Quelle: Pixabay / Photo Mix
Konkurrenz für EnBW: Im Insolvenzverfahren von BMP Greengas verspricht der Biomethan-Versorger Landwärme mit einem Übernahmeangebot eine „erhebliche Besserstellung“ der Gläubiger.
Wochenlang sah sich der Energiekonzern EnBW gleichsam allein auf weiter Flur. Vor der ersten Gläubigerversammlung am 11. Oktober hatte das Unternehmen sein „verbindliches Angebot zur Finanzierung des Insolvenzplans“ für BMP Greengas abgegeben. Mit dem Angebot wolle man „für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten eine gute Lösung“ finden und dem Biomethan-Händler eine „Fortführungsperspektive“ bieten, erklärte ein Konzernsprecher damals. Eine Summe nannte er nicht. Medien berichteten von 120 Millionen Euro, die EnBW hinzublättern bereit ist. Dieses Angebot ist jetzt getoppt worden – durch eine „unverbindliche“ Offerte.
Im Vorfeld der entscheidenden Gläubigerversammlung am 12. Dezember habe man „ein substanziell verbessertes Finanzierungsangebot“ für den Insolvenzplan von BMP Greengas dem Gläubigerausschuss vorgelegt, teilt der Münchner Biomethan-Versorger Landwärme mit. Landwärme verspricht sich von einer Übernahme die „Realisierung erheblicher Synergien in beiden Portfolios“. Man gehe „über die bisher bekannten Angebote anderer Anbieter hinaus“, so der Wettbewerber, und strebe damit eine „erhebliche Verbesserung der Position der Gläubiger an“.
EnBW-Angebot „nicht angemessen“
Die genaue Höhe des Angebots nennt Landwärme nicht, verweist jedoch auf ein Eigenkapital „von über 100 Millionen Euro und Unterstützungszusagen von namhaften Groß- und Landesbanken im dreistelligen Millionenbereich“, womit man in der Lage sei, die Zukunft von BMP zu sichern und zu gestalten.
Einzelne Gläubiger kennen das Papier noch nicht. „Das Angebot von Landwärme liegt uns nicht vor“, berichtet Hendrik Dönnebrink gegenüber der Redaktion. Der Geschäftsführer des kommunalen Versorgungsunternehmens Medl in Mülheim an der Ruhr betont: „Angesichts der Zugeständnisse der Altkunden gegenüber BMP bietet Landwärme für ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen.“ Mit Zugeständnissen gemeint sind die Vertragsanpassungen „im mittleren dreistelligen Millionenbereich, zu denen insbesondere die Stadtwerkekunden der BMP beigetragen haben“.
Diese Zugeständnisse muss man in Relation zum Kaufpreis sehen, so Dönnebrink. Das Angebot von EnBW betrachtet der Medl-Chef „angesichts der Zukunftsaussichten der nunmehr sanierten BMP Greengas GmbH als nicht angemessen.“
„Nach wie vor nur ein verbindliches Angebot“
Gleichwohl hebt sich EnBW mit seinem Angebot ab: „Es liegt nach wie vor nur ein verbindliches Angebot vor“, teilt eine Sprecherin von BMP Greengas mit. „Unverbindliche Angebote wurden und werden im Rahmen des Insolvenzverfahrens selbstverständlich geprüft und bewertet.“ Generell, so die Unternehmenssprecherin, spiele bei der Bewertung von Angeboten auch die Umsetzungswahrscheinlichkeit eine Rolle, also zum Beispiel die Berücksichtigung kartellrechtlicher Vorgaben oder auch die Plausibilität der dem Angebot zugrundeliegenden Annahmen.
EnBW ist mit dem insolventen Biomethan-Händler indirekt verbandelt. Dieser gehört der Erdgas Südwest GmbH, an der wiederum der baden-württembergische Energieriese 79 Prozent der Anteile hält. Im Juni hatte BMP Greengas beantragt, sich unter den staatlichen Schutzschirm begeben zu dürfen, seit August läuft Insolvenzverfahren ein Eigenverwaltung. Seit Ende November steht der Insolvenzplan.
Der Verband kommunaler Unternehmen taxierte den Schaden für Stadtwerke auf bis zu 700 Millionen Euro. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sah ein Fehlverhalten der Konzernmutter: „Wir hätten von einem öffentlichen Unternehmen erwartet, dass es Verantwortung übernimmt und verhindert, dass überhaupt eine solche Situation entsteht.“
Montag, 4.12.2023, 16:36 Uhr
Manfred Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH