natürliche Luftverschmutzung mindert den Stromertrag von Solaranlagen pro Jahr um 3 bis 5 Prozent“, sagt Liebold beim E&M-Besuch in einem Gewerbegebiet im Erdinger Moos. Pollen, Saharastaub, Ammoniakdämpfe in landwirtschaftlichen Betrieben, Reifenabrieb in der Nähe von Fernstraßen − all das legt sich aufs Glas der PV-Module. Allein in Deutschland lassen sich PV-Anlagenbetreiber pro Jahr 600  Millionen Euro Einspeisevergütung entgehen, weil sie die Oberfläche verstauben lassen. Der dadurch gar nicht erst erzeugte Ökostrom fehlt der Energiewende ebenfalls.

Algorithmus schlägt Bauchgefühl

Liebold wollte die Dauerfrage nach dem optimalen Reinigungszeitpunkt physikalisch-betriebswirtschaftlich exakt beantworten. Die Antwort hieß Sun-X-Gruppe, die zweite Gründung des heute 31-Jährigen, zusammen mit seiner Mutter Claudia Grote-Liebold.

Das Ergebnis besteht seit 2023 in Zusammenarbeit mit Sensoric Bayern aus Regensburg aus einem Sensor, der den Verschmutzungsgrad der Oberfläche ermittelt. Aus einem Algorithmus, der das Messergebnis mit der örtlichen Verschmutzungssituation, dem anlagenspezifischen Vergütungssatz und vielen anderen Variablen verschneidet. Aus einer Cloud, die den optimalen Reinigungszeitpunkt empfiehlt. Und aus dem Reinigungsroboter selbst, der auf dem Glas platziert wird. Liebold wurde vom Dienstleister zum Hersteller.

Die potenziellen Wettbewerber seiner ersten Gründung wurden nun Kunden seiner zweiten. „In Deutschland haben wir schon 30 Reinigungspartner, Tendenz stark steigend“, zählt Liebold. „Wir haben mittlerweile knapp 150 Maschinen auf fünf Kontinenten stehen.“

Täglich werden derzeit im Erdinger Moos drei Chassis mit Elektromotor, Kettensystem, Bürsten und vielem mehr endmontiert. 90 Prozent made in Germany. Aus China sind nur die Akkus des Roboters. „Von anderswo kriegt man nichts Fertiges auf dem Markt“, sagt Liebold.

Eine Leiter kann reichen

Es gibt mittlerweile sogar Wettbewerber mit Drohnenrobotern. Auf die Frage nach den Alleinstellungsmerkmalen von Sun-X antwortet Liebold wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind die Ersten am Markt, die den perfekten Reinigungszeitpunkt algorithmusbasiert ermitteln.“ Auch mit den Dachneigungen von bis zu 25 Grad, für die Sun-X-Roboter TÜV-zertifiziert sind, sei Sun-X/Sunbotics „führend“.

Außerdem lasse sich der Roboter nicht nur mittels Arbeitsbühne − die das Start-up mittlerweile ebenfalls verkauft oder vermietet − auf Dächer bringen, sondern auch nur mit einer Leiter, wenn sie hoch genug ist. Die Komponenten lassen sich leicht auseinanderbauen, einzeln hochtragen und wieder einhängen.

Und schließlich müssen die Kunden nur eine Bürstenkonstruktion für alle Anwendungen kaufen und deren Breite selbst anpassen. Liebold fasst zusammen: „Wir haben eine Maschine entwickelt, die effizient viel reinigt. Ein Mann kann damit 22.000 Quadratmeter Dachfläche pro Tag reinigen.“ Das entspricht 4 MW.

Der Algorithmus ersetzt das Bauchgefühl: „Normalerweise lassen landwirtschaftliche Betriebe ihre PV-Anlagen nur einmal im Jahr reinigen. Bis jetzt hat unser Algorithmus immer ergeben, dass es sich für sie früher schon rechnet“, sagt Liebold.

Die Roboter reinigen normalerweise nur mit Frischwasser aus einem Anschluss des Endkunden. Es wird vorher entkalkt. „Nach einem einzigen Spülgang ist das Glas in der Regel rückstandsfrei“, so Liebold. Eine Ausnahme erwähnt er selbst: metallverarbeitende Betriebe, wo sich oxidierter Metallstaub aufs Glas legt und sich teilweise einbrennt. Ist ein Reinigungszusatz nötig, muss er biologisch sein, das verlangen allein schon die Bauern, das will aber auch Liebold so. Die Reiniger steuern den Roboter aus der Ferne. Sensor und Roboter sind allerdings machtlos bei Flechten- und Moosbesatz, der allmählich die Spalte zwischen Modul und Rahmen öffnet und separate Reparaturen erfordert.

Inzwischen zählen zu den Kunden auch Industrie- und Gewerbebetriebe mit PV-Dachanlagen sowie Solarparkbetreiber, zu einem geringeren Teil auch Eigner von Einfamilienhäusern. Mit dem Geld aus einem Crowdfunding, das demnächst endet, will das Start-up mehr Sensoren fertigen lassen.

Mittlerweile beschäftigt die Sun-X-Gruppe 30 Menschen, man stellt vom 19. bis 21. Juni zum vierten Mal auf der Intersolar aus. Was Pascal Liebold antreibt? „Ich will Technologie in den Markt bringen und etwas für die Energiewende tun.“

 
Gründungschef Pascal Liebold steuert
im Showroom von Sun-X einen PV-Reinigungsroboter
Quelle: E&M/Georg Eble

 

Dienstag, 4.06.2024, 09:00 Uhr
Georg Eble
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Die Solarwende entstauben
Verschmutzungen auf der PV-Anlage kosten schon bald viel Ertrag. Doch wann soll sie gereinigt werden? Das Start-up Sun-X hat darauf vielleicht die exaktesten Antworten. E&M war dort.
Pascal Liebold hatte sich schon mit 19 mit einem auf PV-Oberflächen spezialisierten Reinigungsunternehmen selbstständig gemacht, nachdem der gelernte Zimmermann seinen Eltern eine PV-Anlage aufs Dach gebracht hatte. Sein Team war bundesweit unterwegs. Immer wieder stellten ihm Anlagenbetreiber die gleiche Frage: „Wann und wie oft muss gereinigt werden?“

„Die natürliche Luftverschmutzung mindert den Stromertrag von Solaranlagen pro Jahr um 3 bis 5 Prozent“, sagt Liebold beim E&M-Besuch in einem Gewerbegebiet im Erdinger Moos. Pollen, Saharastaub, Ammoniakdämpfe in landwirtschaftlichen Betrieben, Reifenabrieb in der Nähe von Fernstraßen − all das legt sich aufs Glas der PV-Module. Allein in Deutschland lassen sich PV-Anlagenbetreiber pro Jahr 600  Millionen Euro Einspeisevergütung entgehen, weil sie die Oberfläche verstauben lassen. Der dadurch gar nicht erst erzeugte Ökostrom fehlt der Energiewende ebenfalls.

Algorithmus schlägt Bauchgefühl

Liebold wollte die Dauerfrage nach dem optimalen Reinigungszeitpunkt physikalisch-betriebswirtschaftlich exakt beantworten. Die Antwort hieß Sun-X-Gruppe, die zweite Gründung des heute 31-Jährigen, zusammen mit seiner Mutter Claudia Grote-Liebold.

Das Ergebnis besteht seit 2023 in Zusammenarbeit mit Sensoric Bayern aus Regensburg aus einem Sensor, der den Verschmutzungsgrad der Oberfläche ermittelt. Aus einem Algorithmus, der das Messergebnis mit der örtlichen Verschmutzungssituation, dem anlagenspezifischen Vergütungssatz und vielen anderen Variablen verschneidet. Aus einer Cloud, die den optimalen Reinigungszeitpunkt empfiehlt. Und aus dem Reinigungsroboter selbst, der auf dem Glas platziert wird. Liebold wurde vom Dienstleister zum Hersteller.

Die potenziellen Wettbewerber seiner ersten Gründung wurden nun Kunden seiner zweiten. „In Deutschland haben wir schon 30 Reinigungspartner, Tendenz stark steigend“, zählt Liebold. „Wir haben mittlerweile knapp 150 Maschinen auf fünf Kontinenten stehen.“

Täglich werden derzeit im Erdinger Moos drei Chassis mit Elektromotor, Kettensystem, Bürsten und vielem mehr endmontiert. 90 Prozent made in Germany. Aus China sind nur die Akkus des Roboters. „Von anderswo kriegt man nichts Fertiges auf dem Markt“, sagt Liebold.

Eine Leiter kann reichen

Es gibt mittlerweile sogar Wettbewerber mit Drohnenrobotern. Auf die Frage nach den Alleinstellungsmerkmalen von Sun-X antwortet Liebold wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind die Ersten am Markt, die den perfekten Reinigungszeitpunkt algorithmusbasiert ermitteln.“ Auch mit den Dachneigungen von bis zu 25 Grad, für die Sun-X-Roboter TÜV-zertifiziert sind, sei Sun-X/Sunbotics „führend“.

Außerdem lasse sich der Roboter nicht nur mittels Arbeitsbühne − die das Start-up mittlerweile ebenfalls verkauft oder vermietet − auf Dächer bringen, sondern auch nur mit einer Leiter, wenn sie hoch genug ist. Die Komponenten lassen sich leicht auseinanderbauen, einzeln hochtragen und wieder einhängen.

Und schließlich müssen die Kunden nur eine Bürstenkonstruktion für alle Anwendungen kaufen und deren Breite selbst anpassen. Liebold fasst zusammen: „Wir haben eine Maschine entwickelt, die effizient viel reinigt. Ein Mann kann damit 22.000 Quadratmeter Dachfläche pro Tag reinigen.“ Das entspricht 4 MW.

Der Algorithmus ersetzt das Bauchgefühl: „Normalerweise lassen landwirtschaftliche Betriebe ihre PV-Anlagen nur einmal im Jahr reinigen. Bis jetzt hat unser Algorithmus immer ergeben, dass es sich für sie früher schon rechnet“, sagt Liebold.

Die Roboter reinigen normalerweise nur mit Frischwasser aus einem Anschluss des Endkunden. Es wird vorher entkalkt. „Nach einem einzigen Spülgang ist das Glas in der Regel rückstandsfrei“, so Liebold. Eine Ausnahme erwähnt er selbst: metallverarbeitende Betriebe, wo sich oxidierter Metallstaub aufs Glas legt und sich teilweise einbrennt. Ist ein Reinigungszusatz nötig, muss er biologisch sein, das verlangen allein schon die Bauern, das will aber auch Liebold so. Die Reiniger steuern den Roboter aus der Ferne. Sensor und Roboter sind allerdings machtlos bei Flechten- und Moosbesatz, der allmählich die Spalte zwischen Modul und Rahmen öffnet und separate Reparaturen erfordert.

Inzwischen zählen zu den Kunden auch Industrie- und Gewerbebetriebe mit PV-Dachanlagen sowie Solarparkbetreiber, zu einem geringeren Teil auch Eigner von Einfamilienhäusern. Mit dem Geld aus einem Crowdfunding, das demnächst endet, will das Start-up mehr Sensoren fertigen lassen.

Mittlerweile beschäftigt die Sun-X-Gruppe 30 Menschen, man stellt vom 19. bis 21. Juni zum vierten Mal auf der Intersolar aus. Was Pascal Liebold antreibt? „Ich will Technologie in den Markt bringen und etwas für die Energiewende tun.“

 
Gründungschef Pascal Liebold steuert
im Showroom von Sun-X einen PV-Reinigungsroboter
Quelle: E&M/Georg Eble

 

Dienstag, 4.06.2024, 09:00 Uhr
Georg Eble

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