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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Stadtwerke Bonn nun im Wettbewerb um öffentliche Ladestationen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Elektrofahrzeuge

Stadtwerke Bonn nun im Wettbewerb um öffentliche Ladestationen

Die letzten Monopole bei E-Ladesäulen fallen. Auch Bonn lässt auf öffentlichen Flächen nicht mehr nur die Stadtwerke Stromzapfstellen aufstellen. Damit ist ein Ratsbeschluss hinfällig.
Ein gültiger Ratsbeschluss hat in Bonn keine Wirkung mehr. Das Aufstellen von Ladestationen für Elektrofahrzeuge auf städtischen Flächen sollte demnach den Stadtwerken Bonn Energie und Wasser (SWB) vorbehalten bleiben. Nun steht mit dem ehemals unter dem Namen „OnCharge“ bekannten Unternehmen bereits der erste Drittanbieter in den Startlöchern.

Die Verwaltung der Bundesstadt teilt in einer aktuellen Vorlage für den Rat mit, dass der ausschließliche Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Stadtwerke aus Kartell- und Beihilferechtsgründen problematisch sei. Im Dezember 2021 hatte die Lokalpolitik beschlossen, den flächendeckenden Zubau komplett in die Hände der SWB zu legen.

Die Verwaltung ist um den Eindruck bemüht, den Ratsbeschluss nicht so verstanden zu haben, dass andere Anbieter aus dem öffentlichen Raum auszuschließen seien. Um sich gegenüber dem Kartellamt nicht angreifbar zu machen, nimmt die Stadt Bonn den Schwenk nun allerdings unverzüglich vor. Eigentlich sollte der weitere Ausbau zunächst in einem Standortkonzept dokumentiert sein. Dieses will Bonn nicht länger abwarten, da „inzwischen vermehrt Anträge auch anderer Anbieter“ vorlägen.

Oncharge-Aufkäufer Wirelane scharrt schon mit den Hufen

Zu diesen zählt das Münchener Unternehmen Oncharge, das seit der Übernahme durch den Ladeinfrastruktur-Anbieter Wirelane im August 2023 den Namen „Wirelane Public Charging Germany GmbH“ trägt. Wirelane muss nun fünf bereits gestellte Anträge an die neuen Bestimmungen der Stadt Bonn anpassen. Denn die Verwaltung greift dem Standortkonzept mit dem Erteilen von „Sondernutzungserlaubnissen“ vor, für die gewisse Bedingungen gelten.

Die Möglichkeit, eine Ausnahmeerlaubnis zu erhalten, sei gleichfalls für die Stadtwerke gegeben, so das Rathaus. Wirelane hat noch 35 weitere Standorte in Bonn auf dem Zettel, erklärte Geschäftsführerin Denise Temp auf Anfrage unserer Redaktion. Die Münchener haben sich auf Säulen mit langsamem Laden (AC/bis 22 kW) spezialisiert.

Für die Stadtwerke Bonn ändert sich die Ausbaustrategie durch den Beschluss grundlegend. Bislang war das Unternehmen davon ausgegangen, bis Ende 2025 650 öffentliche Ladepunkte installieren zu können. Für diesen Masterplan hatte der Rat mit dem Beschluss aus 2021 grünes Licht gegeben. Durch „die zukünftige Vorgehensweise der Stadtverwaltung“ seien die Planungen nun „gegebenenfalls“ anzupassen, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Die Stadtwerke würden sich „vorsorglich auf Mitbieter einstellen“.

Auch Münster öffnet den Markt - Frankfurt ohnehin nur mit Privaten

Zuletzt hatten auch die Stadtwerke Münster den alleinigen Zugriff auf öffentliche Flächen in der Domstadt verloren (wir berichteten). Dort hat die Kommune jüngst in einem Verfahren 56 Standorte vergeben. Bewerber erhielten den Zuschlag für vier in einem Los zusammengefasste Aufstellorte, deren Säulen über jeweils zwei Ladepunkte verfügen werden. Die Stadtwerke Münster ergatterten zwei Lose und dürfen im Jahresverlauf entsprechend acht Ladestationen neu bauen.

Hintergrund der Öffnung von öffentlichen Flächen auch für Drittanbieter ist eine deutliche Positionierung des Bundeskartellamts vom vergangenen Jahr. Die ausschließliche Vergabe von E-Ladestandorten an Stadtwerke komme einem Monopol gleich und sei mit dem Kartell- und Beihilferecht nicht vereinbar, hatte Behörden-Chef Andreas Mundt erklärt.

Frankfurt am Main ist eine der Städte, bei denen der Hinweis der Kartellwächter keine Schweißperlen auf der Stirn verursacht. Denn das Stadtparlament am Römer hatte bereits 2019 beschlossen, auf eigenen Ladesäulen zu verzichten und das Feld privaten Unternehmen zu überlassen. Seither tummeln sich vier verschiedene Anbieter am Main, Oncharge kam im vergangenen Jahr als bislang letzter hinzu.

Gleich für 42 Standorte mit je zwei Ladepunkten erhielten die Münchener in der zweiten Jahreshälfte 2023 den Zuschlag. Frankfurt verfügte zu diesem Zeitpunkt im öffentlichen Raum über mehr als 160 Ladepunkte. Öffentlich zugänglich sind gleichwohl deutlich mehr Stationen, bald dürfte die 1.000er-Marke fallen. Hierunter fallen auch die Zapfstellen auf Parkplätzen an Supermärkten oder in Parkhäusern.

Donnerstag, 22.02.2024, 17:41 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Stadtwerke Bonn nun im Wettbewerb um öffentliche Ladestationen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
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Stadtwerke Bonn nun im Wettbewerb um öffentliche Ladestationen
Die letzten Monopole bei E-Ladesäulen fallen. Auch Bonn lässt auf öffentlichen Flächen nicht mehr nur die Stadtwerke Stromzapfstellen aufstellen. Damit ist ein Ratsbeschluss hinfällig.
Ein gültiger Ratsbeschluss hat in Bonn keine Wirkung mehr. Das Aufstellen von Ladestationen für Elektrofahrzeuge auf städtischen Flächen sollte demnach den Stadtwerken Bonn Energie und Wasser (SWB) vorbehalten bleiben. Nun steht mit dem ehemals unter dem Namen „OnCharge“ bekannten Unternehmen bereits der erste Drittanbieter in den Startlöchern.

Die Verwaltung der Bundesstadt teilt in einer aktuellen Vorlage für den Rat mit, dass der ausschließliche Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Stadtwerke aus Kartell- und Beihilferechtsgründen problematisch sei. Im Dezember 2021 hatte die Lokalpolitik beschlossen, den flächendeckenden Zubau komplett in die Hände der SWB zu legen.

Die Verwaltung ist um den Eindruck bemüht, den Ratsbeschluss nicht so verstanden zu haben, dass andere Anbieter aus dem öffentlichen Raum auszuschließen seien. Um sich gegenüber dem Kartellamt nicht angreifbar zu machen, nimmt die Stadt Bonn den Schwenk nun allerdings unverzüglich vor. Eigentlich sollte der weitere Ausbau zunächst in einem Standortkonzept dokumentiert sein. Dieses will Bonn nicht länger abwarten, da „inzwischen vermehrt Anträge auch anderer Anbieter“ vorlägen.

Oncharge-Aufkäufer Wirelane scharrt schon mit den Hufen

Zu diesen zählt das Münchener Unternehmen Oncharge, das seit der Übernahme durch den Ladeinfrastruktur-Anbieter Wirelane im August 2023 den Namen „Wirelane Public Charging Germany GmbH“ trägt. Wirelane muss nun fünf bereits gestellte Anträge an die neuen Bestimmungen der Stadt Bonn anpassen. Denn die Verwaltung greift dem Standortkonzept mit dem Erteilen von „Sondernutzungserlaubnissen“ vor, für die gewisse Bedingungen gelten.

Die Möglichkeit, eine Ausnahmeerlaubnis zu erhalten, sei gleichfalls für die Stadtwerke gegeben, so das Rathaus. Wirelane hat noch 35 weitere Standorte in Bonn auf dem Zettel, erklärte Geschäftsführerin Denise Temp auf Anfrage unserer Redaktion. Die Münchener haben sich auf Säulen mit langsamem Laden (AC/bis 22 kW) spezialisiert.

Für die Stadtwerke Bonn ändert sich die Ausbaustrategie durch den Beschluss grundlegend. Bislang war das Unternehmen davon ausgegangen, bis Ende 2025 650 öffentliche Ladepunkte installieren zu können. Für diesen Masterplan hatte der Rat mit dem Beschluss aus 2021 grünes Licht gegeben. Durch „die zukünftige Vorgehensweise der Stadtverwaltung“ seien die Planungen nun „gegebenenfalls“ anzupassen, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Die Stadtwerke würden sich „vorsorglich auf Mitbieter einstellen“.

Auch Münster öffnet den Markt - Frankfurt ohnehin nur mit Privaten

Zuletzt hatten auch die Stadtwerke Münster den alleinigen Zugriff auf öffentliche Flächen in der Domstadt verloren (wir berichteten). Dort hat die Kommune jüngst in einem Verfahren 56 Standorte vergeben. Bewerber erhielten den Zuschlag für vier in einem Los zusammengefasste Aufstellorte, deren Säulen über jeweils zwei Ladepunkte verfügen werden. Die Stadtwerke Münster ergatterten zwei Lose und dürfen im Jahresverlauf entsprechend acht Ladestationen neu bauen.

Hintergrund der Öffnung von öffentlichen Flächen auch für Drittanbieter ist eine deutliche Positionierung des Bundeskartellamts vom vergangenen Jahr. Die ausschließliche Vergabe von E-Ladestandorten an Stadtwerke komme einem Monopol gleich und sei mit dem Kartell- und Beihilferecht nicht vereinbar, hatte Behörden-Chef Andreas Mundt erklärt.

Frankfurt am Main ist eine der Städte, bei denen der Hinweis der Kartellwächter keine Schweißperlen auf der Stirn verursacht. Denn das Stadtparlament am Römer hatte bereits 2019 beschlossen, auf eigenen Ladesäulen zu verzichten und das Feld privaten Unternehmen zu überlassen. Seither tummeln sich vier verschiedene Anbieter am Main, Oncharge kam im vergangenen Jahr als bislang letzter hinzu.

Gleich für 42 Standorte mit je zwei Ladepunkten erhielten die Münchener in der zweiten Jahreshälfte 2023 den Zuschlag. Frankfurt verfügte zu diesem Zeitpunkt im öffentlichen Raum über mehr als 160 Ladepunkte. Öffentlich zugänglich sind gleichwohl deutlich mehr Stationen, bald dürfte die 1.000er-Marke fallen. Hierunter fallen auch die Zapfstellen auf Parkplätzen an Supermärkten oder in Parkhäusern.

Donnerstag, 22.02.2024, 17:41 Uhr
Volker Stephan

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