Der LNG-Tanker "Ish" erreicht die Regasifizierungseinheit "Gannet" in Brunsbüttel. Quelle: RWE
Eine Gasmangellage kann sich der Speicherverband „INES“ im kommenden Winter nur bei extrem niedrigen Temperaturen vorstellen. Wie im vergangenen Jahr sind die Lagerstätten gut gefüllt.
Die Initiative Energien Speichern hat am 10.
Juli ihr regelmäßiges Update zur Lage der Gasversorgung in Deutschland vorgestellt. Darin betrachtet sie erstmals den kommenden Winter. Die Gasspeicher können vor dem Winter 2024/2025, so die Berechnungen des Branchenverbandes, unabhängig vom Temperaturniveau erneut vollständig befüllt werden. Die gesetzlichen Füllstandsvorgaben in Höhe von 85
Prozent am 1.
Oktober 2024 und 95
Prozent am 1.
November 2024 können
eingehalten werden.
Wie im vergangenen Jahr ist zu erwarten, dass diese Vorgaben deutlich überschritten werden. Sie waren als Reaktion auf die gedrosselten und später ganz gestoppten Lieferungen aus Russland 2022 eingeführt worden. Damals war man mit wenig beruhigenden Speicherständen auf den Winter zugesteuert und konnte die Gasversorgung nur durch staatlich geförderte Zukäufe zu horrenden Preisen sichern.
Im Unterschied zum Sommer haben die unterschiedlichen Temperaturniveaus im Winter einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Speicherfüllstände. Aufgrund sinkender Temperaturen wird der Gasverbrauch nach den von Ines ausgearbeiteten Szenarien ab Oktober deutlich ansteigen. Bei normalen Temperaturen verdoppelt sich der Gasverbrauch im Oktober bereits gegenüber dem Vormonat. Einen Monat später steigen die Gasverbräuche im Monatsmittel so weit an, dass bei normalen Temperaturen erstmals ausgespeichert werden muss.
|
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken Quelle: Ines |
Bleibt das Temperaturniveau im Bereich normaler oder hoher Temperaturen, dann werden die Gasspeicher bis zum Ende des Winters im April 2025 auf einen Füllstand zwischen 35 und 69
Prozent geleert. In beiden Szenarien kann die gesetzliche Füllstandsvorgabe von 40
Prozent am 1.
Februar 2025 eingehalten werden.
Bei einem Gas-Szenario mit extrem niedrigen Temperaturen, werden die Gasspeicher bis Anfang Februar 2025 vollständig geleert. „In diesem Szenario kann ein von bisherigen Einsparungen geprägtes Verbrauchsniveau nicht mehr vollständig gedeckt werden“, so die Ines-Einschätzung. In den Berechnungen tritt dann ein Gasmangel auf, der an einzelnen Tagen rund 20
Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland beträgt. Sprich: Es wären wieder Sparmaßnahmen erforderlich.
Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann erklärte zum Juli-Update seines Verbandes: „Wie schon in den letzten beiden Wintern würden uns extrem kalte Temperaturen in der Gasversorgung vor Herausforderungen stellen. Wir sind noch nicht über den Berg. Die Gasversorgungssicherheit, wie wir sie vor der Energiekrise gewohnt waren, ist in Deutschland noch nicht vollständig wiederhergestellt. Verbrauchseinsparungen bleiben also auch im kommenden Winter ein relevantes Thema.“
Alles hängt von Importen abAuch über die Gasimporte nach Deutschland und Europa geben die Auswertungen von Ines Aufschluss. Das meiste Gas in die Bundesrepublik liefern Belgien, die Niederlande und Norwegen. Die Menge, die als LNG an den neuen Terminalstandorten Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Mukran sowie zuvor in Lubmin ankam, ist mit rund 200
Millionen kWh am Tag vergleichsweise gering.
Über europäische Terminals wurden zwischen Juli 2023 und Juni 2024 rund 3,7
Milliarden kWh LNG am Tag importiert. Besonders umfangreich waren die Importe über Frankreich (800
Millionen kWh pro Tag), die Niederlande (600 Millionen kWh), das Vereinigte Königreich und Belgien mit je 300
Millionen kWh. Im Süden standen Italien (400
Millionen kWh) und Spanien (500
Millionen kWh) an der Spitze.
Ungenutzte Importkapazitäten gab es besonders in Spanien mit 1,4
Milliarden kWh täglich, im Vereinigten Königreich (1,3
Milliarden kWh) und Frankreich (600
Millionen kWh).
|
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken Quelle: Ines |
Der gesamtdeutsche Gasverbrauch im Jahr 2023 war wegen der relativ warmen Witterung mit 830
Milliarden kWh eher niedrig. Die Tageshöchstlast, bestehend aus Gasverbrauch (5,4
Milliarden kWh) und Exporten (0,4
Milliarden kWh) erreichte am 9. Januar 2024 ihren Spitzenwert. Zur Deckung wurden an diesem Tag rund 3,0
Milliarden kWh (51
Prozent) aus Speichern bereitgestellt, 2,7
Milliarden kWh (47
Prozent) wurden importiert, die heimische Produktion steuerte 100
Millionen kWh (2
Prozent) bei. In dem Zusammenhang weist Ines darauf hin, dass der Einsatz der Speicher zur Deckung der Spitzenlasten den Bedarf an Importkapazitäten erheblich reduzieren kann.
...ist ein Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher und hat ihren Sitz in Berlin. Mit derzeit 16 Mitgliedern repräsentiert sie mehr als 90 Prozent der deutschen Gasspeicherkapazitäten und etwa 25 Prozent aller Gasspeicherkapazitäten in der EU. Die Mitglieder des Verbandes treiben außerdem in zahlreichen Projekten die Entwicklung von Untergrund-Wasserstoffspeichern voran.
Mittwoch, 10.07.2024, 14:56 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH